Die Folgen von Becks Kreuzbandriss im rechten Knie sind nur noch äußerlich sichtbar. Foto: Baumann

Rechtsverteidiger Andreas Beck hat seinen Kreuzbandriss schnell überwunden und kommt zurück auf den Platz. Laut dem VfB ein großer Gewinn – bringt der Spieler doch diverse Extra-Qualitäten mit.

Grassau - Es ist ja alles auch eine Frage des Hauttyps, doch die Anstrengungen seines halbstündigen Comeback-Einsatzes beim Test des VfB Stuttgart in Sandhausen (1:1) sind dem semmelblonden Andreas Beck dann doch anzumerken. Schließlich hat die Partie bei Temperaturen über 30 Grad dem 31-Jährigen ordentlich die Röte ins Gesicht getrieben.

Dennoch macht der ausgelaugte Beck einen sehr zufriedenen Eindruck, wie er in den Katakomben mit Badelatschen an den Füßen an seinem rosafarbenen Elektrolyt-Getränk nuckelt. Denn die Nachricht ist angekommen: Beck is back. Nach seinem Kreuzbandanriss im rechten Knie Ende April, damals in der Bundesliga-Partie gegen Hannover 96, hat der Rechtsverteidiger in Sandhausen erstmals wieder gespielt. Beck, mit 25 Saisoneinsätzen bis zu seiner Verletzung stets Stammspieler, meldet sich zurück im Spiel.

Zehn Jahre früher hätte er anders entschieden

„Er ist der Mann des Abends – das hat er sich verdient“, sagt Tayfun Korkut – und klopft seinem Spieler gleichsam freudig wie mitfühlend auf die Schulter. Schließlich weiß auch der VfB-Trainer, was er an dem Routinier und neunmaligen Nationalspieler hat, der im Vorsommer von Besiktas Istanbul an den Neckar zurück gekehrt war, um dem Aufsteiger mehr Stabilität und Erfahrung zuzuführen. Sandhausen ist nun die Rückkehr nach der ersten schweren Verletzung in Becks langer Karriere. Er hatte sie zunächst in der Reha-Welt mit viel Einsatz und Elan voran getrieben.

Auf eine Operation hatte der Blondschopf verzichtet, lieber ließ er das lädierte Knie konservativ behandeln. „Sonst wäre 2018 für mich gelaufen gewesen. So habe ich von der ersten Trainingseinheit an mitgemacht“, sagt der 31-Jährige, der vielleicht anders gehandelt hätte, wäre er noch zehn Jahre jünger. Doch im Herbst der Karriere gilt es für einen Profi, nicht allzu lange weg vom Fenster zu sein. Ein überschaubares Risiko nimmt man da gerne in Kauf. „Ich mache mir keinen Druck“, sagt Beck: „Es geht von Tag zu Tag besser. Jetzt war der richtige Moment, um behutsam einzusteigen.“

Dass der Verein mit Pablo Maffeo, 20, inzwischen eine junge Alternative auf der Position des Rechtsverteidigers verpflichtete, das hat Beck zur Kenntnis genommen. Maffeo ist mit zehn Millionen Euro Ablöse der Rekordtransfer des VfB Stuttgart. Ist der junge Spanier also gesetzt – und der Altmeister Beck nur noch der Herausforderer? „Das sind Dinge, mit denen sich Journalisten und Fans beschäftigen. Mein Spiel beeinflusst das überhaupt nicht“, sagt Beck.

VfB bescheinigt Beck „Extra-Qualitäten“

Schließlich ist der 31-Jährige zwar nicht der größte Techniker und Dribbelkönig im 23er-Kader des VfB, tatsächlich sitzen auf der Haupttribüne der Mercedes-Benz-Arena sogar ein paar hartnäckige Bruddler, die Beck besonders auf dem Kieker haben. Doch der Rechtsverteidiger bringt diverse Extra-Qualitäten mit.

„Jeder Verein braucht ein paar Künstler in seiner Mannschaft, die sich vor allem um ihr Spiel und ihre Kreativität kümmern“, sagt Michael Reschke. Doch mindestens genauso wichtig, erklärt der VfB-Manager, seien Profis wie Andreas Beck. Spieler, die ein Team im Inneren zusammen halten, weil sie unaufgeregt Führungsaufgaben übernehmen. Etwa, in dem sie öffentlich Stellung beziehen, wenn es im Sinne der Mannschaft ist.

„Der VfB ist ein Verein mit Ansprüchen, mit Tradition und Hunger nach Erfolg. Wir freuen uns, wenn gute Spieler dazu kommen, wenn wir Qualität und eine Breite haben, denn eine Saison ist unfassbar lang“, sagt Beck, der zu der Sorte Bundesliga-Profi zählt, deren Horizont eben nicht an der Eckfahne endet. Dass Beck als ehemaliger Jugendspieler zudem wie etwa der Kapitän Christian Gentner über eine VfB-DNA verfügt, ist ein weiteres Plus. Dass es im Duell mit Maffeo zum Saisonstart mit einem Platz in der Startelf eng werden könnte, weiß ein erfahrener Kempe wie Beck.

„Das ist Bundesliga, da gibt es keine Stammplätze, die in Stein gemeißelt sind“, sagt der Literaturfreund, der jahrelang mit einem alten Saab 900 unterwegs war. Doch Beck will sich auch im achttägigen Trainingslager im Chiemgau, das an diesem Freitag beginnt, weiter reinhängen.

Auch, um die körperliche Konstitution samt seiner Gesichtsfarbe wieder an absolute Höchstleistungen heran zu führen. „Dafür bin ich da, dafür opfere ich mich auf“, sagt Beck: „Dafür liebe ich den Sport.“