Die Dürr-Tochter Homag fertigt Anlagen für die Möbelindustrie und hat volle Auftragsbücher. Foto: dpa

Der Trend zur Automatisierung in der Möbelindustrie trägt beim Anlagenbauer Dürr zu vollen Auftragsbüchern bei. Vor allem aus China gingen zahlreiche Bestellungen ein. Die Autoindustrie verzögert unterdessen die Bezahlung von Neuaufträgen an Dürr.

Stuttgart - Der Bietigheim-Bissinger Anlagenbauer Dürr hat in den ersten drei Monaten sowohl beim Auftragseingang als auch bei Umsatz und Ertrag zugelegt und erwartet nun ein Rekord-Bestellvolumen für das Gesamtjahr. Das teilte der Lackieranlagenspezialist am Mittwoch mit. Schwung soll – nach schwächeren Bestellungen im dritten Quartal – noch einmal der Schlussspurt des Geschäftsjahres liefern. „Aufgrund der noch bis Jahresende anstehenden Auftragsvergaben in der Automobilindustrie und der weiterhin starken Nachfrage nach Holzbearbeitungsmaschinen sind wir sehr zuversichtlich, unsere Jahresziele zu erreichen“, erklärt Ralf Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG.

Besonders gefragt sind derzeit die Maschinen der Dürr-Tochter Homag, bei der die Bestellungen in den ersten neun Monaten um fast 26 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zugelegt haben. Homag liefert Holzbearbeitungsmaschinen in erster Linie an die Möbelindustrie. Einem Sprecher zufolge resultiert der Bestellanstieg nicht so sehr aus einer Nachfragesteigerung nach Möbeln – weltweit stieg die Nachfrage um drei bis vier Prozent – sondern vor allem aus dem Trend zur Automatisierung. Die automatisierte Produktion auch individualisierter Produkte, etwa von Küchen, steigere die Produktivität der Möbelhersteller. Besonders in China hat dieser Trend eine hohe Auftragszahl verursacht: Hier stiegen die Bestellungen bei Homag laut dem Dürr-Sprecher um 80 Prozent. Dürr hat Homag2014 übernommen.

Nach Märkten betrachtet legte auch für den gesamten Dürr-Konzern vor allem China zu, wo der Auftragseingang eigenen Angaben zufolge um 27 Prozent auf knapp 560 Millionen Euro wuchs. Insgesamt stiegen die Aufträge bereinigt um den Verkauf der Ecoclean-Gruppe, von der sich Dürr im März getrennt hat, um 7,4 Prozent. Der Umsatz der ersten Quartale wuchs auf der gleichen Basis um 6,2 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis (Ebit) stieg um fast 18 Prozent auf 214 Millionen Euro. 22,9 Millionen Euro davon stammen aus dem Ecoclean-Verkauf. Einzig der operative Cashflow lag mit gut 22 Millionen Euro im negativen Bereich, allerdings ist laut Dürr im dritten Quartal eine Trendwende eingetreten. Grund ist offenbar ein verzögerter Zahlungseingang. „Wir beobachten ein restriktiveres Anzahlungsverhalten von Kunden aus der Automobilindustrie“, zitiert die Mitteilung den Finanzvorstand Carlo Crosetto. Während früher Anzahlungen üblich waren, erläutert der Dürr-Sprecher, würden bei Neuaufträgen aktuell vor allem Fortschrittszahlungen vereinbart, was einen verzögerten Zahlungseingang von ein bis zwei Quartalen nach sich ziehe. „Das hat aber keine Auswirkungen auf die Profitabilität. Es geht allein um eine Verschiebung auf der Zeitachse: Wir erhalten Zahlungen von Kunden einfach etwas später“, so Crosetto.

Dürr beschäftigt derzeit weltweit 14 876 Mitarbeiter, davon 7853 in Deutschland. Die Belegschaft sei, so Dürr, durch den Ecoclean-Verkauf um knapp zwei Prozent geschrumpft. Rund die Hälfte der 850 Ecoclean-Mitarbeiter, die nun nicht mehr zu Dürr gehören, sind in Deutschland beschäftigt.