Der Weihnachtsmarkt in Straßburg ist Ziel eines Anschlags gewesen. Foto: AP

Der Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt ist schrecklich. Doch wie kaum eine andere Metropole kann die Stadt demonstrieren, dass man sich nicht der Gewalt und dem Bösen beugt, kommentiert Christian Gottschalk.

Straßburg - Stuttgart - Es ist zu einem traurigen Ritual geworden, der Beistand für die Opfer und deren Angehörige, die Versicherung, ganz eng mit der betroffenen Nation zusammenzustehen. Wieder ein Anschlag, wieder ein Weihnachtsmarkt, wieder Frankreich. Es ist diese „Mein-Gott-hört-dass-denn-nie-auf-Gedanke“, der einem zuerst durch den Kopf geht. Wieder einmal. Noch ist es nicht an der Zeit zu beschwören, dass wir uns unseren freiheitlichen Lebensstil nicht kaputt ängstigen dürfen. Noch ist es nicht klar, ob der Anschlag einen terroristischen Hintergrund hat, einen religiös motivierten vielleicht, oder ob ein ganz gewöhnlicher Verbrecher auf der Flucht über die Maßen durchgedreht hat. Für die Opfer ist das ohnehin egal. Noch ist es nicht klar, ob sich der Täter in den Westen abgesetzt hat, also nach Baden-Württemberg, oder in eine andere Himmelsrichtung. Es ist zu hoffen, dass wenigstens dies rasch geklärt sein wird. Ein Land jagt einen Mörder. Der ist namentlich bekannt und angeschossen, er sollte auffindbar sein.

Straßburg ist ein spezieller Ort

Und dann? Es gehört zu den politischen Gepflogenheiten zu fordern, das Leben möglichst unbeeindruckt von der Gewalt weiter zu führen wie bisher, sich nicht der Macht des Bösen zu beugen. Wo wäre das besser zu demonstrieren als in Straßburg während einer Sitzungswoche des Parlaments. Ja, so lange der Täter auf der Flucht ist, so lange die Möglichkeit besteht, dass er weiter in der Gegend ist um Unheil zu vollbringen, so lange ist es richtig, die Menschen aufzufordern, in Sicherheit zu bleiben. Doch wenn die Polizei – hoffentlich recht bald – einen erfolgreichen Zugriff meldet, dann haben die Europaparlamentarier den Auftrag, mit gutem Beispiel voran zu gehen.