Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Vogt liest am Grab von Anna Haag aus dem Buch, das deren Sohn Rudolf Haag geschrieben hat. Der ehemalige Bürgermeister Rolf Lehmann hat die Kranzniederlegung am 125. Geburtstag von Anna Haag organisiert Foto: Julia Barnerßoi

Zum 125. Geburtstag der Autorin, Politikerin, Pazifistin und Frauenrechtlerin wurde an ihrem Grab auf dem Birkacher Friedhof ein Kranz niedergelegt.

Birkach - Rolf Lehmann erinnert sich noch gut an Anna Haag. Der ehemalige Bürgermeister und Birkacher kannte die 1982 verstorbene Schriftstellerin, Politikerin und Frauenrechtlerin gut. Besonders ein Satz von ihr sei ihm im Gedächtnis geblieben, erzählt er bei der Kranzniederlegung am Grab von Anna Haag am vergangenen Mittwoch, ihrem 125. Geburtstag. Gesagt habe sie ihn an ihrem 90. Geburtstag. „Sie sagte: ,Wir wussten früher gar nicht, was Emanzipation ist, wir haben es einfach gemacht‘“, zitiert Rolf Lehmann.

Haag war es egal, wie die Dinge heißen, ihr ging es um Taten. Um sie selbst ging es ihr nie. „Sie war eine ganz bescheidene Frau“, beschreibt Rolf Lehmann seine Parteigenossin von der SPD. Darum sei sie auch nicht sehr bekannt – wenn man von Straßen und Einrichtungen in Stuttgart absieht, die nach ihr benannt sind. „Das entspricht ihrer Art“, sagt Lehmann. In Birkach ist Anna Haag dagegen sehr berühmt. „Ihre einstige Friseurin erzählt mir noch immer von ihr“, sagt Lehmann und lacht. Und auch, dass sich an diesem sonnigen Morgen gut 20 Personen am Grab der überzeugten Pazifistin eingefunden haben, zeigt es deutlich.

Eine Einrichtung für allein stehende Frauen muss her

Anna Haag hat viel für die Frauen getan. So hat sie den damaligen Bürgermeister Arnulf Klett einst auf Biegen und Brechen überzeugen wollen, dass eine Einrichtung für allein stehende Frauen her muss – das heutige Anna-Haag-Haus in Bad Cannstatt. Klett gefiel die Idee, doch er zog die Kostenbremse. Er versprach Haag jedoch, wenn sie Geld für die Einrichtung sammle, lege die Stadt noch mal das Doppelte drauf. „Und sie hat tatsächlich ein paar hunderttausend Mark gesammelt“, erzählt Rolf Lehmann an diesem Morgen auf dem Birkacher Friedhof.

Doch auch die Männer profitieren bis heute vom Engagement der Anna Haag. Sie war es, die nach dem zweiten Weltkrieg als Landtagsabgeordnete einen Antrag einbrachte, in dem es hieß: „Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.“ Noch im gleichen Jahr wurde der Satz ins deutsche Grundgesetz aufgenommen.