Der Ex-Anwalt des US-Präsidenten Donald Trump sagt vor dem US-Kongress aus. Foto: AP

130 000 Dollar soll der ehemalige Anwalt von Donald Trump an die Pornodarstellerin Stormy Daniels bezahlt haben, um sie zum Schweigen zu bringen. Nun musste sich Michael Cohen vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses rechtfertigen.

Washington - Es dauert keine zwei Minuten, bis Michael Cohen von seiner Scham spricht. Er schäme sich für seine Schwäche. Er schäme sich, weil er sich Donald Trump gegenüber loyal verhalten und damit dessen rechtswidriges Handeln verschleiert habe, statt auf sein Gewissen zu hören, sagt er. „Ich schäme mich, weil ich weiß, was Herr Trump ist. Er ist ein Rassist. Er ist ein Betrüger. Er ist ein Schwindler.“ Über zehn Jahre, bis 2017, war Cohen der Anwalt und Ausputzer Trumps. Im Dezember von einem New Yorker Gericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, muss er Anfang Mai hinter Gitter. Am Mittwoch aber steht er im Rampenlicht, fast so zentral wie der Präsident, der in Hanoi mit Kim Jong Un, dem Machthaber Nordkoreas, über Atomwaffen verhandelt. Der Ausschuss des Repräsentantenhauses hat ihn vorgeladen, und Cohen nutzt die Chance, um mit seinem einstigen Chef abzurechnen.

Abrechnung mit Trump

Der Rassist Trump, geht er ins Detail, habe ihn einmal gefragt, ob er ein einziges Land nennen könne, das von einer schwarzen Person regiert werde und kein Drecksloch sei. Auf einer Fahrt durch Chicago, durch ein mehrheitlich von Afroamerikanern bewohntes Problemviertel, habe der Tycoon kommentiert: „Nur Schwarze können so leben“. Schwarze Menschen, habe er bei anderer Gelegenheit gewettert, würde nie für ihn stimmen: „Dafür sind sie zu dumm“.

Der Betrüger Trump, so schildert es Cohen, habe sein Vermögen entweder aufgebauscht oder kleingerechnet, je nachdem, welchem Zweck es gerade diente. Ging es um das Magazin „Forbes“ mit seiner statusträchtigen Liste der reichsten Menschen der Welt, habe er die Zahlen nach oben manipuliert. Auch als er die Buffalo Bills, einen Footballclub, kaufen und sich bei der Deutschen Bank Geld leihen wollte, habe er tadellose Kreditwürdigkeit herausgestellt. Ging es dagegen um die Grundstückssteuer, habe er den Wert seiner Immobilien eher heruntergespielt. Um es zu belegen, präsentiert Cohen Papiere, Finanzberichte aus den Jahren 2011 bis 2013.

130 000 Schweigegeld

Drittens, der Schwindler Trump. In seinem Auftrag musste Cohen der Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels 130 000 Dollar Schweigegeld zahlen. Kurz vor der Wahl im November 2016 sollte Clifford nicht an die Öffentlichkeit gehen mit ihrer Geschichte über eine Sexaffäre mit dem Kandidaten. Cohen muss ins Gefängnis, da er mit der geheimen Zuwendung gegen Paragrafen zur Finanzierung von Wahlkämpfen verstieß.

Er müsse ins Gefängnis, bringt er es auf den Punkt, weil er Trump geholfen habe, „eine Zahlung vor dem amerikanischen Volk zu verbergen, das nur wenige Tage darauf abstimmen würde“. Als Nächstes enthüllt er Details, die den Präsidenten womöglich in höchste Erklärungsnot bringen. Der nämlich habe ihm im Laufe seines ersten Amtsjahres erstattet, was er, Cohen, im Falle Cliffords ausgelegt habe. In elf Tranchen, abgebucht von seinem persönlichen Konto. Der Präsident der Vereinigten Staaten habe mitgewirkt an einem kriminellen Plan, um Gesetze der Wahlkampffinanzierung zu verletzen.

Die nächste Bombe lässt der 52-Jährige platzen, als er beschreibt, wie Trumps Umfeld mit Julian Assange zusammenarbeitete, dem Gründer der Plattform Wikileaks. Bisher hat der damalige Immobilienmagnat kategorisch bestritten, darüber im Bilde gewesen zu sein. Nun stempelt sein Ex-Anwalt auch das zur Lüge. In Wahrheit habe Trump vorab gewusst, was passieren würde zum Auftakt des Parteitags, der Hillary Clinton offiziell zur Bewerberin fürs Weiße Haus kürte.

Cohen gilt als Lügner

Die Republikaner sehen es anders, zumindest die treuesten Anhänger Trumps in den Reihen der „Grand Old Party“. In ihren Augen ist die Anhörung nichts anderes als ein Versuch, einem Staatsmann, der sich gerade um einen Ausgleich mit Nordkorea bemüht, im eigenen Land die Beine wegzuziehen. Durch einen Zeugen, dem man nichts glauben könne, da er den Kongress schon einmal belog, als er zu Trumps Geschäften in Russland befragt wurde.