Sicherheitskräfte in Ankara Foto: AP

Nach dem Anschlag von Ankara wird nach den Verantwortlichen gesucht - eine Zeitung berichtet von einem syrischen Staatsbürger, der verdächtig sei. Die türkische Regierung spricht von einem Anschlag auf die gesamte Nation. 

Istanbul - Nach dem verheerenden Terroranschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara sucht die Regierung nach den Hintermännern. Ein syrischer Staatsbürger soll einem türkischen Zeitungsbericht zufolge den Bombenanschlag in Ankara verübt haben, bei dem 28 Menschen starben. Der Attentäter sei aufgrund seiner Fingerabdrücke identifiziert worden, berichtete am Donnerstag die regierungstreue Zeitung "Yeni Safak". Eine Quelle für ihre Information nannte das Blatt nicht.

Es war zunächst auch nicht möglich, eine Bestätigung dafür zu bekommen. Zu dem Anschlag hat sich bislang noch niemand bekannt. Der Syrer, dessen Name in der Zeitung genannt wurde, sei vermutlich mit Flüchtlingen aus dem türkischen Nachbarland gekommen. Beim Grenzübertritt waren seine Fingerabdrücke genommen worden, was letztlich seine Identifizierung ermöglicht habe. Das Auto, dass bei dem Anschlag genutzt wurde, wurde angeblich schon vor zwei Wochen in der türkischen Stadt Izmir gemietet. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die ersten Hinweise deuteten darauf hin, dass der Anschlag von Kämpfern der Kurdischen Arbeiterpartei PKK verübt worden sei.

Bei dem Anschlag auf einen Konvoi mit Bussen der Armee am Mittwochabend wurden nach seinen Angaben mindestens 28 Menschen getötet und 61 weitere verletzt worden. Kurtulmus sprach von einem Angriff „auf die gesamte Nation“. Die türkische Luftwaffe bombardierte am Mittwochabend Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak, wie der irakische Fernsehsender Al Sumaria berichtete. Unklar war zunächst, ob die Luftschläge im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Ankara standen, zu dem sich zunächst niemand bekannte. Die PKK greift aber immer wieder türkische Sicherheitskräfte an. Sie hat zudem angekündigt, Angriffe auf staatliche Institutionen auszuweiten.

Ziel des Anschlags im Regierungsviertel Cankaya in der Nähe des Parlaments waren nach Angaben der Armee Busse, die Angehörige der Streitkräfte transportierten. Das Militär bestätigte, dass unter den Toten Soldaten seien, machte aber keine Angaben zu deren Anzahl. Nach Angaben des Provinzgouverneurs detonierte vermutlich eine Autobombe.

Deutsche Politik reagiert entsetzt

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte nach dem Anschlag seinen Besuch in Brüssel zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise ab, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Davutoglu wollte am Donnerstag in Brüssel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zusammenkommen.

Kanzlerin Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier reagierten entsetzt auf den Bombenanschlag. „Die Bundesregierung verurteilt diesen neuerlichen terroristischen Akt auf das Schärfste“, sagte Merkel nach einer Mitteilung des Bundespresseamtes. Auch die EU und die USA verurteilten die Tat. Das Außenministerium in Washington teilte mit, man bestätige dem Nato-Partner Türkei im Kampf gegen die gemeinsame Bedrohung durch den Terrorismus aufs Neue die starke Partnerschaft beider Länder. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hofft, dass die Verantwortlichen rasch zur Rechenschaft gezogen würden. „In dieser tragischen Zeit stehen die Vereinten Nationen den Menschen und der Regierung der Türkei solidarisch zur Seite.“

Die türkische Regierung verhängte aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP - der Erdogan eine Nähe zur PKK vorwirft - verurteilte den Anschlag.

Regierung machte den IS für Tat verantwortlich

Türkische Sicherheitskräfte sind in den vergangenen Monaten vor allem in der Südosttürkei immer wieder Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK geworden. Im September starben bei einem PKK-Anschlag im südosttürkischen Ort Daglica 16 Soldaten.

Die Armee geht seit Mitte Dezember mit einer Offensive gegen PKK-Kämpfer vor, die sich in Städten im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten der Türkei verschanzt haben. In mehrere Bezirken gelten seitdem Ausgangssperren. Zuletzt hatte die Armee ihren Einsatz in der Nacht zum Mittwoch auf die Stadt Idil ausgeweitet. Ein mehr als zwei Jahre anhaltender Waffenstillstand zwischen PKK und türkischer Regierung war im Juli gescheitert. Seitdem eskaliert der Konflikt.

In der Vergangenheit kam es jedoch auch immer wieder zu Anschlägen, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im vergangenen Monat riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen mit in den Tod. Die Regierung machte den IS für diese Tat verantwortlich.

Im Oktober waren in Ankara beim schwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte der Türkei mehr als Hundert Menschen getötet worden. Ziel waren damals Teilnehmer einer regierungskritischen Friedensoperation. Die Regierung machte auch dafür den IS verantwortlich.