Karl-Thomas Neumann Foto: dpa

Der scheidende Opel-Chef Karl-Thomas Neumann könnte in wenigen Monaten den Audi-Chef Rupert Stadler ablösen. Er bringt das nötige Rüstzeug mit, analysiert Matthias Schiermeyer.

Rüsselsheim - Dass Audi-Chef Rupert Stadler seinen erst im Mai bis 2022 verlängerten Vertrag nicht erfüllen darf, zeichnet sich immer deutlicher ab. Der Vorstandsvorsitzende ist aufgrund diverser Fehler zumindest in bedeutenden Teilen des Aufsichtsrates und womöglich auch an der Konzernspitze in Ungnade gefallen. Was einen Abgang bisher verhindert hat, war eher die Tatsache, dass kein geeigneter Nachfolger für ihn verfügbar war, wie es im Umfeld des Aufsichtsgremiums heißt.

Geeignete Besetzung für den Audi-Chefsessel

Diese Perspektive ändert sich mit dem Abgang von Karl-Thomas Neumann bei Opel. Der 56-Jährige wäre eine geeignete Besetzung für den Chefsessel bei Audi. So erfüllt er Informationen dieser Zeitung zufolge den Anspruch, den VW-Konzern gut zu kennen, denn dort ist er zum Topmanager aufgestiegen. Von September 2010 bis August 2012 war er Präsident und CEO der Volkswagen Gruppe China in Peking, nachdem er davor schon diverse Führungsämter bei VW bekleidet hatte. Nach seiner Zeit bei Continental hatte Neumann Ende 2009 bei VW die konzernweite Verantwortung für Elektroantriebe übernommen. Bei den Arbeitnehmern hat er einen guten Stand. Als „äußerst fähigen Automanager“, der den direkten Draht zu den Mitarbeitern suche und sich vor die Belegschaft stelle, beschreibt Ex-Betriebsratschef Klaus Franz „KTN“, wie sie ihn intern nennen. „Er hatte den vollen Rückhalt der Opelaner.“

Gebürtiger Niedersachse

Dies alles macht sich gut in der Bewerbungsmappe des gebürtigen Niedersachsen, der für die Zukunft des Automobilbaus steht. Bis die Übernahme durch PSA vollzogen sei, wolle er Teil der Opel-Geschäftsführung bleiben, twittert Neumann. Das passt, denn so bleibt Zeit bis ungefähr zum Jahresende, um die gesamte Führungssituation bei Volkswagen auf den Prüfstand zu stellen. Denn der 64-jährige VW-Chef Matthias Müller will Mitte 2020 wohl aufhören und den Nachfolgeprozess selbst einleiten. Denkbar wäre somit, dass Neumann in einigen Monaten Stadler bei Audi ablösen und später, wenn alles glatt läuft, die Führung des Konzerns übernehmen könnte.