Frida alias Anni-Frid Lyngstad 1977 bei einem Abba-Konzert in Hamburg Foto: imago images/United Archives

Die Ohrwürmer von Abba sind 38 Jahre nach dem Ende der schwedischen Band längst Evergreens – auch dank der Stimmen ihrer beiden Frontfrauen. Anni-Frid Lyngstad wird nun 75 Jahre alt.

Stockholm - „My, my, at Waterloo Napoleon did surrender!“: Als zwei junge Schwedinnen beim Eurovision Song Contests 1974 diese Worte schmettern, beginnt eine internationale Musikkarriere ungeahnten Ausmaßes. Anni-Frid Lyngstad und Agnetha Fältskog sichern der Musiknation Schweden gemeinsam mit ihren späteren Ehemännern Benny Andersson und Björn Ulvaeus den ersten ESC-Sieg – und es beginnt ein Jahrzehnt der Abba-Mania mit einem Welthit nach dem anderen auf.

Seit dem geschichtsträchtigen ESC-Auftritt im englischen Brighton ist fast ein halbes Jahrhundert vergangen. Doch auch 38 Jahre später bleiben Abba mit mehr als 380 Millionen verkauften Tonträgern, einem eigenen Museum und Musical eine der erfolgreichsten Gruppen der Musikgeschichte. Sie spielen in einer Liga mit den Beatles, den Rolling Stones und Metallica.

Das hätte sich Anni-Frid Lyngstad, die alle nur Frida nennen, nicht träumen lassen; dass sie in der Musik landen würde dagegen schon. Sie habe immer gesungen, wird sie im Abba-Museum in Stockholm zitiert. „Ich singe immer noch – zu Hause“, verriet sie 2014 in einem ihrer seltenen Interviews in der skandinavischen Sendung „Skavlan“.

Am 15. November wird Frida 75 Jahre alt. Das Abba-Museum plant ihr zu Ehren am 14. November eine Konzertvorstellung, in der ihr Lebensweg von der Schauspielerin und Sängerin Anna Bromee nacherzählt werden soll. Lyngstads nicht immer einfacher Weg beginnt am 15. November 1945 in einer Bergbausiedlung nahe der Stadt Narvik im Norden Norwegens. Weil ihr Vater ein deutscher Wehrmachtssoldat war, gilt sie als „Tyskerbarn“, als Deutschenkind, wie Besatzungskinder damals genannt wurden. Ihre Mutter Synni Lyngstad ist bei Fridas Geburt erst 19 Jahre alt und stirbt bereits 1947 an Nierenversagen – der erste Schicksalsschlag in Fridas noch jungem Leben.

Als kleines Mädchen zieht sie mit ihrer Großmutter nach Torshälla in Schweden, wo sie als Teenager auch die schwedische Staatsbürgerschaft erhält. Von ihrem deutschen Vater Alfred Haase glaubt sie damals, dass er tot ist - bis zum Jahr 1977: Ihre Abba-Prominenz führt dazu, dass das Jugendmagazin „Bravo“ sie mit ihm zusammenbringt. „Sein Name ist Haase, er wusste von nichts“, titelt das Magazin. Ein nachhaltiger Kontakt entsteht nicht. „Es wäre anders gewesen, wenn ich ein Kind gewesen wäre. Aber es ist schwierig, einen Vater zu bekommen, wenn du 32 Jahre alt bist“, sagte sie dazu einst.

Abba liefern einen Hit nach dem nächsten

Frida ist längst weltberühmt, tourt mit Abba um den Globus und liefert einen Erfolgssong nach dem anderen. „SOS“, „Mamma Mia“, „Fernando“, „Dancing Queen“: Was Abba veröffentlichen, wird zu Gold. Millionen Menschen in aller Welt verfallen in Abba-Hysterie, wollen Agnetha, Björn, Benny und Frida in ihren schrillen Outfits sehen. Die blonde Agnetha und die brünette Frida harmonieren perfekt als Gesangsduo, und die Fans sind hin und weg, wenn sie auf der Bühne stehen und im Takt wippen.

1982 ist Schluss damit. Abba verkünden eine Band-„Pause“, die bis heute anhält – auf die 2018 angekündigten neuen Songs „I Still Have Faith In You“ und „Don’t Shut Me Down“ warten Fans bislang vergebens. Was nicht heißt, dass Fridas Mezzosopran-Stimme seit dem Ende der großen Abba-Zeit verstummt wäre: Sie veröffentlichte noch drei Solo-Alben – zwei auf Englisch, eines auf Schwedisch – und nahm unter anderem Duette mit Phil Collins und der Roxette-Frontfrau Marie Fredriksson auf. 2018 war sie zuletzt auf Spanisch zu hören an der Seite des Trompeters Arturo Sandoval im alten Abba-Hit „Andante, Andante“.

Sie lebt in der Schweiz

Lyngstad hat etliche Schicksalsschläge hinter sich. 1981 kam die Trennung von Benny Andersson drei Jahre nach der Hochzeit. Eines der beiden Kinder aus ihrer ersten Ehe mit dem schwedischen Musiker Rasmus Fredriksson, ihre Tochter Ann Lise-Lotte, fiel mit 31 einem Autounfall zum Opfer. 1999 starb ihr dritter Mann, der Deutsche Heinrich Ruzzo Prinz Reuß von Plauen, an Krebs.

Mit ihm lebte Frida fernab allen Trubels in der Schweiz, und dort ist sie auch geblieben. Sie bezeichnet sich selbst als naturverbunden, die Umwelt liegt ihr seit langem am Herzen. „Ich bin auch in den Bergen geboren“, sagte sie 2014 bei „Skavlan“. „Es ist, als würde sich der Kreis schließen. Ich bin zurück in der Natur, in der ich einmal geboren wurde. Es gefällt mir fantastisch gut in den Bergen.“

Seit 2008 ist sie mit dem adeligen Briten Henry Smith zusammen. Das Paar lebt sehr zurückgezogen und genießt das Privatleben, wie das Promiportal „Promipool“ zu berichten weiß. Die frühere Abba-Managerin Görel Hanser verrät auf Anfrage nur so viel: Anni-Frid Lyngstad gehe es gut.