WMF will von der hohen Kaufkraft chinesischer Touristen profitieren. Deshalb hat das Unternehmen einen Lieferservice nach China eingerichtet. Foto: dpa

Der Hersteller von Haushaltswaren bietet von seiner Filiale in München aus fernöstlichen Touristen einen speziellen Service. Sie kaufen in der Bayern-Metropole das Kochtopf-Set, elf Werktage später wird es in der chinesischen Heimat ausgeliefert.

München - Für Touristen aus China zählt München – neben dem Märchenschloss Neuschwanstein natürlich – zu den Top-Adressen in Deutschland: gut 120 000 Ankünfte weist die städtische Statistik für die ersten zehn Monate des Jahres aus. 2015 waren es zwar noch fünf Prozent mehr, aber an der hohen Kaufkraft und der Shopping-Freude gerade dieser Kundschaft hat sich nichts geändert, und im Januar, wenn China seine Neujahrsferien feiert, wird mit neuem Zustrom gerechnet.

Daran will auch die WMF-Gruppe mitnaschen. In der edlen Filiale direkt am Münchner Marienplatz – zentraler geht’s nicht – hat der auch in Fernost angesehene Hersteller von Haushaltswaren „made in Germany“ nun einen speziellen Service für chinesische Touristen eingerichtet. Als Pilotprojekt verknüpft er das reale Ladenlokal mit seinem Onlineshop und mit einem Versandservice, der die gewünschte Ware im Lauf von spätestens elf Werktagen in China direkt zustellt. So sagen es Sophie Bielmeier und Hendrik Koepff von WMF, die das Projekt entwickelt haben.

Es gibt chinesischsprachige Verkäuferinnen

Die Kunden finden in dieser Filiale nicht nur reale chinesischsprachige Verkäuferinnen vor, sondern auch Tablets, mit denen sie das ausgesuchte Kochtopf-Set, die Messergarnitur oder den Joghurtbereiter per Fingerdruck bestellen können – und zwar nicht nur in der Version, die zufällig in der Filiale vorrätig ist, sondern in allen, die WMF so anbietet. Die Tablets sind auch auf chinesisch zu bedienen, und damit Fehler bei der Umschreibung beispielsweise von Adressdaten vermieden werden, prüft „Google Maps“ gleichzeitig, ob die angegebene Anschrift auch so stimmt. Außerdem gehen damit das Eintragen und die automatische Vervollständigung der Adressdaten schneller, und gerade das, sagt Sophie Bielmeier, sei „sehr wichtig“.

Bezahlt wird mit Karte; die chinesischen Bezahlsysteme „Alipay“ und „UnionPay“ sind integriert. Das Tablet rechnet automatisch alle Kosten zusammen: Zum Ladenpreis, so Bielmeier, kommen 19 Prozent Aufschlag für Versand und Zoll. Der Mindestbestellwert liegt bei 300 Euro, und damit kein chinesischer Tourist an der Kassenschlange anstehen muss, kann er sein Kärtchen gleich mitten im Laden durch das mobile Bezahlmodul ziehen, das dem Tablet beigegeben ist.

Auch deutsche Kunden sollen profitieren

Als Pilotprojekt ist die neue, nur in den Filialen verfügbare WMF-App laut Angaben des Konzerns auch für deutsche Kunden gedacht, die zwar auf das gesamte Sortiment zugreifen wollen, dies aber nicht rein online tun wollen, sondern eine persönliche Beratung suchen. Der Service soll in Zukunft auch Kunden aus anderen europäischen Ländern offen stehen. Was München betrifft, so bleibt allerdings – ohne nähere Begründung – eine noch zahlreichere und noch kaufkräftigere Klientel als die Chinesen weiterhin außen vor: die Touristen aus dem arabischen Raum.