Die Nachwuchsarbeit liegt dem Meister am Herzen. Foto: privat

Köksal Cakir möchte seine Begeisterung für Karate an Kinder und Jugendliche im Stadtgebiet weitergeben. Deswegen hat der Lehrer an der Grundschule Ostheim und mehrfache Karate-Meister einen Verein gegründet.

S-Ost - Gewalt gehört an vielen Schulen in Deutschland mittlerweile zum Alltag. Laut aktuellen Umfragen haben Straftaten auf dem Schulhof und im Klassenzimmer deutlich zugenommen. Lehrer als auch Eltern sind alarmiert und in großer Sorge. Diesen Negativtrend kennt auch Köksal Cakir. Der 43-Jährige ist seit acht Jahren Lehrer an der Grundschule Ostheim und hat eine Erklärung für die steigende Gewaltbereitschaft: Vielen Schülern fehle heutzutage der Ausgleich zum stressigen Schulalltag. In einem Sportverein seien nur die allerwenigsten aktiv.

Gewaltfreies Miteinander

„Viele Kinder sind im Alltag regelrecht aufgeschmissen und suchen deshalb in körperlichen oder verbalen Auseinandersetzungen ein Ventil für ihren aufgestauten Frust“, so Cakir. Dieser Zustand brachte den Pädagogen auf eine ungewöhnliche Idee: Ausgerechnet mit Kampfsportkursen möchte Köksal Cakir die Kinder auf den rechten Weg bringen und ihnen ein gewaltfreies Miteinander nahebringen. Cakir ist auf diesem Gebiet keineswegs ein Unbekannter. Der Hüne mit türkischen Wurzeln ist 25-facher deutscher Karatemeister, Worldcup- als auch Worldgames-Sieger und zudem regelmäßig an Schulen als Referent für Gewaltprävention unterwegs.

Was zunächst widersprüchlich klingt, ist für Cakir eine erfolgreiche Maßnahme zur Gewaltprävention unter Kindern und Jugendlichen. Seit Anfang des Jahres gibt der Kampfsportler Karate-Kurse für Schüler in der Turnhalle des Wagenburg-Gymnasiums. Hierfür hat er einen eigenen Verein gegründet, das Karate Centrum Stuttgart. „In den Kursen geht es nicht darum, wie man sich schlägt und prügelt, sondern um eine körperliche und geistige Erziehung“, so Cakir. Neben der sportlichen Ausbildung lernen die Teilnehmer in den Trainingseinheiten Respekt, Disziplin, Fairness, Hilfsbereitschaft, Team- und Empathiefähigkeit. „Wenn Kinder Kampfsport treiben, hat das vielerlei positive Effekte auf viele Bereiche“, erklärt der Athlet. Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit werden geschult, die Fitness wird verbessert, die Kinder werden selbstsicherer und lernen, in Extremsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Mit Emotionen umgehen lernen

Cakir betont, dass das Training sowohl für schüchterne und zurückgezogene als auch für verhaltensauffällige oder aggressive Jungen und Mädchen geeignet sei. Das Training biete den Kindern einen gewissen Halt im Leben. „Sie lernen, mit ihren Emotionen und Ausbrüchen umzugehen, ohne Gewalt anwenden zu müssen.“ Notfalls können sich die Kinder natürlich auch effektiv selbst verteidigen. Allerdings, so Cakir, müsse ein guter Kampfsportler sein Können selten demonstrieren. Er selbst sei in den vergangenen 30 Jahren nie in einen Konflikt geraten, bei welchem er sich selbst hätte verteidigen müssen. „Kampfsportler haben eine andere Körpersprache. Sie gehen Gefahrensituationen von vornherein aus dem Weg oder agieren deeskalierend.“

Dies möchte Cakir auch auf dem Schulhof erreichen. Besonders wichtig ist ihm der Spaß an der Sache. „Wenn die Kinder keinen Spaß am Training haben, sind sie schnell wieder weg“, so Cakir. Für den erfolgreichen Kampfsportler ist das Training eine Herzensangelegenheit. Damit sich auch einkommensschwache Familien oder Alleinerziehende das Angebot leisten können, ist der Mitgliedsbeitrag niedrig gehalten. Der Kurs wird laut Cakir gut angenommen. Aus diesem Grund möchte er das Angebot weiter ausbauen. Wer möchte, darf jederzeit an einem kostenlosen Schnuppertraining teilnehmen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, ein Einstieg ist ab einem Alter von sechs Jahren möglich. Trainiert wird jeden Mittwoch von 17.45 bis 18.45 Uhr in der Wagenburg-Turnhalle.