Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (links) neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU), beim Gelöbnis im Bendlerblock. Foto: dpa/Michael Kappeler

Seit wenigen Tagen ist sie im Amt. Ob Merkels Entscheidung richtig war, Kramp-Karrenbauer zur neuen Oberbefehlshaberin der Bundeswehr zu machen, darüber wird viel diskutiert. Jetzt hatte die CDU-Chefin ihren ersten großen Auftritt in der neuen Rolle.

Berlin - Hunderte hochrangige Gäste warten in der Berliner Sommersonne auf der Ehrentribüne. Die Soldaten sind in Formation auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums angetreten. Das Musikkorps der Bundeswehr spielt einen Marsch. Was jetzt kommt, ist für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Routine, für Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die neue Verteidigungsministerin, noch Neuland: Abschreiten der Formation. Sie muss das nicht alleine tun, sondern hat zu ihrer Linken die Kanzlerin, rechts von ihr marschiert der oberste General der Bundeswehr, Eberhard Zorn.

In ihre anschließende Rede an die Soldaten hat Kramp-Karrenbauer ein paar klare Botschaften eingebaut. Ziemlich früh unterstreicht sie erst einmal, dass sie jetzt hier das Sagen hat: „Als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt und als Bürgerin dieses Landes danke ich Ihnen dafür von ganzem Herzen, der Bundesrepublik Deutschland, unserem Vaterland, treu zu dienen.“

Demonstrative Ansage an die Truppe

Möglichen Zweiflern, die vielleicht denken, die Bundeswehr solle für sie nur ein Karrieresprungbrett auf dem Weg in ein höheres Amt sein, versucht die neue Verteidigungsministerin den Wind aus den Segeln zu nehmen - mit einer demonstrativen Zusage an die Soldaten, die wohl zeigen soll: Ich nehme Amt und Truppe ernst. Dank alleine reiche nicht für den Dienst, den die Soldaten leisteten, sagt Kramp-Karrenbauer. „Ihr Dienst verlangt Respekt! Ihr Dienst verlangt Wertschätzung! Ihr Dienst verlangt Unterstützung, und zwar von mir zuallererst (...) Und ich sage Ihnen: Sie können sich auf mich verlassen!“

Der Anlass des Festakts im Bendlerblock ist ernst und feierlich: 400 Rekruten legen zum Gedenken an den 75. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler ihr Gelöbnis ab und versprechen, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Am Ort des Gelöbnisses wurde am 20. Juli 1944, nach dem Attentatsversuch auf Hitler, der Anführer des Widerstands, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, erschossen - und mit ihm drei Mitverschwörer. Kramp-Karrenbauer kommt passend zum Anlass dunkel gekleidet - lange schwarze Hose, lange schwarze Jacke.

AKK nennt Widerständler Vorbilder für die Bundeswehr

Nach dem missglückten Attentat auf Hitler dauerte es zwar kein Jahr mehr bis zum Zusammenbruch des Nazi-Regimes, aber der nationalsozialistische Terror ging unvermindert weiter und zahlreiche Menschen verloren ihr Leben. Allein bis zu 250 000 Gefangene der Konzentrationslager kamen nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem von Sommer 1944 bis Kriegsende ums Leben, weil sie nach dem Zusammenbruch der Ostfront auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt wurden. Auch das systematische Töten in den Lagern ging weiter, zudem starben viele Insassen an Krankheiten.

In ihrer Rede erinnert die neue Oberbefehlshaberin an die Widerstandskämpfer und nennt sie Vorbilder für die Bundeswehr. Nachdem die Soldaten ihr Gelöbnis abgelegt haben, geht es nach striktem militärischen Zeremoniell weiter: Nationalhymne, Bekräftigung des Treuebekenntnisses mit Handschlag durch Kanzlerin und Verteidigungsministerin, Europahymne, Zurücktreten, Ausmarsch. Nach knapp 50 Minuten hat „AKK“ ihren ersten großen Auftritt im neuen Amt absolviert.

Auf der Ehrentribüne mitverfolgt hat die Zeremonie auch einer, der vor ein paar Tagen selbst noch als möglicher Verteidigungsminister gehandelt wurde: Jens Spahn. Der Gesundheitsminister meldet sich später bei Twitter: „Heute beim feierlichen Gelöbnis mit der neuen Verteidigungsministerin @akk im Bendlerblock. Vor 75 Jahren riskierte #Stauffenberg mit einigen Getreuen alles, um Hitler und das NS-Regime zu beseitigen. Ein Tag ehrender Erinnerung für Deutschland und die Bundeswehr“.