In Waiblingen entsteht derzeit der Animationsfilm Die Heinzels, der im September 2019 in die Kinos kommen soll. Foto: Gottfried Stoppel

Schauspielerin Jella Haase leiht einem Heinzelmädchen ihre Stimme: 70 Figuren werden derzeit für den Animationsfilm „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ in Waiblingen zum Leben erweckt – eine Herausforderung für die Macher.

Waiblingen - Außer der Form hat das Objekt auf dem Computer-Bildschirm noch wenig mit einem Apfel gemein – dabei soll es für den Animationsfilm „Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen“ so real wie möglich wirken. Tatsächlich wird die weiße Fläche einige Mausklicks später apfelrot. Und auch die Oberflächenstruktur kommt der eines echten Apfels ziemlich nahe.

Doch so einfach, wie das so genannte Texturieren bei der Produktionspressekonferenz am Dienstagnachmittag in Waiblingen aussieht, ist es nicht, erklärt Dirk Beinhold, der Geschäftsführer von Akkord Film und Produzent der Heinzels. Der Animationsfilm soll im September 2019 in die deutschen Kinos kommen und die altbekannte Geschichte der Heinzelmännchen zu einem „modernen Family-Entertainment-Film“ machen, wie Beinhold sagt.

Kleines Budget

70 Figuren, 400 animierte Gegenstände, 65 Drehorte und mehr als 700 Effekte in den insgesamt 1333 Szenen – „es ist ein wahnsinnig komplexes Projekt“, betont Ute von Münchow-Pohl, die Regisseurin. Eines, das die Macher vor neue Herausforderungen stellt – etwa, was die Haare der Figuren angeht, wie Sebastian Runschke, der Geschäftsführer von Seru Film erklärt. Seine Firma steuert, koordiniert und überwacht jeden Prozess innerhalb der Produktion. „Haare sind kaum kontrollierbar“, sagt er – das mache eine möglichst realistische Animation in Bezug auf Glanz und Bewegung schwierig. „Wir können nicht jedes Haar einzeln animieren“, erklärt Runschke und spielt damit auf das verhältnismäßig geringe Budget des Films an: Sechs Millionen – „das ist unterste Kante für einen Animationsfilm“, so Ute von Münchow-Pohl.

Denn bis aus einer einfachen Bleistiftzeichnung das Heinzelmädchen Helvi geworden ist, vergehen zahlreiche Arbeitsschritte: Die Skizze wird koloriert, dann entsteht daraus am Computer ein mit einer Knetform vergleichbares, dreidimensionales Modell, dessen Bewegungen, Gestik und Mimik entwickelt werden müssen. „Hier muss man ständig nacharbeiten“, sagt von Münchow-Pohl. Alles müsse von Anfang an gut überlegt sein, denn wenn ein Gegenstand oder eine Figur erst einmal vollständig animiert sind, kann nicht mehr viel geändert werden – zu langwierig ist die Programmierung. So dauert allein die Umsetzung eines solchen Animationsfilms zwei Jahre.

Details sind wichtig

Dabei trotz des kleinen Budgets gute Lösungen zu finden, ist der Regisseurin zufolge die Quadratur des Kreises – und erfordert Kreativität. Was die Haare angeht, habe man sich dafür entschieden, einzelne Haargruppen zu animieren, erklärt Sebastian Runschke. Auf derartige Details komme es durchaus an, wenn man den Film international vermarkten wolle – „die Einkäufer achten darauf“, berichtet Dirk Beinhold. Und auch die deutschen Zuschauer erwarteten einen Film, der mit höherpreisigen Produktionen aus dem Ausland mithalten kann, ergänzt die Regisseurin.

Ohne die Unterstützung der MFG Filmförderung des Landes wären „Die Heinzels“ wohl nicht zustande gekommen. 150 000 Euro steuert sie bei, die Entscheidung der Jury sei schnell und einstimmig gefallen, erklärt Professor Carl Bergengruen, der Geschäftsführer. Baden-Württemberg sei ein wesentlicher Standort für Animationsfilme – „wir sind die Nummer eins in Deutschland, aber die Konkurrenz schläft nicht“, so Bergengruen. Mit umso mehr Einsatz arbeitet das Produktionsteam an den Heinzels – „da steckt wahnsinnig viel Arbeit und Liebe drin“, versichert die Regisseurin von Münchow-Pohl.

Worum geht es im Film?

Heinzelmännchen
haben den Menschen einst geholfen, so etwa im Gedicht von August Kopisch aus dem Jahre 1836. Darin werden die zwergenhaften Geschöpfe letztlich allerdings von der neugierigen Schneidersfrau verjagt und verschwinden. In „Die Heinzels“ verlassen sie ihr unterirdisches Versteck nach langer Zeit und landen prompt im 21. Jahrhundert – dank der weiblichen Hauptperson Helvi, der die Schauspielerin Jella Haase ihre Stimme leiht.

Menschen
und Heinzelmännchen finden über viele Umwege schließlich zusammen und werden Freunde. Es gehe darum, mit den anderen wieder in Kontakt zu kommen, erklärt Regisseurin Ute von Münchow-Pohl. Insofern behandle der Film ein aktuelles Thema