Steffen Vollmar vom Kunsthaus Stuttgart präsentiert das Bild „Blick auf Sillenbuch“, das der Hölzel-Schüler Heinrich Eberhard 1935 gemalt hat. Foto: Ralf Recklies

Von 1934 bis zu seinem Tod im Jahr 1973 lebte der in Ellwangen geborene Maler Heinrich Eberhard in Sillenbuch. Derzeit werden bei Ebay eine Reihe von Eberhard-Werken angeboten. Darunter ein großformatiges Ölgemälde aus dem Jahr 1935 mit dem Titel „Blick auf Stuttgart Sillenbuch“.

Sillenbuch - Wer sich ein Bild des Sillenbucher Künstlers Heinrich Eberhard gönnen möchte, hat im Internet-Auktionshaus Ebay derzeit die Möglichkeit, mehrere Arbeiten des 1973 gestorbenen Malers zu erwerben. Interessant für heimatverbundene Kunstfreunde dürfte dabei vor allem ein Bild sein, das das Kunsthaus Stuttgart anbietet. Sein Titel: „Blick auf Stuttgart Sillenbuch“. Der Schüler des Malers Adolf Hölzel hat es 1935 mit Ölfarben auf die Leinwand gebracht – ein Jahr, nachdem er sich in Sillenbuch niedergelassen hatte.

„Wir haben das Bild von einem Kunden, der sich räumlich verkleinert hat“, erklärt Kunsthaus-Chef Steffen Vollmar zur Herkunft der Arbeit, die laut einem Aufkleber auf der Rückseite der Leinwand einst auch in einer Ausstellung des Württembergischen Kunstvereins zu sehen war. Ein ebenfalls vom Kunsthaus bei Ebay angebotenes Werk hat Eberhard noch früher gemalt. Der „Blick auf Herbrechtingen“ entstand im Jahr 1932.

Eberhard wurde 1884 in Ellwangen geboren

Der 1884 in Ellwangen an der Jagst geborene Künstler wurde ab dem Jahre 1904 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste ausgebildet. Er war erst in der Zeichenklasse von Robert Poetzelberger, dann zwei Jahre in der Malklasse Christian Landenbergers. Von 1908 an war er Meisterschüler Adolf Hölzels. Dieser hat Eberhard in seiner künstlerischen Entwicklung auch entscheidend beeinflusst. Von den Nazis wurden Eberhards Bilder als „entartet“ gebrandmarkt, sein 1919 gemaltes Bild „Vision“ wurde 1937 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe beschlagnahmt und zur Ausstellung „Entartete Kunst“ nach München geschickt. 1939 fertigte er zwei große Gemälde für das Württembergische Landesmuseum, 1940 das Bild „Ruine Hohenrechberg“ für das Stuttgarter Rathaus. Dieses ist heute im Stuttgarter Kunstmuseum zu finden.

Zwischen Naturalismus und Abstraktion

Eberhard hat vor allem durch seinen Stilpluralismus für große Aufmerksamkeit gesorgt. Seine Bilder bewegen sich, wie es die Kunsthistorikerin Vanessa Sigalas beschreibt, zwischen expressivem Naturalismus, Kubismus und Abstraktion. Auch ein Werk mit kubistischen Einflüssen ist derzeit bei Ebay zu haben. Es ist eine Bleistiftzeichnung, die Heinrich Eberhard auf sandfarbenem Papier wohl 1924 gefertigt hat. Ihr Titel: „Ruine auf dem Palatino“.

Die letzten Ölbilder des Künstlers, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts weitgehend in Vergessenheit geratenen war, entstanden 1961, dem Jahr, als Eberhard zu erblinden begann.

Leben und Werk des Künstlers beleuchtet

Die aus Hildrizhausen stammende und heute für das Wadsworth Atheneum Museum of Art in Hartford/USA tätige Kunsthistorikerin Vanessa Sigalas hat das Leben und Werk des Künstlers vor wenigen Jahren beleuchtet und ein umfassendes Werkverzeichnis mit 475 Ölbildern und vielen Zeichnungen, Aquarellen sowie Druckgrafiken erstellt. Die meisten der dort abgebildeten Eberhard-Werke befinden sich in Privatbesitz, einige aber auch in namhaften Sammlungen.