Die Gruppe „Anonymous“ hat Websites und Telegram-Kanäle des rechtsextremen Verschwörungspredigers Attila Hildmann übernommen. Auch der Kanal des ehemaligen AfD-Landtagsabgeordneten Heinrich Fiechtner ist unter der Kontrolle der Gruppe.
Stuttgart - Das Hacker-Kollektiv „Anonymous“, das die Online-Kanäle des rechtsradikalen Kochbuch-Autors Attila Hildmann übernommen hat, hat auch die Kontrolle über den Telegram-Kanal des ehemaligen baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Heinrich Fiechtner. Dies bestätigte der Stuttgarter Arzt, der immer wieder bei Demonstrationen der vom Verfassungsschutz beobachteten „Querdenker“-Bewegung auftrat: „Es handelt sich um meinen Kanal. Der Kanal hatte 37 000 Follower und war deshalb schon eine wichtige Plattform. Jetzt sehe ich alt aus.“
Die Verbindung zu dem später per Haftbefehl gesuchten Hildmann kam laut Fiechtner nach einem Kennenlernen der beiden bei einer Demo in Berlin zustande. Nachdem der Youtube-Kanal des Stuttgarter Arztes gelöscht worden war, habe Hildmann ihm Hilfe beim Aufbau eines Kanals auf der Plattform Telegram angeboten. Zwischenzeitlich haben sich die beiden laut Fiechtner aber überworfen – angeblich wegen Hildmanns antisemitischer Weltsicht. „Ich werde mich aber nicht geschlagen geben“, sagt der ehemalige AfD-Abgeordnete weiter.
Ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns hat zahlreiche Kanäle administriert
Am vergangenen Montag wurde bekannt, dass die Aktivistengruppe „Anonymous“ mehrere Websites und Telegram-Kanäle des Verschwörungspredigers Attila Hildmann übernommen hatte. Dem Bekennerschreiben der Hacker zufolge soll ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns „Anonymous“ die Zugriffsdaten vermittelt haben. Der Mann, der auf der Internetseite anonleaks.net als Kai bezeichnet wird, soll für Hildmann und dessen Umfeld etliche Kanäle und Websites administriert und moderiert haben, diverse Domains liefen demnach auf den Mann – darunter auch die von Fiechtner. Dieser behauptet zudem zu wissen, wer der Mann sei, der den Kanal betreut habe. Das Hacker-Kollektiv „Anonymous“ geht davon aus, dass viele Seiten unter der Kontrolle eines Admins liefen, mit der Absicht, die unterschiedlichen Kanäle zu vereinheitlichen.
Von Polizisten aus dem Plenarsaal getragen
Heinrich Fiechtner saß zwischen 2016 und 2021 im baden-württembergischen Landtag – zunächst als Abgeordneter der AfD, aus der er später austrat. Bekannt wurde er, weil ihn zweimal – im April und im Juni 2020 – Polizisten aus dem Plenarsaal führten, nachdem er wegen Provokationen von der Landtagssitzung ausgeschlossen worden war. Seit dem Beginn der Coronapandemie trat er immer wieder bei „Querdenker“-Veranstaltungen auf – und sorgte etwa für Aufruhr, als er jene als „Jünger Josef Mengeles“ bezeichnete, die eine Impfung „leichtfertig propagierten“. Auf seinem Telegram-Kanal rief Fiechtner dazu auf, Aufnahmen von jenen zu machen, die bei mobilen Impfaktionen mitmachen – und sie so „nervös“ zu machen. Impfungen bezeichnet er als „tödliches Gift“, das er in seiner Stuttgarter Arztpraxis auf Wunsch aber dennoch spritze.