Ulrich Stolz aus Sillenbuch, Nadja Luchs mit Tochter Luisa aus Lederberg und Imelda Treiber aus Kemnat haben beim jüngsten Treffen geholfen. Foto: /Caroline Holowiecki

In Stuttgart-Sillenbuch gibt es seit Kurzem eine wöchentliche Kaffeerunde für Geflüchtete aus der Ukraine. Auch anderswo werden solche Treffen ausgerichtet. Sie bringen auch Gastgebern etwas.

In der Küche herrscht geschäftiges Treiben. In einer halben Stunde kommen die Gäste, und bis dahin müssen noch Kaffee und Tee aufgebrüht und Kuchen angerichtet werden. Einmal die Woche kommen im Äckerwaldzentrum in Sillenbuch Geflüchtete aus der Ukraine zusammen, in erster Linie Frauen und ihre Kinder, außerdem die einheimischen Gastfamilien. Getragen wird das Angebot von Freiwilligen und von den Kirchengemeinden vor Ort. „Die Frauen helfen auch mit“, sagt die Kemnaterin Imelda Treiber, eine der Ehrenamtlichen aus der Gemeinde Sankt Michael. Initiiert hat den Treffpunkt die Riedenbergerin Annette Jickeli. „Ich habe mitgekriegt, dass hier immer mehr Leute angekommen sind“, sagt sie, und auch sie selbst hatte daheim kurzzeitig eine sechsköpfige Familie aus der Ukraine beherbergt. Sie berichtet von großen Sprachbarrieren, von der Suche nach Kinderkleidung und jemandem, der etwas übersetzen kann. Und sie stieß auf Gastgeber, denen es ähnlich ging. Ihre Idee: Es braucht einen Raum, wo die Menschen Erfahrungen austauschen und sich vernetzen können.

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Mit ihrem Anliegen trat sie an den evangelischen Pfarrer Friedbert Baur heran. „Ich bin auf offene Ohren gestoßen. Ab da ging es zackig.“ Schon fünfmal fanden Treffen in Sillenbuch statt. Immer andere Teilnehmer aus dem Bezirk und dem Umkreis kommen, auch immer andere Ehrenamtliche. Sie bauen Mal- und Spieltische für Kinder auf, bewirten. Nadja Luchs aus Lederberg etwa spricht Russisch und kann vor Ort übersetzen. „Ich habe den Eindruck, dass es vor allem darum geht, Informationen zu bekommen, wo es Sprachkurse gibt, wo man sich anmeldet, wo Kindergartenplätze frei sind“, erklärt sie.

Es gibt ähnliche Treffs auch an anderen Orten in Stuttgart

Auch anderswo etablieren sich solche Veranstaltungen. Die Landeshauptstadt hat online Angebote zusammengefasst. Demnach findet im Degerlocher Jugendhaus Helene P. mittwochs zwischen 9.30 und 13.30 Uhr ein offener Treff für Menschen aus der Ukraine zum aktiven Austausch statt. Für Vaihingen wird auf einen offenen Treff in ukrainischer Sprache im Eltern-Kind-Treff Müze verwiesen, der mittwochs von 9 bis 12 Uhr stattfindet. In Filderstadt-Harthausen wiederum kommen am ersten Mittwoch im Monat ab 15 Uhr Geflüchtete – aus der Ukraine und von anderswo – und Einheimische zum „Café der Begegnung“ im evangelischen Gemeindehaus zusammen.

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In Sillenbuch ist man mit der Nennung der genauen Veranstaltungstage zurückhaltend. „Ich habe den Eindruck, dass manche Ukrainerinnen schwer traumatisiert sind“, erklärt Annette Jickeli. Ulrich Stolz, ein Helfer aus der katholischen Kirchengemeinde in Sillenbuch, bestätigt das. „Das sind dann die Situationen, wo es schnell emotional wird“, sagt er. Den Ehrenamtlichen sei daher wichtig, einen geschützten Raum zu schaffen. Auch wolle man vermeiden, dass Leute unangemeldet mit Hilfsgütern vor der Tür stünden. Unterstützung sei willkommen, müsse jedoch kanalisiert werden.

Info: Wer in Sillenbuch helfen möchte, etwa mit Wohnungsangeboten oder als Kontaktperson für Geflüchtete, oder wer Menschen aus der Ukraine und ihre Gastfamilien zu den Treffen einladen möchte, kann per E-Mail an die Adresse annette.jickeli@gmail.com Kontakt aufnehmen.