Mundschutzmasken: In Stuttgart erleben die Apotheken einen Kundenansturm. Foto: dpa/Dorothee Barth

Viele in Stuttgart lebende Chinesen kaufen Mundschutzmasken, um sie nach China zu senden – die Nachfrage in Apotheken ist enorm. Das ruft auch dubiose Hersteller auf den Plan.

Stuttgart - In China sind sie längst ausverkauft – jetzt überrollt auch die Apotheken in Stuttgart die Nachfrage nach Mundschutzmasken. „Die Lage ist sehr extrem“, sagt Anastasia Tegonikou. Sie arbeitet in der Paulinen-Apotheke im Gerber-Einkaufszentrum in der Stuttgarter Innenstadt. Seit dem Ausbruch des Coronavirus in der chinesischen Stadt Wuhan will jeder zweite Kunde von Tegonikou Mundschutzmasken.

Langjährige Mitarbeiter sind überrascht

Bei der Apotheke in Stuttgart-Rohr wird das Ausmaß noch deutlicher. Wurden dort in den vergangenen Jahren etwa fünf Mundschutzmasken verkauft, sind es allein in der vergangenen Woche bereits mehr als 200 Stück. „Und wir hätten weitaus mehr verkaufen können, wenn wir genügend Ware bekommen hätten“, erzählt Florine Markert von der Apotheke Rohr. Selbst langjährige Mitarbeiter haben einen derartig großen Ansturm noch nicht erlebt, „weder bei der Schweinegrippe noch bei dem Ausbruch des Sars-Virus“, sagt Florine Markert.

Warteliste für Kunden

Die Großhändler indes sind ausverkauft. Deshalb versuche die Apotheke in Rohr über Direkthersteller die begehrte Ware zu bekommen. Nicht unbedingt erfolgversprechend, denn: „die Mundschutzmasken werden größtenteils in China hergestellt und dort ist die Nachfrage noch höher“, so Markert. Um den Kundenwünschen gerecht zu werden, wurde eine Warteliste angelegt. „Wir bekommen immer wieder kleine Mengen an Ware geliefert und versuchen, die Kunden zeitnah zu versorgen“, so Markert.

Die Situation ziehe auch vermeintlich unseriöse Hersteller an, die eventuell auf das schnelle Geld spekulieren: „Derzeit bekommen wir viele dubiose Angebote per E-Mail“, erzählt Florine Markert. Auf diese gehe die Apotheke selbstredend nicht ein – sie setze weiterhin auf die Marken, von denen sie die Qualität kenne. Sie betont: „Wir wollen mit den Ängsten der Kunden kein Geld verdienen .“

Masken werden an Verwandte in China geschickt

Anastasia Tegonikou schätzt, dass etwa 70 Prozent der Mundschutzmasken an Chinesen verkauft werde. „Nicht, um die Masken selbst zu behalten, sondern vornehmlich, um sie an die Familie und Freunde nach China zu schicken.“ Dann gebe es noch Kunden, die sich für eine bevorstehende Flugreise wappnen wollen: Diese fragen nach den Masken und nach Desinfektionsmittel. „Wobei wir seit ein paar Tagen restlos ausverkauft sind – was die Mundschutzmasken angeht“, so Tegonikou. Dazu beitragen hat, dass die Masken meist nicht einzeln verkauft werden, sondern in einer Zehner- oder 50er-Packung. So habe vergangene Woche eine Kundin auf Vorrat 150 Mundschutzmasken gekauft.

Kein Grund für Vorratskäufen

Bisher gibt es noch keine Angaben seitens der Hersteller, wann die Mundschutzmasken wieder in großen Mengen lieferbar sind. Stephanie Köppinger, Pressesprecherin der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg empfiehlt: „Hier vor Ort ist ein Mundschutz nicht notwendig“. Allgemein solle sich jeder an die bekannten Hygieneregeln halten. Dazu gehöre zum Beispiel regelmäßiges und gründliches Händewaschen sowie in die Armbeuge zu niesen oder zu husten.

Denn auch wenn derzeit das Coronavirus viel Aufmerksamkeit bekommt, ist jetzt auch die Zeit der Grippeviren. Und Hygiene könne helfen, sich vor beidem zu schützen.