50 Jahre und kein bisschen leise: Andrea Berg hat eine treue Fangemeinde. Foto: dpa

Von der Arzthelferin zur Schlagerkönigin und seit über 20 Jahren gut im Geschäft: Andrea Berg aus dem baden-württembergischen Aspach wird 50 – und spaltet wie eh und je.

Aspach - Nur wenige Schlagerstars polarisieren so wie sie. „Bei Andrea Berg gibt es vermutlich genauso viele Menschen, die sie vergöttern, wie welche, die sie ganz schrecklich finden“, sagt der „Schlager-Professor“ Martin Lücke, der in Berlin Musikmanagement lehrt. Jedoch müssten auch ihre Kritiker anerkennen: Andrea Berg („Du hast mich tausendmal belogen“) ist ein Phänomen. Von der Arzthelferin zur Schlagerkönigin, die sich seit über 20 Jahren im Geschäft hält, sei es schon ein einmaliger Weg. An diesem Donnerstag (28.1.) wird das Phänomen 50 Jahre alt.

Ein Vergleich mit Helene Fischer („Atemlos“) liege zwar nahe, so Lücke, sei aber kaum möglich. Zum einen sei Helene Fischer 20 Jahre jünger. Zum anderen spreche Andrea Berg eine andere Zielgruppe an: Während Helene Fischer „die Mitte erreicht“, seien Andrea Bergs Fans im Gros zwischen Mitte 30 und Mitte 50.

Berg bedient nicht alle wie Helene Fischer

Der Schlagerforscher Ingo Grabowsky sieht Andrea Berg „in einer Parallelwelt des deutschen Schlagers“. Selbst zur erfolgreichsten Zeit mit „Du hast mich tausendmal belogen“ habe die Künstlerin dazu längst nicht jeder gekannt. „Mit der Helene-Fischer-Euphorie ist das nicht zu vergleichen“, sagt Grabowsky. Im Gegensatz zur „Atemlos“-Interpretin sei Andrea Berg überhaupt nicht mehrheitsfähig. „Sie bedient aus meiner Sicht ein Teilpublikum“, so Grabowsky.

„Es ist schon merkwürdig, weil ich mich ja nicht so alt fühle“, sagt Andrea Berg exklusiv in der „Bild“ über ihren runden Geburtstag. Je älter man werde, desto mehr müsse „man sich auf die inneren Werte reduzieren, weil äußerlich der Lack irgendwann ab ist“. Und sie gibt zu: „Natürlich ist es nicht toll, dass ich jetzt Falten kriege.“

Mehr als 15 Millionen verkaufte CDs

Eindrucksvoll ist Andrea Berg Erfolg in jedem Fall: Auf mehr als 15 Millionen Tonträger werden die Verkäufe von ihrem Management taxiert. Nach wie vor war keine andere CD länger in den deutschen Charts als ihr „Best of“, mit der sie ab 2001 den Durchbruch schaffte.

Rund sieben Jahre war das Album in den deutschen Charts - kein Album von Michael Jackson, Madonna oder sonstwem schaffte das. Kaum ein anderer Künstler hatte laut Media Control mehr Charts-Wochen als Andrea Berg. Kommerziell ist sie nach wie vor eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen überhaupt. Dieter Bohlen ist Teil des Erfolgs, DJ Bobo ebenfalls. Echos, Goldene Hennen oder Goldene Stimmgabeln stapeln sich. Einen Bambi hat sie auch und für ihre lange Hospizarbeit gab es das Bundesverdienstkreuz.

„Sie kultiviert das Verruchte“

Diskussionen ruft die Rotmähnige regelmäßig mit ihren gewagten Bühnenoutfits hervor samt Miniröckchen, tief oder besonders hoch ausgeschnittenen Kleidern, Strapsen und High-Heels. „Sie kultiviert das Verruchte“, sagt Grabowsky. Nach ihrem letzten runden Geburtstag sagte die Mutter einer Tochter in einem Interview: „Als Frau über 40 muss man sich anstrengen, damit die Männer einem hinterher gucken.“

Einer Frauenzeitschrift sagte sie vor einigen Jahren aber auch, wie schön es sei, einen Mann gefunden zu haben, „der mich so annimmt, wie ich bin - am liebsten ungeschminkt und in Gummistiefeln, mit meinen 50 Tieren und all meinen kleinen Verrücktheiten“. Es sei völlig normal, dass einen nicht alle Menschen mögen, hat Andrea Berg mal gesagt. Und: „Wenn man eine Fernbedienung hat, muss man noch nicht einmal aufstehen, um mich abzuschalten.“

Heimathafen nahe Stuttgart

Ihren „Heimathafen“, wie sie es selbst nennt, hat Andrea Berg im schwäbischen Aspach nahe Stuttgart gefunden. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Sportmanager und Hotelier Uli Ferber, betreibt sie das Erlebnishotel „Sonnenhof“ und ein Ferien-„Dörfle“. Dieses sei „bis ins kleinste Detail meins“, sagt Andrea Berg. „Bei jedem „Tatort“ habe ich mindestens einen Lampenschirm gestrickt.“

Als ihr Erfolgsrezept hat sie mal ihre Bodenhaftung bezeichnet. „Ich stehe mitten im Leben.“ „Heimspiel“ heißen dann auch ihre regelmäßigen Open-Air-Konzerte, zu denen Zehntausende in das Stadion des Fußball-Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach in die schwäbische Provinz strömen. „Wenn ich dieses schöne Heimatgefühl habe, dann kann ich auch mit viel mehr Lust und Energie wieder rausgehen auf die Bühne.“ Im April kommt das neue Album „Seelenbeben“ raus, im Herbst geht es dann wieder auf Tournee.