Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind sehr viel häufiger von Gewalt und sexualisierter Gewalt betroffen. Deshalb gibt es in der Diakonie Stetten eine Beratungsstelle – und die ist dank „Social Media“ gefragter denn je.
Gute Begleitung ist das A und O – so sieht es zumindest Barbara Steber. Und die Mitarbeiterin der Beratungsstelle der Diakonie Stetten für Mädchen und Frauen mit Behinderung muss es wissen, da sie bei ganz unterschiedlichen Fragestellungen begleitet und berät. Und der Bedarf sei groß, denn Frauen und Mädchen mit Behinderungen seien sehr viel häufiger von Gewalt und sexualisierter Gewalt betroffen als Frauen ohne Behinderungen.
Weil das so ist, gibt es die Beratungsstelle der Diakonie Stetten bereits seit mehr als zehn Jahren, doch durch „Social Media“ nehme das Thema „Digitalisierte Gewalt“ aus ihrer Sicht immer weiter zu, was die Beratung gefragter denn je mache. Die Mädchen und Frauen, die Barbara Steber aufsuchen, wenden sich mit Themen wie Gewalt, Sexualität und Prävention an sie. Auch Fragen zur Partnerschaft, zum eigenen Körper und zu Grenzüberschreitungen können hier vertraulich besprochen werden.
Die Themen sind so vielfältig wie die Menschen der Diakonie Stetten
Barbara Steber setzt sich seit vielen Jahren in der Beratung und im Gewaltschutz ein. Die Themen, zu denen sie Klientinnen, die in einem Wohnangebot der Diakonie Stetten leben, berät, sind so vielfältig, wie die Menschen selbst. „Ich berate viel zu Themen wie Partnerschaft, Verhütung, Sexualität, Kinderwunsch oder Wechseljahre, aber auch zu Formen von Gewalt, sexuellen Übergriffen und gefährlichen Situationen“, erzählt Barbara Steber, die systemische Familientherapeutin ist. So beschäftigt viele der Frauen das Thema Partnerschaft und damit verbundene Konflikte oder Unsicherheiten. „Ich erlebe häufig, dass sich junge Frauen mit Behinderung unbedingt einen Freund wünschen. Das hat viel mit einem falschen Statusdenken zu tun. Dadurch werden sie schnell zu Opfern, weil sie in Situationen hineingeraten, die sie im ersten Moment gar nicht überblicken können“, erzählt Barbara Steber.
Ein großes Thema spielten dabei auch die sozialen Medien, durch die Gewalt oder sexualisierte Gewalt immer wieder begünstigt würden und die voll von pornografischen Inhalten seien. „Vielen der Klientinnen sieht man ihre Behinderung im ersten Moment nicht an. Sie geraten manchmal schnell in Situationen, in denen sie nicht wissen, wie sie wieder herauskommen“. Der Beraterin und Präventionsmanagerin ist wichtig, dass sie den Klientinnen dann zur Seite steht und Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. „Wenn jemand ein freizügiges Foto von sich verschickt hat und erst später merkt, dass es falsch war, dann gibt es immer noch Möglichkeiten, indem wir beispielsweise die Polizei informieren“, sagt Barbara Steber. Sie arbeitet mit den Klientinnen zusammen an ihrem Selbstvertrauen und versucht, sie zu stärken. „Ein Nein heißt Nein und das den Klientinnen immer wieder aufzuzeigen, ist ein wichtiger Aspekt“.
Auch bei Fortbildungen für Klientinnen ist sie dabei. Diese lernen dort zu unterscheiden, welche Nähe und Distanz richtig ist. Wir zeigen darin auch, dass es nicht in Ordnung ist, wenn man an bestimmten Stellen ungefragt angefasst wird. „Mein Körper gehört mir, ist immer wieder Thema“, sagt Barbara Steber. Neben den Klientinnen selbst berät Barbara Steber oft Angehörige von Frauen und Mädchen mit Behinderungen. „Manche Eltern wollen über ihre Kinder bestimmen, weil sie meinen, es ist das Richtige für die Tochter.“ Aber man könne dieser nicht einfach das Handy wegnehmen oder ihr sagen, sie brauche keine Pille, weil sie auch keine Sexualität brauche. Hier versucht die Familientherapeutin zu vermitteln und Lösungswege aufzuzeigen, um Teilhabe und Gleichberechtigung zu ermöglichen.
Hilfetelefon gegen Gewalt
Info
Der evangelische Fachverband für Teilhabe (BeB) unterstützt anlässlich des Internationalen Frauentages das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ mit einer Kampagne. Weitere Infos unter folgendem Link: https://www.hilfetelefon.de/materialien/zum-liken-und-teilen.html