Die Geräte zur Geschwindigkeitskontrolle entlang der A 8 auf der Albhochfläche behalten vorerst den Status von Attrappen. Foto: Piechowski

Geld für neue Blitzer: Land plant an der A8 Tempokontrollen zwischen Leonberg und Wendlingen.

Stuttgart - Das Innenministerium bekommt eine zusätzliche Million Euro für Blitzer an der A8. Damit will es aber nicht wie erwartet die seit Jahren kaputte Anlage auf der Albhochfläche reparieren. Vorgesehen sind vielmehr vier neue Blitzer auf der A8 in der Nähe von Stuttgart.

Die Verhandlungen des Innenministeriums mit dem Finanzministerium über einen zusätzlichen Posten im Haushalt haben sich aus Sicht des Innenministeriums gelohnt. "Wir bekommen rund eine Million Euro bewilligt", bestätigt Sprecher Günter Loos Informationen unserer Zeitung. Allerdings bestätigt er nicht, dass damit wie erwartet die defekten zwölf im Volksmund Starenkästen genannte Geräte auf der A8 zwischen Hohenstadt (Kreis Göppingen) und Ulm repariert werden. "Das Innenministerium strebt an, zuerst an anderer Stelle der A8 etwas zu tun", sagt Loos. Was konkret, müsse wiederum mit dem Verkehrsministerium abgestimmt werden.

Jeweils zwei Blitzer pro Fahrtrichtung

Wie aus Kreisen der Polizei zu vernehmen ist, soll anstatt der Albhochfläche die Strecke Leonberg-Wendlingen mit jeweils zwei Blitzern pro Fahrtrichtung ausgestattet werden. Hier errichten Arbeiter zurzeit eine neue Anlage mit flexiblen Verkehrszeichen, mit denen der Verkehr ab Mai 2012 flüssiger als bisher fließen soll. Mit Hinweisen, die der Verkehrslage oder der Witterung angepasst werden, wollen Bund und Land hier 30 Prozent Staus und Unfälle vermeiden. Bisher sind 37 von 55 Trägerbrücken errichtet worden.

Eine Überwachung der Anlage war zunächst verworfen worden, da die verfügbare Kontrolltechnologie nicht mit den üblichen Mitteln der Polizei kompatibel sei. Inzwischen ist für dieses Problem offenbar eine Lösungen gefunden worden. Dafür kostet die Aufrüstung allerdings auch mehr als eine Million Euro - die laut Günter Loos nicht zulasten des Polizeietats geht.

Ausbau auf sechs Spuren

Grund für den Kurswechsel ist, dass die A8 zwischen Hohenstadt und Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) auf sechs Spuren erweitert werden soll, wenn direkt daneben die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm gebaut wird. Das Regierungspräsidium Tübingen hat die Projekte zusammen geplant, um Kosten zu sparen. Die Neubaustrecke soll 2019 fertig sein. Vorher sollen die flexiblen Verkehrszeichen an der A8 nicht umfassend repariert werden. "Das macht keinen Sinn, da viel Geld auszugeben, und nachher muss die Anlage wieder umgebaut werden", sagt Polizeidirektor Klaus Trautmann vom Landespolizeipräsidium in Stuttgart.

Zumal die Brücken mit den Verkehrszeichen zwar in die Jahre kommen, aber bei der Verkehrspolizei trotzdem noch als zuverlässig gelten. Und die insgesamt zwölf Blitzer in beiden Fahrtrichtungen sind zwar seit Ende 2008 defekt, tun aber dennoch ihren Dienst.

Weniger Unfälle am einstigen Unfallschwerpunkt

Weniger Unfälle am einstigen Unfallschwerpunkt

Nach Informationen unserer Zeitung ist die Zahl der Unfälle am einstigen Unfallschwerpunkt Albhochfläche in diesem Zeitraum sogar gesunken, von 203 im Jahr 2007 auf 168 im Jahr 2010. Die Polizei führt diese Entwicklung auf stabilere Wetterverhältnisse zurück und darauf, dass die Anlage im 20. Jahr des Betriebs zu den bundesweit bekannten Blitzern gehört. Der Verkehr fließt dort laut Klaus Trautmann meist mit reduzierter Geschwindigkeit.

Das Beispiel zeigt allerdings auch, dass es sinnvoll ist, die Einhaltung der Vorgaben in den ersten Jahren zu überwachen. Die Anzahl der Unfälle ging zwar schon 1992, also im Jahr nach der Inbetriebnahme, um 30 Prozent zurück. Die Zahl der geblitzten Verkehrsteilnehmer war aber auch nach Installation der Radargeräte im Jahr 1997 noch vergleichsweise hoch. 2008 wurden allein am Drackensteiner Hang 2303 Fahrer geblitzt, die mehr als 21 Kilometer pro Stunde zu schnell waren.

Eine Million Euro für Messgeräte

"Wir werden da oben in den nächsten Jahren höchstens mobil messen", sagt Klaus Trautmann. Auch dieser Teil der Polizeiausrüstung soll besser werden - der Polizeietat beinhaltet ebenfalls gut eine Million Euro für Messgeräte.

Bis Mai 2012 muss nun das Konzept für die Strecke Leonberg-Wendlingen erarbeitet werden. Unklar ist laut Trautmann, was aus den starren Tempolimits wird, die es abgesehen vom letzten Teilstück zwischen Esslingen und Wendlingen überall gibt. Eine Möglichkeit ist, das starre Tempo 120 zwischen Leonberg und Esslingen wieder aufzuheben und die Geschwindigkeit künftig mit der Anlage flexibel zu steuern.

Denkbar ist aber auch, dass die Anlage das Tempo rund um die Uhr bei 120 Kilometer pro Stunde deckelt. Verkehrspolizist Trautmann ist vor allem wichtig, dass die Blitzer nur dort stehen, wo es um die Verkehrssicherheit geht und nicht um Lärm oder Luftverschmutzung. "Wenn die dreispurige Autobahn mitten in der Nacht frei ist", sagt Klaus Trautmann, "und es blitzt trotzdem bei 120, dann kommt wieder die Diskussion über Abzocke auf." Mit diesem Vorwurf will die Polizei freilich nichts zu tun haben.