Günstig einkaufen geht nicht mehr nur vor Ort im Tafelladen. Wer nur begrenzt mobil ist, kann bald auch beliefert werden. Foto: dpa/Andreas Arnold

Wer nicht gut zu Fuß ist, nutzt das Angebot der Ludwigsburger Tafel kaum, auch wenn er dazu berechtigt wäre. Das soll sich ändern – mit einem neuen Lieferservice ab August.

Ludwigsburg - Schon seit Längerem sei ihr aufgefallen, dass ältere Bedürftige mit dem Angebot der Tafel nur schwer zu erreichen sind, sagt Anne Schneider-Müller, die Geschäftsführerin der Tafel Ludwigsburg. Und sie ist überzeugt: „Das liegt oft an der eingeschränkten Mobilität.“

Immerhin, so betont sie, sei das Einzugsgebiet des Tafelladens ganz schön groß: außer Ludwigsburg mit sämtlichen Stadtteilen gehören dazu auch Asperg, Benningen, Freiberg, Ingersheim, Kornwestheim, Markgröningen, Möglingen, Pleidelsheim, Remseck, Schwieberdingen und Tamm. Denn in all diesen Städten und Gemeinden gibt es keine entsprechende Einrichtung, in der Menschen mit geringem Einkommen zu stark vergünstigten Preisen Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen können.

Kooperation mit der Diakonie

Die genannten Orte sind es auch, die vom 1. August an von einem Lieferservice angefahren werden – im Stadtgebiet mit einem E-Lastenfahrrad, außerhalb mit einem Kleintransporter. Dazu kooperiert die Ludwigs-tafel mit dem Kreisdiakonieverband, der nicht nur diverse Diakonieläden betreibt – einen davon direkt neben der Tafel –, sondern auch Langzeitarbeitslosen eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit bietet. Eine klassische Win-Win-Situation für beide – und vor allem für diejenigen, die wegen ihrer geringen Mobilität bislang kaum oder gar nicht erreicht werden konnten.

„Wir hatten die Idee schon länger, konnten sie aber wegen Corona noch nicht umsetzen“, erklärt Julia Ströbele, Fachbereichsleiterin beim Kreisdiakonieverband. Nun jedoch sollen zwei Fahrer sich abwechseln, um die bestellte Ware zu den Kunden zu bringen. „Das Angebot soll möglichst niedrigschwellig sein“, so Ströbele weiter. Aus diesem Grund gibt es im Lieferservice individuell zusammengestellte Warenkörbe im Gesamtwert von fünf Euro; das Geld ist direkt beim Fahrer zu entrichten. In der Ludwigstafel wurde dafür eigens ein Mitarbeiter eingestellt, der bislang ehrenamtlich beschäftigt war. Er nimmt die Bestellungen telefonisch entgegen und stellt auch die Warenkörbe wunschgemäß zusammen. „Es ist wichtig, dass das jemand macht, der schon weiß, wie die Ludwigstafel funktioniert“, findet Schneider-Müller.

Einzigartiges Angebot

Mit dem neuen Angebot sei man einzigartig in der Region, glauben die beiden Sozialarbeiterinnen. Wohl gebe es andernorts Ähnliches – so das Tafelmobil, ein Gemeinschaftsprojekt des Distriktsdiakonats Nord des Marbacher Kirchenbezirks und der Kreisdiakonie Heilbronn, das Orte zwischen Oberstenfeld und Ilsfeld anfährt –, doch werde dort quasi eine Art Marktstand aufgebaut: „Die Leute müssen trotzdem dort hinkommen“, sagt Schneider-Müller.

Sie ist jedoch davon überzeugt, dass der Weg immer mehr hin in Richtung eines Lieferservices geht, wenn man auch wenig mobile Hilfsbedürftige erreichen wolle. Die neue Zielgruppe will man über Kirchengemeinden, über die Sozialberatung, ambulante Pflegedienste oder auch die Kommunen erreichen. Dort sollen Informationsflyer ausliegen.

Der Bedarf ist noch unklar

Wie groß der Bedarf überhaupt sein wird, dafür haben die beiden Frauen keinen Anhaltspunkt: „Es gibt hier auch keine Erfahrungswerte aus anderen Orten wie etwa das Verhältnis zur Einwohnerzahl“, erklärt Ströbele die Schwierigkeit einer Schätzung. Zudem geht sie davon aus, dass es eine Weile dauern wird, bis sich das neue Angebot herumgesprochen hat. Als eingeschränkt mobil könne übrigens auch gelten, wer eine schlechte Anbindung an den ÖPNV habe, nennt sie ein Beispiel. „Wenn es dann allerdings zu viele werden sollten, müssen wir das mehr begrenzen.“

Die Tafel Ludwigsburg und ihr neuer LIeferservice