Hunde können lernen, nichts vom Boden aufzunehmen, sagt eine Hundetrainerin. Foto: Gottfried Stoppel

Vermeintlich vergiftete Leckerli und zerbrochene Klingen in Fleischbällchen beunruhigen Hundehalter. Eine Hundetrainerin erläutert, wie man die Vierbeiner schützen kann.

Rems-Murr-Kreis - „Manchmal kann der Tierarzt den Hund nur noch erlösen“, sagt die Hundetrainerin und Tierpsychologin Verena Eckert aus Weinstadt. Die Frage nach den Folgen für vergiftete Vierbeiner stellt sich ganz aktuell. Allein in der vergangenen Woche hat die Polizei im Rems-Murr-Kreis gleich in zwei Polizeimeldungen über vermeintlich oder tatsächliche Hundeköder berichtet, die den Vierbeinern sehr gefährlich hätten werden können. In Plüderhausen hatte eine Spaziergängerin einen Giftköder gemeldet, welcher sich laut Polizei nach Expertenprüfung allerdings als als Schlachtabfall, als halbverwester „Hühnermagen mit Körnerinhalt“, entpuppt hatte. In Alfdorf-Rienharz konnte eine Hundebesitzerin vergangene Woche ihren Dalmatiner gerade noch rechtzeitig mit einem Kommando davon abhalten, ein Fleischbällchen zu verschlucken, das mit Bruchstücken eines Teppichmessers präpariert worden war.

Klare Befehle als Schutz vor gefährlichen Happen

„Es kann jeder Hund lernen, nichts vom Boden aufzunehmen“, unterstreicht in diesem Zusammenhang Verena Eckert. Die Hundetrainerin bietet Seminare für Hund und Halter an, in denen die Teilnehmer lernen, wie man die Vierbeiner durch klare Befehle vor gefährlichen Happen schützen kann. Allerdings dürfe man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Hund das nach dem Seminar sofort verinnerlicht habe. „Das muss dann die folgenden acht bis zehn Wochen mehrmals täglich trainiert werden, sonst kann das nicht funktionieren“, erklärt Verena Eckert.

Die Tiertrainerin legt bei ihren Seminaren großen Wert auf das Sozialverhalten von Hund und Besitzer. „Es geht um Rücksichtnahme, Führung und gegenseitigen Respekt“, sagt sie und meint damit vor allem die Beziehung zwischen Menschen mit Hunden und denen, die keine Hunde haben oder mögen. Die langjährige Hundebesitzerin hat kein Verständnis für Menschen, die ihren Hund frei springen lassen und entgegenkommenden Spaziergängern laut zurufen, dass er nur spielen wolle und noch nie etwas getan hätte. „Es geht um die Achtung vor dem Anderen und darum, dass jeder Hundebesitzer Verantwortung für sein Haustier übernimmt.“

Vor Kurzem hat sich Verena Eckert ausgerüstet mit roten Hundekotbeuteln aufgemacht, um auf einer Länge von nur 40 Metern den Kot an einem Schulweg aufzusammeln. „Der gesamte Streifen war rot vor lauter Tüten“, stellt sie fest, „und 100 Meter weiter war der nächste Mülleimer.“ Dass ein solches Verhalten der Hundehalter einem respektvollen Miteinander nicht gerade zuträglich sei, davon ist die Hundetrainerin überzeugt. Selbstjustiz könne aber keinesfalls die Antwort darauf sein, stellt sie ebenso klar fest. Viele Menschen machten sich keine Gedanken, was es bedeute, einen Hund zu haben, ihn zu führen und zu erziehen. „Wenn es nach mir geht, müssten alle einen Hundeführerschein machen“, erklärt sie.

Im Zweifel sofort zum Tierarzt

Was aber kann man als Hundebesitzer tun, wenn alles Rufen und Abhalten nicht genutzt hat und der Hund einen Giftköder oder gar ein mit scharfen Klingen versetztes Fleischbällchen gefressen hat? „Auf jeden Fall sofort zum Tierarzt gehen und am besten den Köder in einer Tüte mitnehmen“, sagt Verena Eckert, „nur so kann der Arzt dem Tier vielleicht noch helfen.“ Wenn hingegen scharfe Gegenstände den Rachenraum bereits verletzt hätten, könne dem Vierbeiner oft nicht mehr geholfen werden. „Richtige Hundehasser denken nicht rational. Sie wollen dem Hund schaden und haben dabei nicht verstanden, dass das Tier am wenigsten dafür kann“, erklärt die Tierpsychologin. Wenn jeder seinem Gegenüber mit dem nötigen Respekt entgegen träte, würde manche schmerzhafte Erfahrung nicht gemacht werden müssen. Das gelte für Mensch und Tier. Dass es darüber hinaus auch Menschen gäbe, deren perfides Verhalten jeden Hundehalter nur beunruhigen kann, sei eine Tatsache, mit der man leben müsse.