Auch in Deutschland ein Problem: Erwachsense, die nicht lesen und schreiben können. Foto: dpa

Viele lesen nicht viel, oder gern – und manche können’s sogar überhaupt nicht: Das ist nicht nur ein Thema für ferne Länder, sondern auch bei uns . Denn es hat auch was mit Freiheit und Demokratie zu tun.

Stuttgart - Früher war keineswegs alles besser, auch wenn manche nicht müde werden, das zu behaupten. In den alten Zeiten war es keineswegs üblich, dass Jung und Alt, vom Bauer bis zum Edelmann alle den lieben langen Tag gern und viel gelesen hätten. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein konnten die meisten Deutschen gar nicht oder nur das wirklich Nötigste lesen. Und selbst wenn sie lesen konnten, haben sie darum noch nicht zwingend alle Goethe, Schiller oder Fontane verschlungen.

Trotzdem waren sich gerade im 19. Jahrhundert die Freunde von Demokratie und Freiheit einig, dass eine gute Bildung möglichst aller und just die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben eine Voraussetzung dafür ist, das Leben aller zu verbessern und eine gerechte Gesellschaft aufzubauen.

Wenn rund 200 Jahre nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen rund 7,5 Millionen Menschen in diesem Land nicht richtig lesen und schreiben können, ist es jede Anstrengung wert, diese Zahl zu verringern. Denn nur mit Fotos und Emojis wird es selbst in der Whatsapp-Gruppe auf Dauer langweilig. Lieber mehr lesen statt nur labern – einfach, weil’s interessanter ist. Manche Ideale sind schon älter. Aber das allein spricht nicht gegen sie.