Bald müssen die Besucher des Waldshuter Freibads nach Tiengen hinüber springen. Foto: dpa

Ein anonymer Spender hat der Stadt Waldshut-Tiengen eine Million Euro angeboten. Einzige Bedingung: das Freibad in Waldshut wird damit saniert. Allerdings will der Gemeinderat eigentlich die Badeanstalt im zweiten Stadtteil Tiengen aufmöbeln. Was nun?

Waldshut-Tiengen - Der Streifen „Ein unmoralisches Angebot“ mit Robert Redford hat einst die Goldene Himbeere für den schlechtesten Film erhalten. Ein Milliardär bietet einem finanziell klammen Ehepaar eine Million Dollar, damit sich die Frau auf eine Affäre einlässt.

So etwas gibt es im echten Leben natürlich gar nicht. Obwohl? Der Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen, Philipp Frank (CDU), sieht sich einem ganz ähnlichen „unmoralischen Angebot“ ausgesetzt. Auch hier geht es um eine Million – wenn auch in Euro. Ein anonymer Spender hat das Geld bei einem Treuhänder hinterlegt. Ausbezahlt werde es, wenn sich die Stadt für die Sanierung des Waldshuter Freibads entscheide.

Das Gesundheitsamt drängt seit 20 Jahren

Das direkt am Rhein gelegene Kleinod hätte es nötig. Mangels Heizung ist das Wasser allzeit recht frisch, die Betonbecken verbreiten den Charme der 50er Jahre. Das Gesundheitsamt mahnt dringend zur Generalüberholung der Wasseraufbereitung – und zwar alljährlich wiederkehrend seit 1996.

Trotzdem hat sich der Gemeinderat schon vor Wochen anders entschieden. Bisher gibt es in der Bindestrichstadt mit ihren 24 000 Einwohnern alles doppelt: zwei Rathäuser, zwei Gymnasien und sogar zwei Königreichsäle der Zeugen Jehovas. Die städtischen Finanzen ließen die Sanierung von zwei Freibädern – geschätzte Kosten: jeweils vier Millionen Euro – leider nicht zu, sagt der OB. Deshalb könne man nur das Freibad in Tiengen sanieren. Die Schließung der Waldshuter Badeanstalt ist damit nur noch eine Frage der Zeit.

Jetzt ist Tiengen dran, sagt der OB

Es handele sich um eine politische Entscheidung, räumt Frank ein. Gerade werde für 23 Millionen Euro die Waldshuter Stadthalle mitsamt dem dortigen Hallenbad aufpoliert. „Jetzt ist Tiengen an der Reihe.“ Daran ändere die neue Millionenofferte nichts. Das fand am Montagabend auch die übergroße Mehrheit im Gemeinderat. „Wir sind nicht käuflich“, meinte der CDU-Fraktionschef Helmut Maier. Der mittlerweile auf 700 Mitglieder angewachsene Verein „Pro Freibad Waldshut“ erwägt derweil, den Gemeinderat mit einem Bürgerentscheid doch noch zu seinem Glück zu zwingen. Und so könnte die Million geeignet sein, einen Keil in die Städteehe zwischen Waldshut und Tiengen zu treiben – fast wie in einem schlechten Film.