Fahrer sucht Mitfahrer, um die Spritkosten zu teilen. Das ist die Idee hinter Firmen wie Blablacar. In der Corona-Krise stellt sich jedoch die Frage, wie groß die Gefahr ist, sich bei einer solchen Fahrt mit dem Virus anzustecken. Foto: dpa

Während Fernbusse ihren Betrieb eingestellt haben, bieten Leute auf Onlineplattformen weiterhin Mitfahrgelegenheiten an. Die Behörden lassen sie gewähren und verweisen auf die Regeln zur Kontaktbeschränkung.

Baden-Württemberg - Wer zurzeit die Internetseite der Online-Mitfahrzentrale Blablacar anklickt, findet dort einen Aufruf, der dem Zweck der Plattform widerspricht. „Dies ist keine Zeit zum Reisen“, heißt es in einem offenen Brief des Geschäftsführers Nicolas Brusson. Bereits am 18. März hat das Unternehmen Comuto S.A. mit Sitz in Paris, das Blabacar betreibt, eine Entscheidung für den deutschen Markt getroffen. Der Fernbusverkehr unter der Marke Blablabus wurde aufgrund der Coronapandemie eingestellt.

Die Online-Plattform Blablacar ist dagegen weiter in Betrieb. Der Geschäftsführer Brusson erklärt, dass die Mitfahrzentrale denjenigen weiterhin zur Verfügung stehen solle, die unbedingt reisen müssten. Blablacar verzichtet vorerst auf Servicegebühren. Das Unternehmen wolle einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Mobilität in dringend notwendigen Fällen leisten, erklärt der Sprecher Mats Joosten. „Wir machen derzeit keinen Umsatz mit dem Angebot“, sagt er.

Geschäftsführer rät vom Reisen ab

In dem Brief des Geschäftsführers Nicolas Brusson sind die aktuellen Anweisungen des Bundesgesundheitsministeriums verlinkt. Brusson rät dazu, die Regeln unbedingt einzuhalten. In vielen Situationen zur Maxime geworden ist die Einhaltung eines Mindestabstands von 1,5 Metern zu anderen Menschen. So soll die Infektion mit dem Coronavirus durch Tröpfchen verhindert werden. Bevor gastronomische Betriebe in den verschiedenen Bundesländern ausnahmslos geschlossen wurden, galt für Restaurants etwa in Baden-Württemberg für einige Zeit die Gewährleistung eines Mindestabstands von 1,5 Metern zwischen den Tischen als Bedingung für einen beschränkten Weiterbetrieb.

Der Sprecher Mats Joosten erklärt, dass Nutzer darauf hingewiesen würden, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen. Außerdem sollten Mitfahrgelegenheiten nur noch aus dem Fahrer und einem Mitfahrer bestehen. Ohnehin werde der Aufruf, Reisen zu vermeiden, von den Mitgliedern der Plattform weitgehend befolgt. „Anhand der sehr stark zurückgegangen Aktivität können wir beobachten, dass unsere Community unserem Aufruf folgt“, teilt der Sprecher von Blablacar mit.

Weniger Nutzer wollen unterwegs sein

Verschiedene Fahrzeugtypen bieten allerdings unterschiedlich große Innenräume. Ein Abstand von 1,5 Metern zwischen zwei Personen ist in Kleinwagen kaum zu gewährleisten. Der Sprecher von Blablacar erklärt dazu, dass derzeit keine Fahrzeugtypen von der Plattform ausgeschlossen würden. In den Anzeigen könne der Fahrzeugtyp allerdings von Nutzern eingesehen oder mithilfe der Nachrichtenfunktion erfragt werden, erklärt Joosten.

Auch Mifaz bleibt online

Auch die Mitfahrzentrale Mifaz setzt ihren Betrieb in der Coronakrise fort. Sie richtet sich besonders an Menschen, die etwa als Pendler Kurzfahrten suchen. Mifaz unterhält lokale Mitfahrzentralen für Städte und Landkreise und verdient an der Einrichtung und dem Unterhalt der Plattformen. Bisher seien die Angebote nicht eingeschränkt, berichtet Christine Neal-Eßmann von Mifaz. „Die Zugriffe auf unseren Seiten sinken aber“, die Behörden seien auf die Betreiber in Sachen Infektionsschutz aber noch nicht zugekommen, sagt sie. „Wir stehen im Austausch mit den Städten und Kreisen als unseren Kunden. Aber da gibt es nur die üblichen Fragen zum Support der Seiten“, sagt sie.

Unternehmen bespricht sich mit Behörden

Der Sprecher von Blablacar betont, dass die Plattform mit der Verwaltung kommuniziere. „Blablacar steht in engem Austausch mit den Behörden, um jederzeit die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Bisher gibt es keine Aufforderung der Behörden, Blablacar zu schließen“, teilt er mit. Auf Nachfrage will er aber nicht erklären, mit welchen staatlichen Stellen ein Kontakt besteht.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verweist auf die seit dem 22. März gültigen Einschränkungen für Kontakte zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts. Das Innenministerium rate von allen Reisen ab, erklärt er. „Die Kontaktbeschränkungen gelten auch für die gemeinsame Nutzung von Autos. Auch dabei gilt es, nur absolut notwendigen Kontakt zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts zu haben. Zumal die räumliche Nähe in einem Auto besonders eng ist“, teilt der Sprecher mit.

Die Polizei kontrolliere die Einhaltung der Regeln, betont der Sprecher. Eine mögliche Anordnung, Plattformen wie Blablacarzu schließen, erwähnt er aber nicht. „Es liegt jetzt in der Verantwortung jedes Einzelnen, seinen Beitrag zu leisten“, heißt es in seiner Erklärung.