Im Radisson-Hotel in Bamako hatten Attentäter bis zu 170 Geiseln in ihrer Gewalt. Foto: dpa

Ein neuer islamistischer Terroranschlag. In einem Hotel in Mali halten Angreifer zeitweise 170 Menschen in ihrer Gewalt, darunter mindestens zwei Deutsche. Spezialeinheiten beenden die Geiselnahme.

Paris/Bamako - Nach einem islamistischen Terrorangriff auf ein Luxushotel in Malis Hauptstadt Bamako ist die Geiselnahme von zeitweise bis zu 170 Menschen beendet. Das sagte der malische Innenminister Salif Traoré am Freitag. Gegen die Terroristen, die sich im siebten Stock des Gebäudes verschanzt hatten, wurden Spezialeinheiten eingesetzt. Der Minister wollte zunächst keine abschließenden Angaben zur Zahl der Todesopfer machen. Örtliche Medien sprachen von 18 Toten.

Die Regierung hatte zuvor von nur drei getöteten Sicherheitsleuten gesprochen. Eine belgische Regionalverwaltung erklärte allerdings, einer ihrer Beamten sei bei dem Angriff ums Leben gekommen.

Die Angreifer hatten das Radisson Blu Hotel am Morgen in ihre Gewalt gebracht. Dem in Brüssel ansässigen Betreiber Rezidor zufolge waren zu dem Zeitpunkt 170 Menschen in dem Hotel. Malische Sicherheitskräfte begannen am Nachmittag, das Hotel zu stürmen. Sie wurden auch von US-Spezialeinheiten und französischen Truppen unterstützt. Über Stunden waren immer wieder Schüsse zu hören.

Unter den zeitweise als Geiseln gehaltenen Menschen waren auch zwei Deutsche, wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte. In dem bei Geschäftsleuten und Diplomaten beliebten Hotel mit 190 Zimmern befanden sich auch türkische, indische, chinesische, französische und belgische Staatsbürger.

Hollande sagte seinem malischen Kollegen Unterstützung zu

Zu dem Anschlag bekannten sich Berichten zufolge zwei mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Islamistengruppen. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira und die mauretanische Nachrichtenseite Al-Akhbar berichteten, verantwortlich seien die Terrorgruppen Al-Murabitun und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM).

Frankreichs Präsident François Hollande sprach mit seinem malischen Kollegen Ibrahim Keita und sagte ihm Unterstützung zu. „Wieder wollen Terroristen ihre barbarische Präsenz zeigen an allen Orte, an denen sie töten können, wo sie Eindruck schinden und massakrieren können“, sagte Hollande eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris. „Wir müssen einmal mehr standhaft bleiben und unsere Solidarität mit einem befreundeten Land zeigen.“

Ein Polizeibeamter in Bamako sagte am Vormittag, die Angreifer hätten jene Geiseln freigelassen, die das islamische Glaubensbekenntnis aufsagen konnten. Sie seien vor allem an westlichen Geiseln interessiert gewesen. Nach Angaben eines Mitglieds des Hotel-Sicherheitsteams nutzten die Angreifer einen Wagen mit diplomatischen Kennzeichen, um Zugang zu dem normalerweise sehr gut gesicherten Radisson zu erhalten. Medienberichten zufolge skandierten die Angreifer „Allahu Akbar“ (Gott ist am größten).

Islamistische Attentäter hatten bereits im August ein Hotel in Sévaré angegriffen. Dabei kamen 13 Menschen ums Leben, darunter fünf UN-Mitarbeiter.

In Mali hatten mit dem Terrornetz Al-Kaida verbündete Islamisten und separatistische Tuareg große Gebiete im Norden des Landes erobert, bevor sie 2013 mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückgedrängt wurden. Derzeit läuft ein internationaler Einsatz zur Stabilisierung Malis. Die UN-Mission hat momentan rund 9000 Soldaten und 1000 Polizisten in dem westafrikanischen Land stationiert.

Die Bundeswehr beteiligt sich an der Ausbildung der malischen Streitkräfte. Bundeswehr-Soldaten waren nicht unter den Geiseln im Hotel, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. In Mali sind aktuell rund 200 deutsche Soldaten als Teil der European Training Mission in Mali (EUTM Mali). Das Mandat erlaubt den Einsatz von bis zu 350 Soldaten.

Die Bundesregierung erwägt derzeit auch, den Einsatz der Bundeswehr auf den unruhigen Norden auszuweiten. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte, es sei noch zu früh zu sagen, ob der Überfall Auswirkungen auf die Planungen haben werde.