Sie soll die CDU für die Zeit nach Angela Merkel aufstellen: Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: dpa

Die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer soll die Partei für eine Zeit nach Angela Merkel aufbauen. Dafür tourt „AKK“ auf gut 40 Veransaltungen durch den Südwesten

Berlin - Sie gehört nun zu den vielen Pendlern, die zu Wochenbeginn in Berlin einfallen und am Freitagabend den letzten Flieger in die Heimat nehmen. Annegret Kramp-Karrenbauer ist seit zwei Monaten nicht mehr Ministerpräsidentin des Saarlandes, sondern werkelt seither in der Bundeshauptstadt als CDU-Generalsekretärin an der Zukunft ihrer Partei. Am Freitag soll sie beginnen – und „AKK“, wie alle sie nennen, wird noch seltener daheim bei der Familie in Püttlingen sein können.

Zuerst geht es nach Konstanz, am Samstag dann nach Horb, Böblingen und Karlsruhe. Mit ihrer „Zuhör-Tour“ will sie ihrer Partei bis Mitte Juli auf gut 40 Veranstaltungen den Puls fühlen. Sie beginnt im Südwesten, da der Kreisverband Konstanz Mitte Dezember zuerst die Forderung nach einem neuen Grundsatzprogramm erhob. Im Programm von 2007 steht noch die Atomkraft neben der Wehrpflicht, aber nichts von digitaler Zeitenwende. Kramp-Karrenbauer hat die Steilvorlage aufgenommen und zu ihrem Projekt gemacht.

Aus Eindrück soll Fragenkatalog entstehen

Sie will zuhören, nicht rechtfertigen, was in Berlin entschieden wurde. Die 55-Jährige erwartet durchaus Kritik, nicht zuletzt an Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Aus den Eindrücken vor Ort will sie einen Fragenkatalog für die CDU ableiten. Nach einem Parteitag am Jahresende sollen alle Mitglieder auf Suche nach Antworten gehen. Die will Kramp-Karrenbauer zu einem neuen Programm verdichten, das Ende 2020 beschlossen würde – in Merkels mutmaßlich letzten Amtsmonaten.

In der Partei kommt es gut an, dass sich die CDU unter ihrer Ägide neu erfinden soll. Die Abnutzungserscheinungen in Merkels 19. Jahr an der Parteispitze sind kaum zu übersehen. Die Kanzlerin hat im Lauf der Jahre immer weniger Zeit für die Basis aufgebracht. Kramp-Karrenbauer dagegen erklärt in langen E-Mails an die Mitglieder ausführlich ihre Positionen und sagt schon mal spontan ihre Teilnahme an einem Kreisparteitag zu, wie gerade in Waldshut geschehen. „Sie macht bisher einen exzellenten Job, weil sie die Partei als eigenständige Kraft neben der Regierung profiliert“, sagt der Konstanzer Bundestagsabgeordnete Andreas Jung: „Das ist lange zu kurz gekommen, und danach gibt es ein starkes Bedürfnis.“

„AKK stellt die CDU für die Zeit nach Angela Merkel auf“

Das Geheimnis ihres bisherigen Erfolges ist, dass die Saarländerin mit dem Segen der Kanzlerin eine Zukunft ohne die Kanzlerin planen darf. „AKK stellt die CDU für die Zeit nach Angela Merkel auf – mit ihr, aber nicht unter ihr“, sagt Jung, der Vorsitzende der Südwest-Abgeordneten im Bundestag. Die Arbeitsteilung – die Parteichefin am Freitag bei Donald Trump, die Generalsekretärin in Konstanz bei der Basis – ist exakt so mit Merkel abgesprochen, die Kramp-Karrenbauer damit eine große Bühne bietet. Sollte ihr Name kurz vor Beginn des Wahljahrs 2021 für ein starkes neues CDU-Programm stehen, gehört sie fast automatisch zu den Favoriten für Merkels Nachfolge.

Sie selbst wehrt solche Gedankenspiele nach außen hin ab: „Persönliche Ambitionen sind nachrangig – unsere Hauptaufgabe mit dem neuen Grundsatzprogramm ist es, dass die CDU in der Verfassung ist, nach der nächsten Bundestagswahl 2021 wieder die Bundeskanzlerin oder den Bundeskanzler zu stellen.“ Das passt zur Geschichte der Frau, die ein Regierungsamt an den Nagel hängt, um ihrer Partei zu dienen. Kramp-Karrenbauer hat aber nie ausgeschlossen, eines Tages zurück in Regierungsverantwortung zu streben, etwa ins Kanzleramt, wo sie dann noch weniger Wochenenden freihätte.