Zwei junge Männer besuchen den Christopher Street Day. Auf dem Rückweg werden sie in Fellbach von einem Paar beleidigt und krankenhausreif geschlagen – nun hat sich ein Betroffener zu Wort gemeldet.
Der Schrecken ist dem 18-Jährigen noch anzumerken. „Inzwischen gehe ich auch wieder nach draußen“, sagt er. Kurzzeitig war das anders, nach einem Angriff am Ende einer Busfahrt nach Fellbach-Oeffingen. Zwei Mitreisende fühlten sich offenbar von der regenbogenfarbenen Bekleidung seines Kollegen, mit dem er unterwegs war, provoziert. „Das Motiv war Schwulenfeindlichkeit“, ist der 18-Jährige überzeugt.
Schon am Bahnhof hagelt es Beleidigungen
Zusammen mit seinem 17-jährigen Kollegen war er am Sonntag auf der Parade zum Christopher Street Day (CSD) gewesen. Die bunte Kleidung seines Begleiters outete die beiden als CSD-Besucher. „Schon am Bahnhof in Fellbach haben ein Mann und eine Frau ihn ,Scheiß-Schwuchtel’ genannt“, sagt der 18-Jährige. Die beiden – ein Paar, vermutet er – stiegen gegen 23 Uhr mit den jungen Männern in den Bus Linie 60 Richtung Oeffingen. Dort gingen die Beleidigungen, Provokationen und Bedrohungen weiter. „Sie haben gesagt, sie wüssten wo wir wohnen, und dass sie uns umbringen würden“, erzählt der 18-Jährige. Er habe das Gefühl gehabt, die beiden Unbekannten hätten darauf gewartet, wann er und sein Kollege aussteigen. „Ich habe dann einen Schrei losgelassen, sie sollen uns in Ruhe lassen.“ Doch beim Aussteigen folgten ihnen die Fremden – und die Situation eskalierte.
„Draußen habe ich mir von dem Mann dann eine oder zwei gefangen – mit der Faust aufs Ohr, wohl auch auf die Schläfe, jedenfalls war ich danach weg“, sagt der 18-Jährige. Sein Kollege sei von der weiblichen Begleitung des Unbekannten angegriffen worden. „Sie hat ihn an den Haaren gezogen und in den Bauch getreten. Irgendwie hat er es geschafft, während des Angriffs die Polizei zu rufen.“ Zwei Zeugen, die schon im Bus gesessen hätten, seien ihnen beigestanden, erzählt das Opfer.
Die Polizei war rasch vor Ort, die beiden Angegriffenen kamen in ein Krankenhaus. Von den mutmaßlichen Angreifern fehlte da jedoch schon jede Spur. Der 18-Jährige hofft nun, dass die Polizei Überwachungsaufnahmen aus dem Bus auswertet, er sei sich sicher, dass sie gefilmt worden seien. „Ich bin ohnehin schon ein Panikpatient, der Angriff war ziemlich schlimm“, sagt er. Zum Glück hätten Freunde ihm in den Tagen danach geholfen. Doch selbst vier Tage nach dem Vorfall seien die Kopf- und Ohrenschmerzen noch nicht weg.
So werden die mutmaßlichen Täter beschrieben
Die beiden Angreifer beschreibt der Betroffene wie folgt: Der Mann soll etwa 50 Jahre alt gewesen sein. „Er hatte eine Glatze, einen Vollbart und Tattoos an den Armen.“ Er sei schlank, aber muskulös gewesen und vermutlich Deutscher. Er schätzt die Körpergröße des Unbekannten auf etwa 1,87 Meter. Er trug ein weißes T-Shirt.
Die Frau sei mit gut 1,60 Meter deutlich kleiner gewesen. Sie habe längere, schwarze Haare gehabt und mit Akzent gesprochen. Sie trug ein rot-schwarzes Oberteil. Die Polizei nimmt Hinweise zu dem Vorfall unter Telefon 07 11/5 77 20 entgegen.