Nach den Schüssen auf einen Landwirt und FDP-Politiker in Hattenhofen ermittelt die Polizei am Tatort. Foto: SDMG/SDMG

Erneut ist in der Region scharf geschossen worden – und vom Schützen fehlt jede Spur. Diesmal war es ein Anschlag auf einen Landwirt und FDP-Politiker in Hattenhofen nördlich der A 8. Was weiß man über die Tat bisher?

Die rätselhafte Serie an Schüssen in der Region weiter – und hat nun ein weiteres Opfer gefunden: Auf den Göppinger FDP-Kreisrat Georg Gallus jr. ist am frühen Sonntagmorgen ein Anschlag verübt worden, bei dem er schwere Verletzungen erlitt. Der 65-jährige Landwirt und Politiker ist der Sohn des einstigen FDP-Bundespolitikers und Staatssekretärs Georg Gallus, er betreibt den in der Umgebung bekannten Uhlandhof. Die Hintergründe des Anschlags an seinem Wohnsitz in der Kreisgemeinde Hattenhofen sind noch unklar.

Die Polizei hält sich mit Details zurück – aber die wenigen bekannt gewordenen Umstände sind nicht minder rätselhaft. „Kurz nach der Tat hat die Polizei einen Anruf bekommen, dabei wurden die Schüsse gemeldet“, sagt Polizeisprecherin Andrea Wagner. Und das war am Sonntag gegen 4 Uhr: Ein Unbekannter gab mehrere Schüsse auf den 65-Jährigen ab – nach derzeitigen Erkenntnissen „wohl von außen durch ein Fenster“, so die Polizei. Das Opfer habe sich zu dieser Zeit in seiner Wohnung aufgehalten.

Warum die Tat morgens um vier?

Warum ein Täter morgens um vier sein Opfer aufsucht, und dieses offenbar zu dieser Morgenstunde noch von außen sichtbar ins Visier geraten kann – dazu machen die Ermittler, die eine Sonderkommission gegründet haben, aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. Der 65-Jährige wurde in einer Klinik operiert, Lebensgefahr bestehe nicht, so die Polizei.

Vom Schützen fehlt bisher jede Spur. Der Uhlandhof ist nicht nur ein Landwirtschaftsbetrieb mit Pferden, Schafen und Ziegen oder Produzent und Verkäufer von heimischen Weihnachtsbäumen. Die Örtlichkeit ist auch ein großer Veranstaltungsort für Privatfeste, Veranstaltungen und Partys mit einem Einzugsgebiet, das von Stuttgart über Esslingen, Göppingen und Ulm reicht, und leicht von der Autobahn 8 am Aichelberg zu erreichen ist. Von der Folge eines vorausgegangenen Festes ist dem Sprecher der Ulmer Staatsanwaltschaft, Michael Bischofberger, nichts bekannt: „Sonst gäbe es für die Ermittlungen viele Zeugen.“

Zusammenhang mit anderen Schießereien?

Die neu gebildete Sonderkommission hofft nun auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Ermittler bitten Zeugen, die Hinweise zu den Schüssen geben können, sich unter den Rufnummern 07161/ 63-2360 oder 0731/1880 zu melden. Dabei wird auch überprüft, ob ein Zusammenhang mit den Schussabgaben in den vergangenen Wochen in der Region besteht. Hierzu wurde beim Landeskriminalamt eine Ermittlungskooperation eingerichtet.

Erst am späten Freitagabend war in Stuttgart-Zuffenhausen vor einer Lokalität ein 32-Jähriger niedergeschossen worden. Das Landeskriminalamt hat die Koordinierung der Ermittlungen übernommen, nachdem in den vergangenen Wochen in Eislingen, Donzdorf, Reichenbach, Plochingen und Ostfildern in den Landkreisen Esslingen und Göppingen Schüsse abgegeben worden waren. Dabei erlitten eine 21-jährige Passantin und ein 66-jähriger Gastwirt schwere Verletzungen.

Reaktionen aus der Politik

„Ich bin zutiefst betroffen und schockiert über diese Gewalttat“, heißt es im Schreiben des Göppinger Landrats Edgar Wolff an die Mitglieder des Kreisrats zur Tat in Hattenhofen, einer rund 3000 Einwohner großen Gemeinde im Albvorland. Der FDP-Fraktionschef im Landtag, Hans-Ulrich Rülke, sagte in einer ersten Stellungnahme: „Ich bin entsetzt über die schrecklichen Nachrichten.“ Seine Gedanken seien jetzt bei dem Kommunalpolitiker und seiner Familie.