Sprengstoff-Spürhunde auf der Bühne, Buttersäure-Bomben im Konzertsaal: Die aktuelle Deutschland-Tournee der amerikanischen Heavy-Metal-Band Manowar wird von anonymen Anrufen und Drohbotschaften überschattet.

Ludwigsburg - Sprengstoff-Spürhunde auf der Bühne, Buttersäure-Bomben im Konzertsaal: Die aktuelle Deutschland-Tournee der amerikanischen Heavy-Metal-Band Manowar wird von anonymen Anrufen und Drohbotschaften überschattet.

Der anonyme Anruf ging am Freitag kurz vor 20 Uhr bei der Polizei in Ludwigsburg ein. Auf der Bühne der neuen Arena, behauptete die unbekannte Stimme, sei eine hochexplosive Bombe deponiert. Beim Auftritt der für ihre bluttriefenden Songtexte und eine martialische Bühnenshow bekannten Bombast-Metaller werde der Sprengsatz gezündet.

Die Polizei blieb gelassen: "Wir haben den anonymen Anruf als nicht besonders ernsthaft eingestuft", räumt Sprecherin Daniela Waldenmaier ein. Auf die von dem Anrufer möglicherweise erhoffte Räumung des Konzertsaals wurde verzichtet. Untätig blieb die Polizei dennoch nicht. Noch bevor die Vorgruppe Holy Hell in der Ludwigsburger Arena die Bühne betrat, ließen zwei Beamte ihre Sprengstoff-Spürhunde im Backstage-Bereich los, auch zwischen den Boxen wurde geschnüffelt. Weil die Tiere nichts fanden, gab die Polizei Entwarnung - die amerikanischen Schwermetaller konnten in Ludwigsburg ungehindert losrocken.

Zur Sicherheit allerdings blieben auch während des Konzerts noch Streifenbeamte vor Ort - bis kurz nach Mitternacht wurde das Umfeld der Arena überwacht. Die meisten der 3500 Fans in der Halle dürften von dem Einsatz wenig mitbekommen haben. Denn auf eine Durchsage zur Information verzichtete die Polizei. "Wir wollten keine Panik in der Halle auslösen", erklärt Polizeisprecherin Waldenmaier. Erst jüngst hatten sich erboste Bürger öffentlich beklagt, nachdem sie beim Einkauf im Möbelhaus Ikea in den Lauf einer Maschinenpistole blicken mussten - das Gerücht, ein mit einer Pistole bewaffneter Mann halte sich in der Ludwigsburger Filiale der schwedischen Möbelkette auf, hatte für einen Großeinsatz gesorgt.

Zu dem wollte es die Polizei beim Heavy-Metal-Konzert in der Arena nicht kommen lassen. Schließlich war der Ludwigsburger Auftritt von Manowar nicht das erste Konzert, bei dem es zu massiven Störungen kam. Die in gewohnt schwülstiger Manier "Death to Infidels" (Tod allen Ungläubigen) betitelte Tournee scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Schon bei der zweiten Station im fränkischen Fürth hatte ein bislang unbekannter Konzertbesucher am 18. Januar Buttersäure im Publikum verspritzt, das Konzert stand kurz vor dem Abbruch. Mindestens vier Menschen mussten nach Kontakt mit der extrem übel riechenden Flüssigkeit medizinisch behandelt werden.

Buttersäure kann Augen und Atemwege reizen, der gallige Geruch der Chemikalie erinnert an Erbrochenes. Die Polizei in Fürth hat nach der Attacke ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet, auf Videoaufnahmen des Konzerts wird nach dem Täter gefahndet.

Nur wenige Tage nach dem Zwischenfall musste der Auftritt im hessischen Offenbach unterbrochen werden - wie in Ludwigsburg hatte es eine Bombendrohung gegeben. Über eine Stunde lang mussten die Metal-Fans in Eiseskälte vor der Halle warten, bis die Polizei den Konzertsaal auf Sprengstoff untersucht hatte. "Nicht mal Bier gab's irgendwo zu kaufen, und das bei einem Manowar-Konzert", schreibt ein empörter Fan in einem Internet-Forum für die Freunde lauter Klänge.

Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Störmanövern um einen enttäuschten Anhänger der amerikanischen Schwermetaller handelt. Immer mal wieder wird der 1980 von Joey DeMaio und Ross "the Boss" Friedman gegründeten Band vorgeworfen, für den kommerziellen Erfolg ihre musikalische Seele verkauft zu haben. Vor Jahren wurde ein Auftritt in Wien abgebrochen, weil Fans ihre Idole mit Bierbechern bewarfen. Manowar ist laut Eigenwerbung die "lauteste Band der Welt" - bei einer Schallmessung in Hannover wurden 1994 ohne Publikum 129,5 Dezibel erreicht - das entspricht einem Formel-1-Rennen, ein startendes Flugzeug liegt bei 140 Dezibel.