Dürr-Mitarbeiter arbeitet in Bietigheim-Bissingen an einem Roboter. Foto: dpa

Nach Jahren des stürmischen Wachstums schwächt sich die Konjunktur für den Anlagenbauer Dürr ab. Allerdings verdient Dürr so viel Geld wie nie zuvor.

Stuttgart - Nach Jahren des stürmischen Wachstums schwächt sich die Konjunktur für den Anlagenbauer Dürr ab. Die Auftragseingänge gingen im abgelaufenen Jahr zurück, die Umsätze stagnierten. Allerdings verdient Dürr so viel Geld wie nie zuvor.

Obwohl die Wirtschaftstätigkeit in fast allen wichtigen Absatzmärkten im vergangenen Jahr schwächer geworden ist, blickt der Anlagenbauer Dürr optimistisch in die Zukunft.

„Wir gehen davon aus, dass 2014 ein gutes Jahr für Dürr wird“, sagte Unternehmenschef Ralf Dieter in Stuttgart bei der Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen für 2013. Untermauert wird die Einschätzung von einem nach wie vor sehr hohen Auftragsbestand. Zum Ende des vergangenen Jahres standen Aufträge in Höhe von knapp 2,2 Milliarden Euro in den Büchern des Bietigheim-Bissinger Traditionsunternehmens, das sein Geld vor allem mit dem Bau von Lackieranlagen für die Automobilindustrie verdient. Das waren zwar gut sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor, allerdings ist das Polster immer noch komfortabel. „Allein der Auftragsbestand sichert Dürr für 2014 weitgehend ab“, sagte Dieter.

Die Rallye, die Dürr nach dem Krisenjahr 2009 hinlegte, ist aber vorerst zu Ende. Hohe jährliche Wachstumsraten scheinen immer schwerer möglich. Im Jahr 2013 legte der Umsatz um gerade mal 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – auf knapp über 2,4 Milliarden Euro. Die Auftragseingänge – im Großanlagenbau ein verlässlicher Indikator fürs das Geschäft in den kommenden Monaten – sank um rund acht Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro.

Allerdings ist die Firma, an der Ex-Bahn-Chef Heinz Dürr noch zu gut 25 Prozent beteiligt ist, sehr profitabel. Unter dem Strich verdienten die Bietigheimer 141 Millionen Euro. Die Umsatzrendite aus dem operativen Geschäft lag mit 8,4 Prozent auf Rekordniveau und weit über Plan.

Man steuere nun auf eine Phase „normalen Wachstums zu“, sagte Dieter. Klassischerweise orientiert sich das Unternehmen stark an der Automobilkonjunktur. Hier sagen Experten eine jährliche Mehrproduktion von fünf Prozent bis 2018 voraus. Höheres Wachstum sei für Dürr nur über Zukäufe möglich, sagte Dieter. Geld genug ist da. 280 Millionen Euro hat das Unternehmen auf der hohen Kante.

Aus dem laufenden Geschäft heraus setzt das Unternehmen nun vor allem auf das Service-Geschäft und die Nachrüstung bereits vorhandener Anlagen, etwa Lackierstraßen. Während man 2013 nur 25 Anlagen neu baute, wurden etwa 150 modernisiert. Dieses Geschäft zieht an, weil viele Märkte – etwa die USA oder Südeuropa – jahrelang in der Krise steckten und die Firmen wenig investierten. In den USA seien rund 80 Prozent der Lackierstraßen älter als 20 Jahre, sagte Finanzvorstand Ralph Heuwing. Weil Marktführer Dürr weltweit breit aufgestellt sei, ergäben sich hier erhebliche Chancen für Wachstum. Die USA, aber auch Märkte wie Brasilien oder Mexiko sind es denn auch, die Dürr die Bilanz 2013 versüßt haben. Während die Aufträge anderswo – etwa im wichtigen China-Markt – um fast ein Viertel einbrachen, legten die Märkte in Übersee um mehr als 50 Prozent zu. Aus Deutschland kam im vergangenen Jahr gerade mal noch 14 Prozent der Dürr-Aufträge.

Die hiesigen Mitarbeiter dürfen sich dennoch auf eine üppige Sonderzahlung freuen. Die Tarifbeschäftigten in Deutschland werden einen Bonus von mindestens 2500 Euro erhalten, kündigte Dieter an. Die genaue Höhe stehe aber noch nicht fest.

Zum Jahresende beschäftigte Dürr weltweit 8142 Mitarbeiter – 490 mehr als im Vorjahr. 340 neue Jobs wurden in Deutschland geschaffen. Am Stammsitz in Bietigheim arbeiten derzeit 1941 Beschäftigte.