Der freudige Blick hinauf zu den applaudierenden Christdemokraten im Adenauer-Haus: Dort konnte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nach langer Zeit wieder einmal ein Erfolgserlebnis feiern. Foto: dpa

Angela Merkel feiert den lange vermissten Erfolg auf ihre Art: Sie will arbeiten und noch nicht wahlkämpfen. Ganz kann die Kanzlerin ihre Freude aber nicht verbergen.

Berlin - Versonnen fast schaut Angela Merkel hinauf zur Galerie des Konrad-Adenauer-Hauses, von wo der Applaus herunterschallt. So ein Prozentplus ihrer CDU hat die Kanzlerin lange nicht mehr zelebrieren dürfen – fast zwei Jahre, um genau zu sein. Merkel wäre aber nicht Merkel, hätte sie den Beifall nicht unterbrochen, da sie „mit der Arbeit beginnen“ will: „Die Botschaft ist angekommen.“

Und die lautet, dass Merkel und die Union längst noch nicht aus dem Rennen um die nächste Kanzlerschaft sind. Die Amtsinhaberin will aus der Saarwahl zwar nicht zu viel herauslesen ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl: „Die Wähler entscheiden sich erst in den letzten zwei Wochen vorher, weil sie davor ihr ganz normales Leben zu führen haben.“ Aber die Kanzlerin macht auf ihre Weise auch kein Hehl daraus, dass ihr das CDU-Erfolgserlebnis gut tut: „An einem Tag wie gestern muss man wenig traurig sein.“

Seitenhiebe in Richtung SPD

Die Kunde aus Saarbrücken hat der Union die Zuversicht gegeben, dass sie der Martin-Schulz-Effekt nicht hinwegspült, sondern es auch einen für die CDU förderlichen Gegen-Schulz-Effekt gibt. „Mit solchen Effekten beschäftige ich mich nicht“, sagt Merkel einerseits – andererseits schöpft sie neue Hoffnung: „Wir als Union haben es selbst in der Hand, und der gestrige Tag hat mich darin bestärkt.“

Entspannt plaudert Merkel deshalb darüber, dass die Menschen bei den anstehenden Entscheidungen ihre Flüchtlingspolitik sicher nicht ausklammern würden, diese aber vielleicht auch nicht mehr die zentrale Rolle spiele. Sie verteilt Seitenhiebe in Richtung SPD, die nicht zu ihrem Beitrag in der großen Koalition stehe, und antwortet auf die Frage, ob sie sich dauerhaft mit dieser arrangieren wolle, mit einem kurzen, aber vielsagenden „Nein“.

„Erfahrungselement allein reicht nicht“

In entkrampfterer Atmosphäre lässt sich auch besser über die eigene Person sprechen. Und da ist Merkel, ganz Wissenschaftlerin, zum Schluss gekommen, dass trotz zwölf Amtsjahren ihr „Erfahrungselement allein nicht reicht“, das „Zutrauenselement“ müsse hinzukommen, dass sie, Merkel, noch konkret etwas vorhabe. Zum neuen Regierungsprogramm will die CDU daher in einer Kampagne nach Wünschen der Bürger fragen. Das mag die einzig kleine Reminiszenz an Schulz’ bisherige Strategie und auch Angela Merkels Motivation für weitere vier Jahre sein. „Nicht alles“, sagt sie, „ist bereits gut.“