Heute hat jeder dritte Smartphone-Nutzer eine Gesundheits-App geladen. Foto: dpa

Politiker und Verbraucherschützer wollen Nutzer von digitalen Medizinprodukten besser schützen. So schlägt der CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel eine Qualitätsprüfung der Handy-Apps vor.

Berlin - Die Politik will den sich rasch entwickelnden Markt an Gesundheits-Apps für Verbraucher sicherer und durchschaubarer machen. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Erwin Rüddel (CDU), schlägt im Gespräch mit unserer Zeitung einen „TÜV für digitale Medizinprodukte“ vor.

Nach einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung recherchieren heute 80 Prozent der Patienten im Internet, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Jeder dritte Smartphone-Nutzer hat eine Gesundheits-App geladen. Apps stellen heute aufgrund von Fragekatalogen Diagnosen, geben Tipps zur Prävention oder messen Temperatur und Blutzuckerspiegel. Rüddel spricht davon, dass sich „im Netz eine Parallelwelt entwickelt hat, auf die wir keinen Einfluss haben, obwohl unseriöse Angebote die Patienten falsch beraten können“.

Auch Verbraucherschützer fordern stärkere Kontrollen

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt davor, dass Medizin-Apps „mehr Schaden als Nutzen verursachen“ können, wenn sie etwa Hinweise auf Arztbesuche unterlassen. Rüddel schlägt deshalb vor, „ein Bewertungsverfahren einzuführen, das eine Überprüfung des diagnostischen Nutzens, der medizinischen Notwendigkeit und der Wirtschaftlichkeit“ von Apps garantiere. Damit will er erreichen, „dass Gesundheits-Apps schneller in die Patientenversorgung kommen“. Dafür müsse ihre Qualität geprüft werden. Danach sollen auch Ärzte die Apps verschreiben können. Rüddel: „Mein Wunsch ist, dass Anwendungen, deren Nutzen erwiesen ist, in der Regelversorgung für jeden gesetzlich Versicherten zugänglich sind.“ Der TÜV für die digitalen Produkte mache deshalb auch „den Weg frei für eine Erstattung durch die Krankenkassen“.

Der Vorschlag des CDU-Gesundheitspolitikers, stößt bei Kassen und Ärzten auf positive Resonanz. Als einen „echten Gewinn für Verbraucher“ bezeichnete eine Sprecherin des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen die Idee einer Qualitätskontrolle. Unter dem Begriff der Gesundheits-App würden heute ganz verschiedene Anwendungen zusammengefasst, vom einfachen Schrittzähler bis zu echten medizinischen Interventionen. Deshalb seien auch „Nutzen und Risiken sehr verschieden“.

Was geschieht mit den Daten?

Norbert Metke, der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sagte unserer Zeitung, Gesundheits-Apps könnten „durchaus einen sinnvollen Beitrag für eine Therapie darstellen“. Klar sei aber, „dass sich eine App einer Prüfung unterziehen muss, bevor sie für die Regelversorgung zugelassen wird“.

Auf die Gefahren, die mit den vielen digitalen medizinischen Angeboten einher gehen, weisen die baden-württembergischen Verbraucherschützer hin. Peter Grieble, Abteilungsleiter Gesundheit bei der Verbraucherzentrale im Südwesten, wies im Gespräch mit unserer Zeitung auf datenschutzrechtliche Probleme der Gesundheits-Apps hin. „Da werden sehr persönliche und sensible Daten erfasst“, sagt er. Deshalb seien wichtige Fragen zu klären. „Was passiert mit den erhobenen Daten, wer hat darauf Zugriff, wer speichert sie – und verkaufen die Anbieter eventuell die Daten an Dritte weiter?“ Für all diese Fragen brauche es einen „gesetzlichen Rahmen“.

Dass eine Art TÜV für die digitalen Angebote sinnvoll sein kann, zeigt das Ergebnis einer Studie der Verbraucherschützer aus dem vergangenen Jahr, die zum Ergebnis kommt, dass „die Nutzer im Dschungel der App-Stores kaum vorab herausfinden, ob eine Gesundheits-App wirklich für sie geeignet ist“.