Luft anhalten – und rein springen ins rund fünf Grad kalte Vergnügen Foto: Gottfried Stoppel

Beim Anbaden stürzen sich ein paar hart gesottene Schwimmer in den eiskalten See des Schorndorfer Oskar-Frech-Bads. Einer krault länger als alle anderen: Bruno Dobelmann, der Orca. Am Samstag, 12. März, wird der See nochmals für Eisschwimmer geöffnet.

Schorndorf - Alle Jahre wieder. Immer Anfang März ist es so weit. Sonntagmittag, Punkt zwölf Uhr: Ein paar hart gesottene Schwimmer stürzen sich im Oskar-Frech-Seebad in Schorndorf in das eiskalte Wasser des ehemaligen Ziegeleisees – entweder über die Rutsche oder vom Steg aus. Mit dem traditionellen Anbaden läutet das Freibad die Sommersaison ein.

Das Bad ist in den nächsten Wochen freilich noch nicht geöffnet. Aber an diesem ersten Sonntag im März darf geplanscht und geschwommen werden. Bei rund fünf Grad Wassertemperatur würde vermutlich eh kaum jemand öfter kommen. Mit dem Anbaden beginnt der Verkauf der Dauerkarten für die Sommersaison. Bis einschließlich Sonntag, 1. Mai, gebe es auf die Tickets zehn Prozent Preisnachlass, sagt Jörg Bay, der Betriebsleiter der Schorndorfer Bäder.

Zwei Mädchen liegen mit dem Bikini bekleidet auf dem Steg

Er ist eben für ein paar wenige Minuten im See geschwommen. Zusammen mit seiner vierjährigen Tochter Mara sowie ein paar Kollegen und geschätzt knapp zwei Dutzend Badegästen. Ein Schwimmer sagt augenzwinkernd, dass die Eisschwimmer eigentlich 20 Prozent Preisnachlass bekommen müssten. Bay kontert die Anfrage keck: „oder einen Vergnügenszuschlag“.

Die älteste Schwimmerin ist an diesem Tag Margot Heunisch aus Winterbach. Die 74-jährige Dame steigt eben aus dem Wasser und antwortet auf die Frage „Wie war’s?“ kurz und knapp mit einem einzigen Wort: „kalt“. Pünktlich zum Anbaden lacht die Sonne für ein paar Minuten vom Himmel. Zwei Mädchen liegen bei fünf Grad Lufttemperatur nur mit dem Bikini bekleidet auf dem Holzsteg. Ein paar Männer stürzen sich vom Sprungbrett ins Wasser.

Nur einer krault noch: der Orca, Bruno Dobelmann

Schon nach einigen Minuten ist Schluss – jedenfalls für die allermeisten. Die tollkühnen Eisbader wärmen sich bei Glühwein oder Kinderpunsch. Manche vertilgen eine heiße Rote. Nur einer krault noch: Bruno Dobelmann. Der Eiswasser- und Langstreckenspezialist aus Stuttgart nutzt die Gelegenheit für eine kleine Trainingseinheit. Er spult im Eiswasser kurz mal 1000 Meter herunter. Dobelmann alias Orca ist nicht der schnellste Schwimmer, wohl aber einer der im eiskalten Wasser nicht so schnell aufgibt. Nach dem Anbaden erzählt er im kleinen Kreis, dass er kürzlich als erster europäischer Schwimmer überhaupt dreimal innerhalb von weniger als 24 Stunden die sogenannte Eismeile absolviert habe.

Dreimal 1609 Meter im rund vier Grad kalten Lippesee bei Paderborn. Eigentlich habe er die Meile sogar fünfmal schwimmen wollen, „aber nach der dritten bin ich in eine Glasscherbe getreten“. Die erste Eismeile sei er 50 Minuten lang im Wasser gewesen – wohlgemerkt nur mit einer Badehose und einer Badekappe bekleidet. Für die zweite Meile habe er 42 Minuten benötigt und für die dritte 41 Minuten.

See ist am 12. März nochmals für Eisschwimmer geöffnet

Nach den 1000 Metern im Schorndorfer Seebad zittert Dobelmann wie wild. Alles kein Problem, sagt er. Gewöhnung und Übung sei alles. Im Winter schwimme er oft im Plüderhausener See. Im kommenden Winter, sagt Dobelmann, wolle er die Straße von Gibraltar packen – rund 17 Kilometer bei 13 Grad Wassertemperatur.

Das Anbaden geht zu Ende. Bay sagt, das Seebad werde am kommenden Samstag, 12. März, während des Schorndorfer 24-Stundenschwimmens im benachbarten Hallenbad, ausnahmsweise nochmals für Eisschwimmer geöffnet. Zwischen 12 Uhr und 15 Uhr stünden wieder Rettungsschwimmer bereit, um für den Fall der Fälle einzugreifen.