Jetzt rund um die Uhr besetzt: Der Standort Oberstenfeld, von dem aus etwa im Januar ein Notarzt ausrückte. Foto: KS-Images/Karsten Schmalz Foto:  

Wenn es um Leben und Tod geht, zählen Minuten. Im Landkreis Ludwigsburg arbeiten jetzt auch die Notarzt-Standorte Oberstenfeld und Enzweihingen im 24-Stunden-Betrieb.

Die Rettungsorganisationen haben aufgerüstet: Seit dem 1. April arbeiten auch die Notarzt-Standorte in Oberstenfeld und im Vaihinger Teilort Enzweihingen im 24-Stunden-Betrieb. Bislang gab es dort nur einen Tagesbetrieb.

An den Standorten Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg und Ditzingen war zuvor schon rund um die Uhr ein Notarzt direkt an der Wache oder im nahe gelegenen Krankenhaus verfügbar. Dazu wechseln sich die Ärztinnen und Ärzte im Schichtdienst ab. Ludwigsburg ist dazu der einzige Ort im Kreis, der gleich mit zwei Notarzteinsatzfahrzeugen besetzt ist. Sie stehen gleich gegenüber des Klinikums in der Erlachhofstraße, sodass die jeweiligen Notärzte in wenigen Minuten dort sein können.

Fünf Notarztstandorte mit Einsatzwagen, ein Rettungshubschrauber

Vier Rettungsorganisationen teilen sich den Versorgungsauftrag für den Landkreis, in dem rund 550 000 Einwohner auf einer Fläche von fast 700 Quadratkilometern leben: das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Johanniter und die Malteser. Für Hubschraubereinsätze ist die DRF Luftrettung mit Sitz in Filderstadt zuständig, die mit Notärzten des Klinikums Ludwigsburg zusammenarbeitet und deren Hubschrauber auf dem Flugplatz Pattonville stationiert ist.

Nur das DRK und der ASB unterhalten eigene Notarzt-Standorte mit Notarzteinsatzfahrzeugen. Der ASB ist für Oberstenfeld, Ditzingen sowie Ludwigsburg zuständig, das DRK für Einzweihingen und Bietigheim-Bissingen. Koordiniert werden alle Einsätze von der zentralen Leitstelle in Ludwigsburg aus, bei der die Notrufe eingehen.

Deutliche Verbesserung für den Landkreis Ludwigsburg

Die Einwohnerzahlen des Landkreises und die Größe der Fläche, auf der etliche abgelegene kleine Ortschaften zu finden sind, machen deutlich, wie wichtig möglichst kurze Wege sind. Daniel Groß, der aktuell den Vorsitz des Bereichsausschusses für den Rettungsdienst im Bereich Ludwigsburg innehat, betont, mit der Verlängerung der Zeiten in Oberstenfeld und Enzweihingen werde die rettungsdienstliche Versorgung im Landkreis deutlich verbessert.

Was den meisten nicht bewusst ist: Im Rettungswagen fährt nicht automatisch ein Notarzt mit. Der wird erst im Bedarfsfall angefordert und gelangt mit einem anderen Fahrzeug an den jeweiligen Einsatzort. „Die Rettungswagen sind mit einem Rettungssanitäter und einem Notfallsanitäter besetzt, vor allem der Notfallsanitäter ist hoch qualifiziert“, erklärt der ASB-Verwaltungsleiter Martin Rösch.

Vom Klinikum Ludwigsburg wird kein Notfall weitergeschickt

Nun ist die Versorgung mit Rettungswagen das eine, die Weiterversorgung im Krankenhaus das andere. Mitarbeiter der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Klinikum Ludwigsburg hatten im letzten Sommer einen Brandbrief an die Geschäftsführung geschickt und darin eine menschenwürdige Behandlung der Patienten und des Personals gefordert. Es gebe zu wenige Betten auf den Normalstationen und Behandlungsverzögerungen, da aus der ZNA nicht verlegt werden könne. Inzwischen gab es dort mehrere Gespräche, auch dank fachkundiger externer Berater wurde ein Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Lage erstellt. „Mittel- bis langfristig wird es Änderungen geben“, sagt Kliniken-Sprecher Alexander Tsongas. Doch auch jetzt sei gewährleistet, dass selbst zu Zeiten außergewöhnlich hoher Patientenzahlen in der Notaufnahme die Übergabe von den Rettungsdiensten funktioniere. „Nur in Bietigheim kann es vorkommen, dass die Rettungsdienste gebeten werden, nach Ludwigsburg weiterzufahren, weil alle Betten belegt sind.“ Das Klinikum Ludwigsburg sei ein Maximalversorger, da würden keine Notfallpatienten zurückgewiesen. Auch Daniel Groß erklärt, die Zusammenarbeit mit der ZNA funktioniere: „Mir ist zumindest nichts anderes bekannt.“

Notarzt, Notfallsanitäter und Rettungssanitäter

Notarzt
Ärzte, die als Notfallmediziner arbeiten möchten, brauchen dafür eine Zusatzausbildung. Häufig sind Anästhesisten in der Notfallmedizin tätig, da ein Schwerpunkt ihrer Facharztausbildung bereits auf dem Erkennen existierender oder drohender Notfallsituationen liegt.

Notfallsanitäter
Ihre Ausbildungszeit beträgt drei Jahre. Sie haben die höchste nicht-ärztliche Qualifikation im Rettungsdienst und sollen im äußersten Notfall auch invasiv eingreifen, solange kein Notarzt anwesend ist. Rettungssanitäter Sie fahren in der Regel die Einsatzfahrzeuge und assistieren dem höher qualifizierten Notfallsanitäter.