Anke Engelke bei der Eröffnungsgala der 61. Internationalen Filmfestspiele von Berlin. Foto: dpa

Anke Engelke wird am Montag 50 Jahre alt. Sie darf wohl als vielfach preisgekrönte Königin der deutschen TV-Comedy bezeichnet werden. Aber es gab auch einen bösen Fehltritt.

Stuttgart - Liebe Frau Engelke,

Sie begleiten mich nun schon so lange, für mich sind Sie eigentlich die Anke, aber ich habe gelesen, dass sie bei der Arbeit eine professionelle Distanz mögen, und da wir uns nicht persönlich kennen, wähle ich das Sie.

Liebe Frau Engelke, ich möchte Ihnen zum Geburtstag gratulieren und mich bedanken für nun schon fast vierzig Jahre Präsenz im Radio, Fernsehen, auf der Bühne und im Film. Die Sommernachmittage, die ich als Junge vor dem ZDF-Ferienprogramm verbracht habe, das sie zusammen mit Benny Schnier bis 1986 moderiert haben, kann ich gar nicht zählen. Zugegeben, wenn man sich durch die Clips klickt, die Nostalgiker ins Internet gestellt haben, schaut man auch ein bisschen verlegen zur Seite. Aber hey, in den Achtzigerjahren waren wir wohl alle ein bisschen peinlich. Sie haben halt das Pech, dass es Videorecorder und Internet gibt. Damals war das toll.

Dann habe ich Sie für ein viele Jahre aus den Augen beziehungsweise Ohren verloren, weil Sie der Südwestfunk (SWF) zur Redakteurin ausgebildet hat, unter Hans Peter Stockinger, von 1975 bis 1998 Unterhaltungschef des SWF3, der einige Fernsehgrößen wie Frank Plasberg und Elke Heidenreich geschliffen hat. Ich im Norden, Sie im Süden, in der Radiolandschaft der 80er ohne Internetstreaming war das parallele Welten. Als ich dann in Mainz angefangen habe zu studieren, schallte plötzlich ihr freches Mundwerk aus dem Küchenradio, während sie legendäre SWF3-Sendungen wie Pop Shop moderierten. Herrlich!

Und dann kam richtige Comedy – die „Wochenshow“, „Anke“ und vor allem „Ladykracher“. Seither hagelt es dauernd Preise und das völlig zu Recht. Der Deutsche Comedypreis, der Adolf-Grimme-Preis für „Blind Date“, später der Deutsche Fernsehpreis – immer für das, was Sie am besten können: bissige, satirische, gelegentlich alberne, aber immer unfassbar lustige Comedy, sei es als Parodie des Tic-Tac-Toe-Girlies Ricky oder auch in dem legendären Bildblog-Werbespot mit Christoph Maria Herbst, in dem Sie das Werbekonzept der Bild-Zeitung böse auf die Schippe genommen haben.

Die fünf Monate als Late-Night-Talkerin, ein schlimmer Fehlgriff, waren da schnell vergessen. 2004 fingen Sie als Nachfolgerin von Harald Schmidt an, mit jeder Menge Vorschusslorbeeren. Aber am Anfang der Sendung 15 Minuten lang fremde Witze erzählen, das war offensichtlich überhaupt nicht Ihr Ding. Mir hat’s sogar gefallen, doch der Rest der Republik stampfte Ihre Sendung in Grund und Boden.

Dass Sie das weggesteckt haben und Ihre Karriere darunter nicht gelitten hat, zeugt von der Professionalität und Qualität Ihrer Arbeit. Und deshalb bin ich überzeugt, dass Sie uns auch noch die kommenden Jahrzehnte erhalten bleiben. Humor ist ja alterslos.

Mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft,

Ihr Lukas Jenkner

P.S.: Ihren lustigsten Sketch zu finden, ist natürlich unmöglich. Aber ich ich gebe zu, diesen hier schaue ich mir immer mal wieder an.