Auch dafür war am Tag der Deutschen Einheit Zeit: Angela Merkel schüttelt in Stuttgart einige Hände. Klicken Sie sich durch die Bilder vom Besuch der Kanzlerin und des Bundespräsidenten Joachim Gauck in Stuttgart! Foto: dpa

Traumwetter für die Feier zum 23. Tag der Deutschen Einheit: In Stuttgart empfing Gastgeber Winfried Kretschmann bei strahlendem Sonnenschein Angela Merkel und Joachim Gauck. Zum bunten Bürgerfest wurden Hunderttausende Besucher erwartet.

Stuttgart - Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat beim ökumenischen Gottesdienst zur Feier der Deutschen Einheit die Kraft des Glaubens beschworen. Sie habe die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR mitgeprägt, sagte er am Donnerstag in der Stuttgarter Stiftskirche vor etwa 1000 Gästen. „Ja, wir dürfen vertrauen, dass das Gebet wirkt.“ Der 3. Oktober mahne, „das Geschenk der Einheit nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten“, betonte Zollitsch laut einer vorab verbreiteten Rede. Im Publikum waren auch Gastgeber, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck.

Die 23. Feier zum Tag der Deutschen Einheit wird in diesem Jahr in Stuttgart begangen. Insgesamt 400.000 Menschen werden zu den Feierlichkeiten unter dem Motto „Zusammen einzigartig“ und dem zweitägigen Bürgerfest in der Landeshauptstadt erwartet. An den ökumenischen Gottesdienst schließt sich ein Festakt an, bei dem Gauck und Kretschmann Reden halten.

Traditionell werden die Einheitsfeiern jedes Jahr in dem Bundesland ausgerichtet, das gerade den Vorsitz im Bundesrat innehat. Von November an übernimmt Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil von Kretschmann den Vorsitz in der Länderkammer.

Wiedervereinigung sei ein „Gottesgeschenk“

Zollitsch betonte, das aktuelle Beispiel Syrien zeige, was Glauben bewegen könne: Eine Woche nach dem Aufruf von Papst Franziskus zu Gebet und Fasten für die Menschen dort habe sich die politische Lage verbessert. Aber auch Gott habe „seine Finger mit im Spiel“ gehabt. So könnten Christen darauf vertrauen, „dass er unsere gelebte Nächstenliebe, unsere Solidarität mit seiner Liebe zu uns Menschen ergänzt und bereichert“, meinte der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der Erzbischof, der als Kind aus Serbien nach Deutschland floh, forderte Unterstützung für Flüchtlinge. Solidarität sei aber auch im Umgang mit Pflegebedürftigen, bei der Bewahrung der Natur oder bei ehrenamtlicher Tätigkeit gefragt. Diese Werte stehen nach seinen Worten auch im Fokus der Europapolitik.

Auch der evangelische Landesbischof Frank Otfried July spannte einen Bogen zwischen der Deutschen Einheit und dem Schicksal von Flüchtlingen, die Unterschlupf in Deutschland suchen. Die Wiedervereinigung sei ein „Gottesgeschenk“ für die Menschen, die sich Freiheit und echte Solidarität in einer friedlichen Revolution erstritten hätten. Die Wege zur Einheit hätten sich ohne Gewalt geöffnet. Er rief die Menschen dazu auf, mit der Kraft Gottes sich anderen Menschen zuzuwenden und für die einzutreten, die in anderen Ländern Gewalt und Unfreiheit erdulden.