Ann-Kathrin Kramer gastiert der Schwabenlandhalle. Foto: Veranstalter/Thorsten Wingenfelder

Kurz ihrem Gastspiel mit dem Stück „Chocolat“ berichtet die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer über süße Vorlieben, Liebesszenen mit Harald Krassnitzer – und ihre Freude an der Arbeit als Drehbuchautorin und Schriftstellerin.

Man kennt sie durch ihre Haupt- und unzähligen Nebenrollen in Dutzenden von Fernsehfilmen. Den Boulevardmedien ist natürlich ihre seit dem Jahr 2009 bestehende Ehe mit dem „Tatort“-Kommissar Harald Krassnitzer immer mal wieder eine Schlagzeile oder einen größeren Bericht wert. Jetzt kommt Ann-Kathrin Kramer, gemeinsam mit ihrem Ehemann, für eine Aufführung nach Fellbach. Vor dem Gastspiel von „Chocolat“ am Montag und Dienstag, 6. und 7. Februar, in der Schwabenlandhalle hat sich die 56-Jährige Zeit für ein Gespräch mit unserer Redaktion genommen.

Frau Kramer, Schokolade, also der Name des Programms, gilt als himmlische Verführung. Können Sie Lust auf Süßes zügeln oder schlagen Sie gelegentlich über die Stränge? Zucker hat ja nicht gerade den besten Ruf.

Ich mag sehr gern dunkle Schokolade, aber eine noch größere Schwäche habe ich für Lakritze. Da schlage ich auch durchaus hin und wieder über die Stränge. Zum Glück gibt es seit Wochen Lieferschwierigkeiten bei meinen Lieblings-Smilies, von daher zügle ich mich momentan unfreiwillig.

Tourneetheater stelle ich mir gerade im Winter nicht gerade als reines Vergnügen vor. Aber bei einem Stück wie „Chocolat“ macht es Spaß, oder?

Was wir machen ist ja eine szenische Lesung mit Musik, wir sind nicht auf einer großen Tournee, sondern freuen uns zusammen mit unseren Musikern auf einzelne Vorstellungen. Mit Tourneetheater hat unser Abend nichts zu tun. Wir erzählen die Geschichte von zwei grundsätzlich sehr verschiedenen Charakteren, die durch ihr Aufeinandertreffen einen ganzen Ort eine Metamorphose durchleben lassen. Das tun wir äußerlich reduziert, und gerade daraus entsteht ein großer Raum für Fantasie und die ganz eigenen Bilder.

Den Film „Chocolat“ haben wir als leichte Komödie, aber auch mit gewissem Tiefgang und Ernsthaftigkeit in Erinnerung. Wie wird der Stoff auf der Bühne umgesetzt?

Viele kennen „Chocolat“ in der Tat als Kinofilm mit Juliette Binoche und Johnny Depp. Es geht dabei um eine unkonventionelle Frau, eine alleinerziehende Mutter, die in einem kleinen Ort eine Chocolaterie eröffnet. Ihr Gegenspieler ist ein Kirchenmann, dem die neue Freiheit, die Lust am Genuss und die Kommunikation der Menschen untereinander Angst machen. Er möchte, dass alles wieder wird wie früher. Dann kommt auch noch ein fahrendes Volk in die Stadt, heimatlose Menschen, die ihn zusätzlich verängstigen. Martin Mühleis hat diese Geschichte wunderbar bearbeitet, und wir erwecken sie mit fließenden Übergängen von Lesung, Schauspiel und Musik zum Leben.

Als Promipaar – da gibt’s wohl selten Möglichkeiten, privat für sich zu sein. Immer steht man unter Beobachtung. Ignorieren Sie die permanente Aufmerksamkeit, oder meiden Sie gar die Öffentlichkeit, wenn es geht?

Wir werden ja nicht immer und überall erkannt oder angesprochen, sondern leben zumeist ein ganz normales Leben. Wenn uns doch jemand erkennt und anspricht, ist das in der Regel sehr nett. Man wird um ein Autogramm oder um ein gemeinsames Bild gebeten. Wenn man freundlich gefragt wird, ist das doch kein Problem.

Eine Schlagzeile aus dem Jahr 2012 lautete: „Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer findet Liebesszenen mit ihrem eigenen Ehemann vor der Kamera eher unangenehm.“ Eigentlich könnte man das Gegenteil annehmen, da es ja kein „fremder“ Spielpartner ist. Hängt es vielleicht damit zusammen, dass man da zu viel Persönliches und Privates nach außen hin preisgibt?

