Foto: Piechowski

Das laute Spektakel von Andrea Berg in ihrer Heimatgemeinde Großaspach erfreut nicht jeden.

Aspach - Voller Glückseligkeit verließen die meisten der 15000 Besucher das Open-Air-Konzert mit Schlagersängerin Andrea Berg Ende Juli in Großaspach (Rems-Murr-Kreis). Doch das Spektakel hat ein unrühmliches Nachspiel: Anwohner wettern über die Lärmbelästigung, ein Gemeinderat hat Anzeige erstattet.

Es ist ein echtes Schmuckstück, das neue Stadion im Fautenhau, nahe der Grenze zwischen dem Rems-Murr-Kreis und dem Landkreis Ludwigsburg gelegen und von der A-81-Ausfahrt Mundelsheim nur gut zehn Minuten entfernt. Zehn Millionen Euro hat ein Investorenpool spendiert. Wichtigster Geldgeber ist der Spielerberater und Hotelier Uli Ferber - bekannt ist der 51-Jährige zudem als Ehemann von Schlagerstar Andrea Berg. Auch die 45-Jährige hat sich im Stadion-Neubau engagiert. Weitere Investoren sind die von Ferbers Agentur betreuten Kicker Mario Gomez und Alexander Hleb - der deutsche Nationalstürmer hat bereits angekündigt, dass er sich freue, demnächst mit dem FC Bayern in seinem eigenen Stadion antreten zu dürfen.

Noch vor dem offiziellen Eröffnungsspiel am 16. August der SG Sonnenhof Großaspach gegen den VfB Stuttgart gab's die Premiere in der Comtech-Arena mit Andrea Berg. Motto des Abends am 23. Juli: "Heimspiel". Die gebürtige Rheinländerin lebt in Aspach und konnte so als Hausherrin per Kran auf die eigene Bühne herabschweben, wie üblich im sexy Outfit.

Während die Anhänger hernach von der aparten Erscheinung der gelernten Krankenschwester schwärmten, fiel die Bilanz bei etlichen Aspachern weniger euphorisch aus. So sei die Bühne nicht, wie eigentlich vorgesehen, gen Nordwesten in Richtung Autobahnzubringer ausgerichtet worden. Vielmehr zeigte die Bühne nach Großaspach, so dass die Bürger Bergs Gesang derart eindrucksvoll serviert bekamen, als seien sie selbst mitten im Konzert.

SPD-Gemeinderat Armin Franitza sieht darin einen Verstoß gegen die Polizeiverordnung - und hat beim Aspacher Ordnungsamt Anzeige erstattet. "Man muss sich daran halten, was ausgemacht ist", sagt der 48-Jährige, der einst selbst für den Stadionbau gestimmt hatte. Gegen Andrea Berg ("Von mir aus kann die jedes Jahr dort spielen") habe er ebenso wenig wie gegen laute Konzerte: "Ich war auch schon bei den Toten Hosen." Doch gehe es nicht an, dass man sich auf Kosten der Bevölkerung nicht an Regeln halte und dass "die Leute an der Nase herumgeführt werden".

Auch Wolfgang Wagner aus dem Aspacher Teilort Rietenau ist verstimmt. Seine Beschwerde konterte die Verwaltung mit dem Verweis, dass die Stadion-Polizeiverordnung bei "Emissionen eines Rockkonzerts" greife - jedoch nicht bei Schlagern. Deshalb gelte in diesem Fall "auch nicht die zwingende, vorgeschriebene Bühnenausrichtung nach Nordwesten". Wagners sarkastischer Kommentar in Richtung Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner: "Übersetzt heißt das, nur bei einem Rolling-Stones-Konzert muss die Bühne nach Nordwesten gedreht werden - also praktisch nie."

Ebenso auf Verärgerung stieß die Nachricht, dass während des Konzerts entgegen vorherigen Abmachungen keine Lärmmessungen durchgeführt wurden. Ein Umstand, auf den auch der Schultes zunächst verschnupft reagierte. "Ich bin kurz vor dem Platzen; hier war der Veranstalter wortbrüchig, das wird Konsequenzen haben", polterte er im Gemeinderat. Wenige Tage danach bemühten sich die Beteiligten, das Thema niedriger zu hängen - offenbar, um Ferber und dessen Gattin nicht zu vergrätzen. Gegenüber der "Backnanger Kreiszeitung" erklärte Gerd Raichle (Freie Wählervereinigung): "Aspach ist jetzt was auf der Landkarte. Wir wollen Andrea Berg in unserer Gemeinde behalten und auch ihre Konzerte; es profitieren viele davon." CDU-Sprecher Peter Harnisch sieht's ähnlich: "Wir wären töricht, wenn wir Andrea Berg die Grundlage entziehen würden."

Bürgermeister Weinbrenner weilt derzeit in Urlaub und war deshalb am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar; auch von Ferbers Agentur in Aspach gab's keinen Rückruf. Der Konzertvorverkauf fürs Berg-Spektakel am 21. Juli 2012 wurde mittlerweile bis 15. September 2011 ausgesetzt. Dass dies ein Anzeichen sein könnte, dass das Event etwa nach Tripsdrill abwandert, wie in Aspach bereits gemunkelt wird, erscheint eher unwahrscheinlich - schließlich hatten die Investoren doch ihre zehn Millionen genau dafür hingeblättert, dass Andrea Berg weiter im Fautenhau singt.