Andreas Hinkel (links) gehört zum erweiterten Trainerstab von Markus Weinzierl (Mitte). Foto: Pressefoto Baumann

Andreas Hinkel vom VfB Stuttgart spricht in einem Interview über seinen Karriereweg, die schwierigen Zeiten beim VfB Stuttgart und sein kurzes Intermezzo als hauptverantwortlicher Trainer der Weiß-Roten.

Stuttgart - Andreas Hinkel und der VfB Stuttgart – es ist eine mittlerweile 26 Jahre andauernde Beziehung. Seit Hinkel 1992 vom TSV Leutenbach zu den Weiß-Roten nach Bad-Cannstatt kam, ist er aus dem Verein eigentlich kaum mehr wegzudenken. Im Interview mit „Spox.com“ spricht er über seinen Werdegang, die Trainerausbildung im Kinder- und Jugendbereich und sein kurzes Intermezzo als VfB-Cheftrainer. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Andreas Hinkel über ... sein kurzes Intermezzo als Cheftrainer

„Das waren ein paar interessante Tage. Im Endeffekt war die Absprache mit Michael Reschke so klar, dass ich sehr genau wusste, dass die Chance extrem gering ist, im Spiel gegen Dortmund auf der Bank zu sitzen. Ich habe mir auch überhaupt keine Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn es doch passiert und wir vielleicht sogar gewinnen. Den Fußball-Lehrer hätte ich so oder so machen müssen, wenn ich langfristig auf dem Niveau als Trainer arbeiten will. Aber trotzdem bin ich die Situation so angegangen und habe alles so geplant, als würde ich das Spiel gegen den BVB machen. Für mich war entscheidend, einen professionellen Job zu erledigen, auch wenn es nur zwei Trainingseinheiten sein sollten.“

Andreas Hinkel über ... über seine Erfahrungen im Kinder- und Jugendfußball

„Ich wollte es langsam angehen, weil ich es für den gesünderen Weg halte. Mir war aber auch immer klar, dass ich es durchziehe, wenn ich es einmal angefangen habe. Ich habe auch versucht, mich möglichst breit aufzustellen, indem ich von der U12 an eigentlich alle Altersklassen durchgemacht habe. [...] Es waren lehrreiche Jahre. Ich weiß jetzt, welche Ängste und Sorgen es in diesem Bereich gibt, was Eltern bewegt.“

Andreas Hinkel über ... die Lage beim VfB Stuttgart

„Wenn ich mir die Entwicklung anschaue: Der Abstieg vor zweieinhalb Jahren war ja kein Zufall. Danach hat sich der Verein gut erholt, es wurde eine neue Euphorie entfacht. Unter Hannes Wolf lief es nach dem Aufstieg zwar nicht optimal, aber es war auch nicht so schlecht. Dann kam es zum Trainerwechsel, nachdem Hannes seinen Rücktritt angeboten hatte. Danach ging es in der Rückrunde steil bergauf, obwohl es bei einem Aufsteiger ja normalerweise eher andersherum läuft und es getragen von der Euphorie am Anfang besser läuft. Jetzt steckt der VfB im traditionell schwierigen zweiten Jahr nach dem Aufstieg. Ich kann gar nicht sagen, ob es ein generelles Problem gibt - aber es ist auffällig, dass die Ausschläge, nach oben, aber auch vor allem nach unten, seit einigen Jahren enorm sind.“

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Andreas Hinkel über ... die Qualität der VfB-Ausbildung

„Die Konstanz, die es immer noch gibt, ist die Qualität der Ausbildung. Darauf legt auch die aktuelle Vereinsführung sehr großen Wert. Ich habe erst vor einigen Wochen eine Studie gelesen, dass kein anderer deutscher Verein den Grundstein für so viele Profikarrieren gelegt hat, der VfB ist dort in Europa in den Top-10. Aber wenn man sich die Namen dann anschaut, egal ob es bekanntere sind wie Joshua Kimmich, Thilo Kehrer oder Timo Werner, oder weniger bekannte wie Milos Degenek oder Sinan Gümüs, keiner spielt beim VfB. Dass da in der Vergangenheit Fehler passiert sind, liegt auf der Hand.“

Andreas Hinkel über ... die vereinsinterne Wertschätzung der Jugendarbeit

„Es ist ja nicht so, dass gar keine eigenen Spieler entwickelt werden. Timo Baumgartl hat eine überragende Entwicklung gemacht und ist U21-Nationalspieler. Berkay Özcan tut sich gerade auch verletzungsbedingt etwas schwer, hat aber auch schon gezeigt, was er für ein Potenzial hat. Man darf auch nicht vergessen, dass es ein riesengroßer Schritt ist von der U19 in die erste Mannschaft. Aber keine Frage, der Verein hätte seinem eigenen Nachwuchs in der Vergangenheit hier und da mehr Wertschätzung entgegenbringen können. So wie jetzt auch Markus Weinzierl ab und zu mal einen Spieler in den Kader zu nehmen und zu zeigen, dass eine Durchlässigkeit im System da ist, kann viel bewirken.“

Andreas Hinkel über ... seine eigene Zukunft als Trainer

„Ich will mir nach wie vor alles offenhalten. Es ist ein langer Prozess, bis du vom ersten Trainerschein am Ende beim Fußball-Lehrer angelangt bist. [...] Sollte ich mich doch für die Management-Schiene entscheiden, halte ich es für sinnvoll, alle Trainerscheine als Background zu haben und Vereine von der Pike auf zu kennen. Der Trainerberuf macht mir extrem viel Spaß, egal ob im Jugendbereich oder bei den Profis, aber ich will mich einfach noch nicht darauf festlegen.“