Mit vollem Einsatz: Angelo Kelly im Hegelsaal Foto: Oliver Willikonsky / Lichtgut

Angelo Kelly hat im ausverkauften Hegelsaal mit vielstimmiger und vielzüngiger Begleitung Weihnachtslieder gesungen.

Stuttgart - Er war der jüngste Spross der bekanntesten Musikerfamilie der neunziger Jahre, er sang „Sometimes I wish I were an Angel“ – nun ist er erwachsen, singt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern Weihnachtslieder. Angelo Kelly lädt ein, zum „Irish Christmas“ am Donnerstagabend im Hegelsaal der Liederhalle, und selbst sein Jüngster, William Emanuel, geboren 2015, kommt dazu auf die Bühne – aber nur bis zur Pause. Dann verschwindet der kleine Star, der eben noch zwischen den Großen umherlief, liegt mutmaßlich schon im Bett, während seine Familie weiter unterhält. Im Publikum derweil sieht man noch viele Kinder, die mit ihren Eltern gekommen sind: die irische Weihnacht mit Kelly ist ein Familienevent.

Der Chef macht die Musik

Gabriel Jerome, Helen Josephine, Emma Maria und Joseph Ewan Gregory Walter heißen William Emanuels Geschwister; geboren wurden sie zwischen 2001 und 2010. Kira heißt die Mutter. Sie alle haben kleine Auftritte an diesem Abend, singen Weihnachtslieder, führen traditionelle Tänze auf – Angelo Kelly, der Vater, der am Tag vor Heilig Abend seinen 37. Geburtstag feiern wird, ist jedoch deutlich der Mittelpunkt dieser Familie.

Anders als die Kellys von einst tritt Angelos Familie nicht mit Instrumenten auf. Nur der Vater schlägt die Gitarre; an seiner Seite: sieben Musiker, die dem Konzert ein versiert bodenständiges Flair geben. Hinter dem Folklore-Pop der Angelo-Familie, den seligen Weihnachtsliedern von ganz offener Sentimentalität, kommt so immer wieder das rauere irische Temperament hervor. Soli auf dem Schlagzeug, auf der traditionellen Rahmentrommel, der Bodhran, der Fiddle, der Drehleier, lockern die Familienmusik auf. Angelo Kelly, der einst so zart und engelhaft sang, hat heute eine kräftige Stimme.

Seine Familie, nicht die Kelly Family

Hits der Kelly Family stehen an diesem Abend nicht auf dem Programm. Statt dessen: Weihnachtslieder aus Irland und anderen Ländern, Lieder auch, die auf traditionelle Shantys zurückgehen. Manch eine Melodie ist wohlvertraut, hat hier jedoch einen anderen, festlichen Text. Kelly erzählt vom Leben seiner Familie in einem roten Haus tief in den Wäldern Irlands, an einem Ort, an dem es keine Straßennamen, Hausnummern gibt, er erzählt von irischen Weihnachtsbräuchen, von der Kerze, die im Fenster flackert. „Auld lang syne“ singen er und seine Familie zuletzt; „Stille Nacht“ singen sie in drei Sprachen, auf gälisch, englisch, deutsch. Und immer wieder zeigen die Bildwände auf ihrer Bühne Wälder, Landschaften, Szenen, auf denen liegt, was ihre Stuttgarter Zuhörer im Jahr 2018 so sehr vermissen: weihnachtlicher Schnee.