Holger Badstuber kassierte die gelb-rote Karte. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der VfB hat auch das zweite Heimspiel gegen einen Außenseiter verloren. Nach dem 0:1 gegen Kiel muss der Club um Holger Badstuber bangen – und hat zudem ein sportliches Problem, wie wir in der „Fünferkette“ analysieren.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat auch das zweite Heimspiel in Folge gegen ein Kellerkind der zweiten Liga verloren. Dem 1:2 gegen das Schlusslicht SV Wehen-Wiesbaden folgte nun eine 0:1-Niederlage vor 54.176 Zuschauern gegen Holstein Kiel. „Wir wollten aus diesen beiden Spielen mit vier bis sechs Punkten heraus kommen – jetzt sind es null Punkte. Das gefällt uns nicht“, sagte der Sportdirektor Sven Mislintat nach dem goldenen Tor durch Kiels Jae Sung Lee (55.).

Tatsächlich erlebt der VfB seine erste Krise in dieser Zweitligasaison. Gewinnt Arminia Bielefeld am Montag sein Heimspiel gegen den Hamburger SV, fallen die Stuttgarter aus den direkten Aufstiegsrängen. Für weiteren Wirbel sorgte der Innenverteidiger Holger Badstuber, der Gelb-Rot sah und sich danach noch ein verbales Foulspiel leistete.

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Spielidee Sechs neue Spieler rotierte der Trainer Tim Walter im Vergleich zum 1:2 gegen Wehen-Wiesbaden in seine Mannschaft hinein. Der VfB spielte erstmals im 4-3-3-System – doch ein lebendiges, effizientes Spiel kam nicht zustande. Auch, weil einige Schachzüge Walters nicht aufgingen. So stand etwa der 19 Jahre junge Roberto Massimo erstmals in der Startelf – war aber bis zu seiner Auswechslung in der 56. Minute taktisch und von der Durchsetzungskraft her überfordert.

„Wir belohnen uns nicht für unseren Aufwand“, resümierte der Stuttgarter Cheftrainer Tim Walter: „Wir bekommen den Ball nicht über die Linie.“ Tatsächlich aber hatte der VfB, der sich mit den tief stehenden Kielern sehr schwer tat, gar nicht so viele Chancen. So scheiterte Silas Wamangituka mit einem Schuss an der Unterkante der Latte (35.); dann fand Nicolas Gonzalez freistehend im Kieler Schlussmann Ioannis Gelios seinen Meister 45.). Doch viel mehr Zählbares sprang nicht heraus.

Spielentscheider „Wenn man die Gelb-Rote Karte kriegt, ist man immer selber Schuld“, sagt Tim Walter zu der Hinausstellung von Holger Badstuber in der 53. Minute. Der VfB-Innenverteidiger hatte in der ersten Halbzeit Kiels van den Bergh rüde von den Beinen geholt und war nach der Pause Janni Serra in die Hacken gelaufen, ehe er ihn am Trikot zupfte. Wenig später fiel das Tor durch Kiels besten Mann, den Stürmer Jae Sung Lee, bei dessen Kopfball-Bogenlampe zum 1:0 (55.) der VfB-Torhüter Gregor Kobel keine Chance hatte. Dabei schaute der Verteidiger Emiliano Insua, der generell einen rabenschwarzen Tag erwischte, nur zu anstatt beherzt in das Kopfballduell zu gehen.

Spielentscheidend „Das war definitiv der Genickbruch“, sagte Tim Walter zu der Hinausstellung von Holger Badstuber. Nach dem Spiel war der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger noch bei Schiedsrichter Benedikt Kempkes in der Kabine, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Denn möglich erscheint, dass Badstuber eine längere Sperre erwartet. Normal wäre er bei Gelb-Rot nur für ein Spiel gesperrt. „Wer den Fußball kennt, der weiß, dass es hier nicht immer zaghaft zugeht“, sagte der Trainer Tim Walter. Und der Sportdirektor Sven Mislintat ergänzte: „Für beide Aktionen kann man Holger die Gelbe Karte geben. Aber man muss auch berücksichtigen, dass seine Aussagen danach aus der Emotion heraus mit heißem Herzen kamen.“

Wortspiel „Ihr pfeift nur nach den Regeln. Ihr habt kein Gefühl mehr. Ihr seid Muschis geworden.“ Die Tirade von Holger Badstuber in Richtung der Schiedsrichter wurde über die Mikrofone im Innenraum des Stadions öffentlich.

Spielpan Dem VfB stehen nun zwei Partien beim Hamburger SV bevor. Zunächst geht es in der zweiten Liga am nächsten Samstag (13 Uhr) um Punkte. Am darauf folgenden Dienstag, 29. Oktober (18.30 Uhr) tritt die Elf von Trainer Tim Walter dann in der zweiten DFB-Pokalrunde im Volksparkstadion an.