Die Geschichte klingt pikant: Ismail C. hat zwei Ehefrauen. Angeklagt ist er vor dem Amtsgericht Waiblingen nun wegen Körperverletzung, weil er Ayshe P. geschlagen hat. Mit ihr ist er nach islamischem Recht verheiratet. Der 28-Jährige hat aber seit sechs Jahren auch noch eine deutsche schwäbische Ehefrau.
Waiblingen/Fellbach - Die Geschichte klingt pikant: Ismail C. (alle Namen geändert) hat zwei Ehefrauen. Angeklagt ist er vor dem Amtsgericht Waiblingen allerdings wegen Körperverletzung, weil er Ayshe P. geschlagen hat. Mit ihr ist er nach islamischem Recht verheiratet. Der 28-Jährige hat aber seit sechs Jahren auch noch eine „schwäbische Ehefrau“, wie er vor Gericht betont. Wegen Körperverletzung wurde Ismail C. nun zu einer Geldstrafe von 1400 Euro verurteilt. Möglicherweis gibt es aber schon bald ein Wiedersehen vor Gericht. Ayshe P. hat ihn mehrfach angezeigt. Es laufen noch Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung.
Irgendwann scheint Ismail C. die Rolle des doppelten Ehemanns über den Kopf gewachsen zu sein. Er versuchte jedenfalls, Ayshe P. loszuwerden: „Ihr könnt sie wiederhaben“, teilte er deren Familie nach ständigen Streitigkeiten mit. Richtig zugespitzt hatte sich die Situation im Februar dieses Jahres. Da war Ayshe P., die in Mainz aufgewachsen ist, mit Malerarbeiten in der gemeinsamen Mietwohnung in Fellbach beschäftigt. Ismail C., der seit seinem neunten Lebensjahr in Deutschland lebt, kam mit einem Freund in die Wohnung und beschwerte sich, dass es mit den Arbeiten nicht vorangehe. Nachdem ihm die Frau wohl auf Türkisch „halt die Fresse“ entgegnete, packte der sie am Hals und schlug ihren Kopf gegen die Wand. Als sie drohte, die Polizei anzurufen, rastete er noch mehr aus. Der Freund verhinderte Schlimmeres. Seitdem lebt die 25-Jährige wieder bei ihrer Familie in Mainz.
Vor dem Amtsgerichts kam heraus, dass die beiden Familien verfeindet sind. Die Väter machen sich gegenseitig Vorwürfe, über Facebook verbreiten sie Beschimpfungen und Beschuldigungen. Die Frau erzählte im Zeugenstand, dass sie zehn Tage in einer psychosomatischen Klinik gewesen war und noch Antidepressiva nehme. Für Richterin Christel Dotzauer war wichtig zu erfahren, dass die junge Frau eine abgeschlossene Berufsausbildung und einen Job hat. Auch ihre Familie hält zu der 25-Jährigen. Der schwierige kulturelle Hintergrund könne hier jedoch nicht berücksichtigt werden, betonte die Richterin. Es gehe allein um die Körperverletzung.
Zum Schluss redete der Angeklagte, der zuvor geschwiegen hatte, doch noch. „Sie will mich fertigmachen“, klagte er. Ayshe P. klammere sich an ihn, seine deutsche Ehefrau werde von der türkischen Familie telefonisch belästigt. Die Körperverletzung sah Richterin Dotzauer jedenfalls als erwiesen an und verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 35 Euro.