Mit knapper Mehrheit stimmt der Göppinger Kreistagsausschuss gegen das Angebot im Raum Geislingen. Die Rede ist nun von einem gebrochenen Versprechen.
Ein bisschen das Sorgenkind“ sei der Klinik-Shuttle, befand Landrat Markus Möller in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses (UVA). Deshalb beantragte die Verwaltung, das Angebot im Raum Geislingen zu streichen, auch wenn Möller betonte: „Niemandem wird zunächst etwas genommen, sondern wir wollen es neu ausrichten.“ Dennoch: Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember fällt das Angebot weg, das hat der Ausschuss mit knapper Mehrheit beschlossen. Das frei werdende Fahrzeug wird dann als dritter Wagen die „VVS-Rider“ im Geislinger Gebiet verstärken, die unzureichend an den ÖPNV angebundene Gebiete versorgen und ähnlich wie ein Ruftaxi per App oder Telefon bestellt werden.
Der Klinik-Shuttle sollte es vor allem für ältere Menschen einfacher machen, aus dem Raum Geislingen das Alb-Fils-Klinikum zu erreichen. Das war der Gedanke hinter dem Einsatz eines VVS-Riders für diesen Zweck, auch als Kompensation für die Schließung der Helfenstein-Klinik. Eingeführt wurde das Angebot zeitgleich mit dem regulären Rider (zwei weitere Fahrzeuge) im Dezember 2023. Die Wagen können mit einem regulären VVS-Ticket oder dem Deutschland-Ticket genutzt werden. Zunächst war es jedoch VVS-Projektleiterin Lina-Marie Berg, die dem Ausschuss die Entwicklung des Angebots erläuterte. Seit Mai dieses Jahres habe sich die Nutzung des Shuttles „deutlich erhöht“. Wurden im April 14 Fahrgäste gezählt, waren es im September bereits um die 280. „Das sind vor allem Berufspendler“, betonte Berg.
Nachfrage nach den VVS-Ridern ist gewachsen
Aus verschiedenen Gründen habe aktuell die Hälfte der potenziellen Nachfragen nach dem Rider-Angebot nicht bedient werden können. Wenn der Klinik-Shuttle nun eingespart wird, soll sich die Situation beim VVS-Rider deutlich verbessern.
Ein weiteres Fahrzeug anzuschaffen, kommt aus finanziellen Gründen nicht infrage. Gut 600.000 Euro kosten die drei aktuellen Fahrzeuge den Landkreis pro Jahr. Doch auch deren Zukunft ist noch offen: Ende kommenden Jahres endet deren Vertragslaufzeit, der Ausschuss beschloss auch zu evaluieren, ob das Angebot dann fortgesetzt wird oder es eine „alternative Bedienungsform für die Raumschaft“ geben soll. Im Raum steht hier die Rückkehr zu günstigeren Rufbussen. Als Ersatz für den Klinik-Shuttle werden die Geislinger jetzt auf den Zug und einen Umstieg in die Buslinie 902 in Göppingen verwiesen.
Die Rede ist von einem gebrochenen Versprechen
Das Ergebnis der Abstimmung war knapp, acht Ja-Stimmen aus Reihen von CDU, Freien Wählern und FDP standen sechs Nein-Stimmen (SPD, Grüne, AfD) gegenüber. So meinte etwa Matthias Dreikluft (Grüne): „Geislingen war mal eine Direktverbindung zur Klinik zugesagt worden.“ Und Thomas Reiff (SPD) stellte fest: „Grundsätzlich geht es heute wieder um ein gebrochenes Versprechen. Die Menschen in der Geislinger Raumschaft schauen ganz genau darauf, was wir hier heute beschließen.“ Die Kritik wollte Landrat Möller so nicht stehen lassen: „Ein Versprechen ist immer das, was ein demokratisches Gremium beschließt. Darüber hin¬aus gibt es kein Versprechen.“
Der Verkehrsplaner und Amtsleiter Jörg-Michael Wienecke rechnete vor, dass es selbst bei 300 Fahrgästen pro Monat jeden Tag nur zehn wären, „das ist verdammt wenig“. In dieser Form sei das Angebot nicht tragbar, „ob versprochen oder nicht“. Er wies noch auf einen anderen Aspekt hin: „Aus Börtlingen oder Aichelberg zur Klinik zu fahren, ist nicht viel weniger aufwendig als aus Geislingen.“ Heinz Frey (FDP) sprang ihm zur Seite: „Mir geht es in Gruibingen genauso. Und ich sehe auch nicht ein, warum man den Raum Geislingen hier irgendwie besser stellen soll, da gibt es überhaupt keinen Grund dafür.“
Kritik vom Fahrgastbeirat
Fahrgastbeirat
Bereits vor der Sitzung hatte der Göppinger Fahrgastbeirat betont, dass der Shuttle-Kleinbus im Rahmen des VVS-Rider-Programms zur Grundversorgung für den Mittelbereich Geislingen gehöre. Das Aus hätte weitreichende Folgen, es wäre „ein Tiefschlag für den Öffentlichen Verkehr im Landkreis Göppingen“.
Stellungnahme
Der Sprecher Heiko Stobinski teilte mit, dass die Fahrzeit aus dem oberen Filstal zum Alb-Fils-Klinikum mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mehreren Umstiegen bis zu einer Stunde und 45 Minuten betrage: „Das ist für den Weg zum Krankenhaus einfach zu viel.“ Die Kreisbehindertenbeauftragte Tina Schwenk unterstütze den Fortbestand des Shuttles.