"Musikantenstadl"-Moderator Andy Borg Foto: dapd

Andy Borg gastiert mit dem "Musikantenstadl" in Stuttgart. Ein Gespräch mit dem Entertainer.

Stuttgart - Das Feuilleton rümpft oft die Nase, wenn vom "Musikantenstadl" die Rede ist. Andy Borg nimmt die Kritik gelassen. Solange regelmäßig fast sechs Millionen Zuschauer seine Sendung verfolgen, wird dem Moderator nicht bang. Zum 30. Geburtstag gastiert der "Stadl" am Sonntag auch in Stuttgart.

Herr Borg, der "Musikantenstadl" wird 30. Doch Ihr Vorgänger Karl Moik, der die Sendung ein Vierteljahrhundert moderierte, boykottiert die Geburtstagsshow.

Karl Moik hat die Show zu dem gemacht, was sie heute ist, zu einer der beliebtesten Sendungen im deutschen Fernsehen, zum Event. Ich bin nur sein Lehrling. Daher wäre es die Krönung gewesen, wenn Karl beim Jubiläum am 12. März in der ARD die Showtreppe heruntergeschritten wäre.

Vielleicht klappt's ja zum 40.?

Mal sehen, ob wir und die Sendung dann noch da sind (lacht). Im Ernst: Ich verstehe von Herzen, dass Karl nicht vorbeischaut. Seine Verbitterung ist groß. Wohlgemerkt gegenüber den Senderverantwortlichen, die Ende 2005 nicht gerade auf die feine Art seinen Vertrag auslaufen haben lassen. Privat haben wir zwei guten Kontakt.

Moik hat zudem kritisiert, dass das Jubiläum im schweizerischen Fribourg und nicht im "Stadl"-Heimatland Österreich gefeiert wird.

Aus seiner Sicht nachvollziehbar. Aber für mich ist die Sendung globalisiert. Sie wird als Eurovisionsshow produziert. Und bei der Live-Tour gastieren wir in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und erstmals auch in Kroatien. Ich bin im November 50 geworden - und meinen Geburtstag habe ich auch nicht in dem Krankenhaus gefeiert, in dem ich geboren wurde.

Am Sonntag sind Sie in Stuttgart. Allerdings ohne Kameras, denn nicht jeder "Stadl" wird übertragen. Ist da mit dem Publikum mehr Kontakt und Interaktion möglich?

Ich halte mich bei der Moderation ohnehin nicht an ein Script. Klar mache ich mir Gedanken, habe eine Linie. Aber mir liegt eher das Spontane - ob mit oder ohne Kamera. Ohne ist es tatsächlich anders im Saal. Da gibt es immer irgendwas, auf das ich Bezug nehmen kann. Ein Beispiel: Vor kurzem saßen wir bei gefühlten minus zehn Grad in einer Halle, das Publikum mummte sich in dicke Mäntel. Aber unser Ballett musste im Bikini auftreten. Über meine Scherze hat sich der Saal schlappgelacht. Bei einer Übertragung hätten das die Zuschauer daheim am Fernseher nicht verstanden. Die frieren dort in der Regel ja nicht.

Bekommen Sie auf der Tour überhaupt etwas von den Städten mit? Kennen Sie Stuttgart?

Ich kenne Stuttgart sehr gut, bin in der Gegend schon oft aufgetreten. Ich mag die Stadt - und die Stuttgarter mögen mich (lacht). Ich komme übrigens auch immer wieder gern zum Musical hierher.

"Man kann es nicht allen recht machen."

Was für Musik mögen Sie denn sonst gern?

Das ist stimmungsabhängig. Wenn ich Heimweh habe, höre ich österreichische Interpreten. Ich mag auch Pop. Xavier Naidoo zum Beispiel finde ich fantastisch.

Und wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Branche? Die TV-Sender haben in den letzten Jahren ja einige Shows abgesetzt.

Wissen Sie, ich bin seit gut 30 Jahren im Geschäft und höre immer wieder, dass diese Art von Musik tot ist. Seltsam nur, dass unsere Auftritte stets ausverkauft sind. Die Karten kosten bis zu 80 Euro, wir sind den Leuten also wirklich viel wert. Was das Fernsehen betrifft: Dort gibt es inzwischen so viel Auswahl. Trotzdem erreichen wir mit dem "Stadl" bis zu sechs Millionen Zuschauer. Mir ist also nicht bang. Kritik an der volkstümlichen Musik kann ich dennoch nachvollziehen. Für Puristen, für Fans der ursprünglichen Volksmusik ist das nichts. Aber wir versuchen eben, Volksmusik und Schlager zu verbinden. Und das kommt an. Diese Musik wird es meiner Meinung nach immer geben, so wie es Volksfeste wie euren Wasen immer geben wird. Egal, ob die Medien mitspielen oder nicht.

Gibt es junges Publikum, das nachwächst?

Ja klar, wir haben sogar eine Facebook-Seite für den "Musikantenstadl".

Wie sehen Sie eigentlich Ihre Funktion?

Ich bin Moderator, und als solcher will ich keine Fakten runterbeten, sondern mit meinen Gästen plaudern und meine Zuschauer unterhalten. In erster Linie bin ich allerdings Musikant. Das Prinzip funktioniert so: Auf der einen Seite sitzt einer, der macht "lala" - und wenn auf der anderen Seite einer hockt, der sich das anhört, dann ist doch alles gut. Dass es bei mir inzwischen Millionen sind, ist natürlich ein Privileg. Es wird ja keiner gezwungen, beim "Stadl" zuzuschauen. Die Menschen holen sich nur das, was sie brauchen.

Und was ist das?

Ich denke, dass Lieder in der Muttersprache Identifikation schaffen. Zudem fühlen sich die Menschen bei diesen Klängen wohl. Vielleicht, weil sie sich in Urlaubsstimmung versetzt fühlen. So oder so: Schlager und volkstümliche Musik gehören als Mosaiksteinchen zum großen Bild der Musik.

Dazu gehört aber oft auch Kritik an Sendungen wie dem "Stadl".

Stimmt. Über die rege ich mich aber längst nicht mehr so auf wie früher. Man kann es nicht allen recht machen. Dass unsere Branche veräppelt wird, empfinde ich eher als Kompliment - wenn es gut gemacht ist. Wer parodiert wird, hat es geschafft. Denn zur Parodie taugt nur derjenige, der wirklich bekannt ist. Sonst verstehen die Zuschauer ja gar nicht, wer gemeint ist.

Andy Borg und sein "Musikantenstadl" gastieren an diesem Sonntag von 18 Uhr an in der Porsche-Arena.