Das Trickfilm-Festival ist eine tolle Sache, leider dauert es für die Filmfans nur einige Tage im Jahr. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

„Kultur für alle“ ist Kultur für jene, die mit Sozialhilfe leben müssen: 100 000 Freikarten aus 100 Einrichtungen wurden in den vergangenen zehn Jahren verteilt. Doch es gibt auch neue Wünsche.

Stuttgart - Das ist eine runde Sache: Seit zehn Jahren gibt es die Initiative Kultur für alle Stuttgart, inzwischen beteiligen sich daran etwa hundert Einrichtungen und rund 100 000 Leute haben das Angebot in dieser Zeit genutzt. „Kultur für alle“ richtet sich vor allem an jene Menschen, die hier in der Stadt auf Sozialhilfe angewiesen sind, die sich den Besuch eines Theaters, Konzerts oder Museums deshalb nicht leisten können. Damit sie dennoch am öffentlichen Leben teilnehmen können, gibt es dieses Angebot: Nach vorheriger Anmeldung bei einem feststehenden Kartenkontingent ist die Teilnahme kostenfrei. Die Voraussetzung ist die Vorlage einer gültigen Bonus-Card der Stadt Stuttgart.

Das Planetarium ist auf Platz eins

Wie breit gefächert das Angebot ist, belegen die ersten zehn Plätze der beliebtesten Kultureinrichtungen: Platz eins war im vergangenen Jahr das Planetarium, gefolgt von den Schauspielbühnen, also dem Alten Schauspielhaus und der Komödie im Marquardt. Es folgten das Linden- , Porsche- , Kunst- und das Mercedes-Benz-Museum. Danach die Reihe Stiftsmusik in der Stiftskirche, das Renitenz-Theater und das Theater der Altstadt. Das Landesmuseum ist da natürlich auch dabei. Da dort im vergangenen Jahr aber kein Eintritt erhoben wurde, liegen da keine verlässlichen Zahlen vor.

Es fehtl ein Kommunales Kino

Da gibt es also viele glückliche Kulturbesucher in der Stadt. Doch das Bild der vielgestaltigen Stuttgarter Kulturlandschaft hat aber für Kultur-für-alle-Nutzer noch Lücken.. „Es fehlt vor allem im Filmbereich an Möglichkeiten“, so Nora Auth vom Verein „Kultur für alle“, „da wünschen sich viele Angebote vor allem von den Innenstadtkinos. Da merkt man sehr, dass es hier in der Stadt kein kommunales Kino gibt oder etwas Vergleichbares“. Sehr willkommen ist da das Trickfilm-Festival, aber das dauert auch nur einige Tage im Jahr.

In den anderen Bereichen sind aber auch nicht komplett alle Einrichtungen dabei. „Manche haben eigene Lösungen entwickeln für eine sehr kostengünstige Teilhabe an ihrem Kulturleben. Für uns ist es halt schon notwendig, dass immer ein gewisses Kontingent an diesen Karten zur Verfügung steht, sagt Auth. Es müsse schon praktikabel für alle sein. Es sollte auch Verlass darauf sein: Gibt es an einem kurzfristigen Wunschtag keinen Platz mehr, sollte dies dann schon am nächsten oder übernächsten Tag möglich sein.

Interesse an Jazz und an kleineren Veranstaltungen

Wünsche äußern die Kunden immer wieder. Auth: „Aktuell gibt es beispielsweise Interesse an der Jazzhall in der Marienstraße. Da müssen wir nun schauen, wer da das Programm macht, wie die Strukturen und die Finanzierung funktionieren“. Dafür konnte bereits das große Jazz-Open-Festival gewonnen werden. Freilich geht dieses nur einige Tage im Jahr. Aber für Jazzfans gibt es noch das Bix und die Kiste. „Ansonsten stellen wir einen Trend zu kleineren Veranstaltungen fest“, so Auth.

Der Blick bleibt aber auf die Grenzen von Stuttgart gerichtet. „Wir bekommen schon mal Karten für Veranstaltungen außerhalb von Stuttgart, etwa für ein Konzert von „Element of Crime“ auf der Esslinger Burg. Aber das sind Einzelaktionen, da werden ja auch schnell Fahrtkosten ein Thema.“ Und Städte wie Esslingen hätten ein ähnliches, vergleichbares Angebot.