Liebesszenen zu spielen ist grundsätzlich schon einmal nicht sehr angenehm. Aber natürlich gehört es zu unserem Beruf dazu, und wenn es denn schon sein muss, dann ist es sehr viel leichter, mit jemanden zu spielen, den man auch schätzt und mag. Das gilt übrigens nicht nur für Liebesszenen.

Ihr Werdegang zeigt: man muss nicht schon mit acht oder 14 wissen, dass man Schauspielerin wird, um dann den Traumberuf zu finden. Auch als Spätentwicklerin kann man es schaffen.

Nicht jeder Lebensweg verläuft unbedingt gerade, und es gibt da ja auch kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist doch nur, ob man glücklich ist mit dem, was man tut. Heute ist es ja auch schon wesentlich normaler, dass Lebensläufe nicht mehr kerzengerade verlaufen und man manchmal auch später noch einen ganz anderen Weg einschlägt. Ich finde das sehr erfrischend.

Sie sind auch Drehbuchautorin und Schriftstellerin – ist das ein Ausgleich, oder sehen Sie das als gleichwertiges Standbein?

Das Schreiben ist eine ganz andere Art der Arbeit. Dabei ist man sehr allein und auf die Geschichte fokussiert. Das genieße ich sehr, ist man doch bei Dreharbeiten oder auf der Bühne immer umgeben von sehr vielen Menschen und Trubel. Ich denke da aber nicht so sehr in der Kategorie „Standbein“, ich schreibe einfach gern und werde das auch sicher wieder tun.

Interessant finde ich die in der biografischen Auflistung Ihrer Agentur genannte Dialektfähigkeit: Dass Sie „Ruhrpott“ beherrschen, ist beim Geburtsort Wuppertal nachvollziehbar. Aber woher kommen ihre Hamburgisch-Kenntnisse? Betrifft dies auch Platt oder „Missingsch“?

Ich habe einige Zeit in Hamburg gelebt. Da lernt man natürlich auch die Färbung der Sprache. Richtiges Platt oder „Missingsch“ kann ich aber nicht. Dafür muss man dort geboren sein oder es tatsächlich lernen wie eine Fremdsprache.

Wann sind Sie wieder auf dem Bildschirm zu sehen, was steht an?

Ich habe gerade in einer Miniserie mitgespielt, die auf HBO Max und RTL+ zu sehen sein wird. Sie heißt „Zwei Seiten des Abgrunds“ und wird im Februar auf der Berlinale vorgestellt. Die Sendetermine sind noch nicht bekannt. Es ist ein sehr spannendes Projekt, weil ich eine solche Rolle noch nicht gespielt habe.

Ann-Kathrin Kramer – mehr als eine Schauspielerin

Anfänge
Am 4. April 1966 in Wuppertal geboren, hat Ann-Kathrin Kramer nach dem Hauptschulabschluss zunächst als Schauwerbegestalterin in München gearbeitet, in Griechenland Touristen porträtiert, 1989 dann das Abitur nachgeholt und anschließend mit 26 Jahren ihre Schauspielausbildung begonnen.

Karriere
Seit 1993 ist sie regelmäßig in Fernsehfilmen und Serien-Hauptrollen zu sehen – etwa in „Hallo Onkel Doc!“, „Die Partner“, „Das Duo“, „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“, „Allein unter Männern“, „Die Nonne und der Kommissar“, auch in „Eltern allein zu Haus“ oder „Ein Sommer auf Mykonos“.

Autorin
Auch das Schreiben gehört zu ihren Leidenschaften, so als Drehbuchautorin („Heiratsschwindlerin mit Liebeskummer“) oder durch Kinderbücher wie „Matilda – Oder die aus dem Haus ohne Fenster“ (2005) und „Neues von Matilda“ (2014).

Privates
Öffentlich beachtet wurde ihre Beziehung zum Schauspieler Jan Josef Liefers (1994 bis 1999), seitdem ist sie mit Harald Krassnitzer zusammen („Tatort“-Kommissar in Wien), 2009 hat das Paar auf einem Donauschiff geheiratet.

Gastspiel
Die beiden Aufführungen von „Chocolat“ in der Schwabenlandhalle Fellbach beginnen am Montag und Dienstag, 6. und 7. Februar, jeweils um 20 Uhr. Es gibt noch Karten, auch an der Abendkasse.