Voller Leidenschaft dabei: Die Kinder der „Starlights Musical Academy“ im Musical „Alice im Wunderland“ im Bürgersaal von Murr Foto: Bianca Hehr

Musicalstar sein, davon träumt manches Kind. Damit Zehn- bis Sechzehnjährige Tanzen, Singen, Schauspielen üben und Bühnenluft schnuppern können, gründete Sabine Lörcher mit anderen den Verein „Starlights Musical Academy“.

„Hätte mir vor eineinhalb Jahren jemand gesagt, dass ich einen Verein gründen würde, ich hätte wohl laut gelacht.“ Schmunzelnd erzählt Sabine Lörcher, wie es dazu kam, dass sie im November 2023 die „Starlights Musical Academy e.V.“ in Murr aus der Taufe hob. Einem Verein, in dem Zehn- bis Sechzehnjährige all das trainieren können, was zu einem Musical gehört: Tanz, Gesang und Schauspiel. Das dürfen sie auch zeigen. „Wir bringen pro Jahr ein Stück auf die Bühne“, sagt Lörcher. „Unser erstes Stück vergangenes Jahr war eine Eigeninszenierung von Alice im Wunderland.“ Ihre Tochter Hanna nimmt den Faden begeistert auf. „Und 2025 wird es eine Adaption von Aladin geben, 2026 wieder ein selbst geschriebenes Musical, das mit dem Verein aufgeführt wird“, sagt die 22-Jährige, die an der renommierten Stage School Hamburg eine Ausbildung zur Musicaldarstellerin absolvierte. Schon zuvor verfasste Hanna Lörcher mit ihrem Bruder Nick – der 21-Jährige studiert Music Design in Trossingen – ein Musical: „Sanuria“ wurde im Sommer 2023 an der Lindenschule in Murr aufgeführt.

 
Foto: Mostbacher Dix

Dort ist Sabine Lörcher Klassenlehrerin und macht auch Musik und Theater mit den Dritt- und Viertklässlern: Sie leitet die Bläserklassen und den Chor, mit dem sie jeweils im Sommer und Winter ein Musical aufführt – wie „Sanuria“. „Das löste einen Hype bei den Familien aus, so dass der Wunsch aufkam, auch weiterzumachen, wenn sie die fünften Klassen der weiterführenden Schulen besuchen.“ Also gründete sie die Starlights Musical Academy Murr. Die Lörchers leben in Erdmannhausen. „Murr lag als Vereinsort nahe. Da waren die begeisterten Kinder unserer Schulaufführungen und ihre Eltern, die uns unterstützten. Also wagten wir es.“

Schon der Grundschule von Musicals begeistert

Zumal mit ihrer Tochter schon die Haus-Choreografin an Bord war. Für Hanna sei früh klar gewesen, dass sie Tanz unterrichten, auch kreieren wollte. „Das macht total Spaß“, sagt die 22-Jährige. Schon vor ihrer Ausbildung hätten ihr die Schulleiterin und ihre Mutter die Chance gegeben, in der Murrer Grundschule eine Musical AG zu gründen. „Ich konnte bei den Stücken für den Chor Regie führen, Tänze choreografieren – und merkte, den künstlerischen Gesamtüberblick zu haben, ist cool.“

Im Musicalverein ist sie die zweite Vorsitzende, Mutter Sabine die erste: Die Lörchers und eine weitere Familie bilden den Vorstand. „Menschen für Vorstandsarbeit zu gewinnen, ist nicht einfach“, so die Pädagogin. „Wir haben viele tolle Helferinnen und Helfer, immer da, wenn wir sie brauchen. Ein tolles Team, alle können sich aufeinander verlassen.“ Das galt, als sie sich in das Vereinsrecht und die Geschäftsordnung reinfuchsen musste. Und das gilt, wenn es um Aufbau, Transport, Theaterbesuche und mehr geht. Als die Musical Factory Schwäbisch Gmünd zu „Shrek“ lud, organisierten sich in kürzester Zeit Fahrgemeinschaften. „Zu 20igst reisten wir an, die Kinder und Jugendlichen waren glücklich“, unterstreicht Hanna. „Auch ‚Tarzan’ in Stuttgart kam toll an.“

Was fasziniert an dem Genre Musical?

Wie die Starlights Musical Academy, die viel Resonanz findet. „Bei uns trainieren nun 46 Kinder und Jugendliche in zwei Gruppen: Dienstags die älteren, die größtenteils schon vergangenes Jahr dabei waren, mittwochs die jüngeren, meist noch Neuen.“ Darunter seien längst auch Kids aus Benningen, Marbach, Großbottwar und Erdmannhausen, die eigens nach Murr kämen, um an Musicalprojekten zu arbeiten. Mit Vorwissen? „Nein, alle sind willkommen, einfach mal mitzumachen“, sagt Hanna und macht Mut. Mit dem Einsingen beginne sie in der Regel das Training, „bei den Tanznummern wird ja auch gesungen“, alle anderen Techniken folgten, wenn es nötig sei.

Sie selbst fing im Alter von sechs Jahren mit Ballett an, ihre Liebe zum Musical entdeckte sie mit elf. „Meine Mutter nahm mich in den ‚Tanz der Vampire’. Ich checkte den Inhalt nicht, als Megavampirfan fand ich die Kombi der drei Gattungen Tanz, Gesang und Schauspiel klasse.“

Das verbindende Element in ihrer Familie ist Musik. Ihr zweiter Bruder, der 18-jährige Fynn, unterstützt bei Probearbeiten und macht gerade ein studienvorbereitendes Jahr in Berlin für das Fach „Musicaldarsteller“. Die jüngste ist im vorletzten Schuljahr: Marie spielt Horn und Euphonium. Beruflich wolle die 16-Jährige aber in eine andere Richtung, sagt Sabine Lörcher, selbst im Musikverein.

„Alle vier haben immer wieder gemeinsame Musikauftritte, einige Jahre hatten sie die Band ‚Apolinos’, begleiteten schon meine Choraufführungen.“ Sie lernte einst von ihrem Vater Flöte spielen, brachte es auch ihren Kindern früh bei. „Der Rest kam von alleine. Schön, wenn Kinder Musik weitertragen, ihr eigenes Ding damit machen.“

Kinder entwickeln sich durch das Mitspielen im Musical

Das sehe sie auch bei ihren Grundschülerinnen und -schülern. Dass dabei neue Freundschaften entstehen, sei ein wunderbarer Nebeneffekt. „Tanzpartnerinnen und Tanzpartnern kann man die Hand geben, auch wenn man vorher keinen Kontakt hatte.“ Eine riesengroße Chance für alle Kinder, die sonst mit Deutsch und Mathe kämpften. „Im Musical spielt das keine Rolle. Kaum in Worte zu fassen, wie sie auf der Bühne voller Selbstbewusstsein strahlen!“ Wahnsinnige Entwicklungen habe sie da schon erlebt, schwärmt sie. „Manche haben ganz schüchtern angefangen. Jetzt stellen sie sich mitten auf die Bühne und legen los, ohne darüber nachzudenken.“