Die Polizei, aber auch andere Einsatzkräfte werden nicht nur an Silvester Opfer von Übergriffen. Foto: dpa

Die Polizei sieht sich wachsenden Aggressionen gegenüber. Doch auch der Respekt vor anderen Berufsgruppen schwindet. Immer mehr Retter, Ärzte und Feuerwehrleute werden verletzt.

Stuttgart - Diverse Angriffe auf Polizisten in der Silvesternacht haben die Diskussion über sinkenden Respekt vor Einsatzkräften befeuert. Auch in Baden-Württemberg werden zunehmende Aggressionen gegenüber Helfern und Rettern zum Problem. Das betrifft nicht nur die Polizei. Laut einer Erhebung des Landeskriminalamts erwarten die Behörden für das vergangene Jahr erstmals über 100 durch Straftaten leicht- und schwerverletzte Rettungsdienstmitarbeiter, Feuerwehrleute und Ärzte. Dazu kommen annähernd 200 weitere Verletzte in Pflegeberufen, also etwa in Krankenhäusern.

Unter den Opfern finden sich allein mehrere Dutzend Ärzte – Tendenz steigend. „Das ist ein Thema, das immer wieder an uns herangetragen wird. Wir haben auch in Baden-Württemberg Fälle, die angsteinflößend sind“, sagte Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer, unserer Zeitung. Man habe deshalb inzwischen einen Arbeitskreis Gewalt installiert, der sich mit der Entwicklung befasse. Rettungsdienstorganisationen schulen ihre Mitarbeiter verstärkt in Techniken zur Deeskalation. „Wir haben keine gute Entwicklung, ein Trend zur Verrohung ist eindeutig da“, so Udo Bangerter, Landessprecher des Deutschen Roten Kreuzes.

Laut Innenministerium ist die Zahl der Straftaten gegen Polizisten allein zwischen 2015 und 2016 um mehr als 900 auf 8981 gestiegen. 2010 Beamte wurden dabei verletzt. Für das vergangene Jahr erwartet das Ministerium „einen leichten Anstieg“. Die Polizei erhofft sich eine Verbesserung durch den Einsatz von kleinen Körperkameras, die an der Uniform getragen werden. „Diese Bodycams sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Reduzierung der Gewalt gegen Polizeibeamte“, sagte ein Sprecher. Die Polizei in Baden-Württemberg werde bis Mitte 2018 flächendeckend damit ausgestattet.