Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Betrugsverdachts gegen einen Steuerberater aus dem Kreis Böblingen. Der 65-Jährige soll Anleger um ihr Geld gebracht haben.

Böblingen - Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Betrugsverdachts gegen einen Steuerberater aus dem Kreis Böblingen. Der 65-Jährige soll Anleger um ihr Geld gebracht haben. Der Fall erinnert an die kürzlich zu fünf Jahren Haft verurteilte Anlagebetrügerin Sybille S. aus Weil im Schönbuch, die Kunden ebenfalls mit unglaublich hohen Renditen lockte.

Die Ermittlungen gegen den Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind durch eine Anzeige bei der Böblinger Polizei ins Rollen gekommen. "Mein Mandant hat 100.000 Euro angelegt", sagt die Sindelfinger Anwältin Inge Rötlich. Versprochen worden sei ihm, dass der Betrag innerhalb eines Jahres auf das "Zehn- bis Zwölffache" anwachse. Aus 100.000 Euro hätte also mindestens eine Million werden sollen.

Das ereignete sich bereits im Jahr 2006. Auf seinen Spekulationsgewinn wartet der Geldgeber aber noch heute. Auch die einbezahlte Summe ist weg. Der Mann, ebenfalls im Kreis Böblingen beheimatet, habe lange versucht, vom Steuerberater etwas zurückbekommen, so die Anwältin. Er sei aber ständig vertröstet worden. Erst vor einigen Monaten ging er zur Polizei.

"Das Ermittlungsverfahren läuft gegen zwei Personen", erklärt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Außer dem Steuerberater steht auch dessen in der Schweiz lebender Bruder im Verdacht, in den Anlagebetrug verwickelt zu sein.

Und der weitet sich aus. Die Böblinger Polizei hat die Sache inzwischen an die Kollegen in Stuttgart abgegeben, weil der Verdächtige dort sein Büro hat. Dort weiß man von mindestens fünf Opfern und einem Schaden von einer halben Million Euro. Möglicherweise ist das aber erst die Spitze des Eisbergs: "Eine Ende der Ermittlungen ist nicht absehbar", so die Staatsanwältin.

Wohn- und Geschäftsräume des 65-Jährigen sind bereits durchsucht worden, und auch der Bruder in der Schweiz musste Ermittlern seine Türen öffnen. Die Gelder der deutschen Anleger sind auf ein Schweizer Konto geflossen und von dort offenbar nach Österreich transferiert worden. In Wien, so die Sindelfinger Anwältin, gebe es einen dritten Beteiligten. Sie spricht von Informationen, nach denen rund 100 Millionen Euro diesen Weg genommen haben könnten.

1000 Prozent Rendite und mehr wie offenbar der Steuerberater hat Sybille S. nicht in Aussicht gestellt. Bei der 56-Jährigen aus Weil im Schönbuch waren es maximal 108 Prozent. Sie hatte seit 1995 Kunden mit hohen Zinsversprechen geködert. Das Geld sollte angeblich in Fonds in der Schweiz vermehrt werden. Tatsächlich aber hat es Weil im Schönbuch "nie verlassen", wie sie vor der 11. Großen Wirtschaftkammer am Landgericht Stuttgart einräumte. Sybille S. wurde im Oktober 2009 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie hatte insgesamt 7,2 Millionen Euro eingenommen und davon drei Millionen zurückbezahlt. Ihr Schneeballsystem war im Frühjahr dieses Jahres geplatzt.

Die Geldgeber des Steuerberaters haben angeblich in eine Schweizer Anlagefirma investiert, die über beste Kontakte zur US-Zentralbank verfüge. Ob auch er nur im Schneeballsystem arbeitete, ist noch offen.