Die zwei Gebäude des Staatsarchivs (in der Bildmitte neben den Parkplätzen) eröffnen Chancen der Stadtentwicklung. Foto: Google Earth

Wenn das Staatsarchiv aus der Innenstadt von Ludwigsburg abgezogen wird, könnte sich eine riesige Entwicklungschance für die City bieten, findet unser Kommentator Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - Es liegt im Herzen der Stadt und belegt historisch wunderschöne Gebäude. Das Staatsarchiv ist eine wichtige Einrichtung, die zum Anspruch von Ludwigsburg passen – aber an dieser Stelle sind die Aktenberge falsch aufgehoben. Würde es dem Oberbürgermeister Werner Spec gelingen, diese Einrichtung im geplanten Hochhaus am Kepler-Dreieck nahe des Bahnhofs oder anderswo repräsentativ unterzubringen, wäre ein Filetstück in Toplage zur Entwicklung frei.

Das wäre ein großer Durchbruch, weil es eine zentrale Stelle beleben würde. Egal ob Studenten, Cafés, eine Markthalle oder Kreative dort einzögen: Es gäbe eine starke Dynamik in der Stadt. Und eröffnete die Chance, eine seit Jahren geführte Diskussion um den Schiller- und Arsenalplatz zu einem guten Abschluss zu bringen. Ohne den Verbindungsgang der beiden Archivgebäude gäbe es Platz für eine große Tiefgarage. Und die oberirdischen Parkplätze könnten ohne Verlust von Abstellmöglichkeiten einem grünen Park weichen.

Die historische Chance ergreifen

Es spricht für die Umsicht der Stadtverwaltung, dass sie diese historische Chance ergreifen und schnell handeln möchte. Denn wenn das Staatsarchiv erst einmal seine Gebäude für viele Millionen modernisiert und die Magazine unterirdisch erweitert, wäre der Standort auf Jahrzehnte zementiert. Es gilt auch, behutsam vorzugehen und die ehrwürdige Institution nicht zu vergraulen. Aber auch die Historiker bekämen eine Chance, in moderne und ideal für ihre Anforderungen angepassten Räumlichkeiten zu ziehen. Solch große Areale werden selten direkt mitten in der Stadt frei. Ludwigsburg hat in den vergangenen 20 Jahren viele Möglichkeiten gehabt, indem ehemalige Kasernengebäude mit neuem Leben gefüllt wurden.

In einer derart zentralen Lage wäre das Staatsarchiv aber wohl die letzte Chance für einen großen Rundumschlag in den nächsten Jahren. Es bleibt zu hoffen, dass die Diskussion im Gemeinderat darüber abseits der zementierten Schützengräben zwischen Auto- und Fahrradfraktion geführt wird und sich nicht in kleinlichen Detailstreitereien verliert.