Das Schöffengericht des Waiblinger Amtsgerichts tagte. Foto: Pascal Thiel

Die Opfer erkennen den Angeklagten vor Gericht wieder. Der Mann soll zwei Teenager am Ostermontag auf dem Hof des Salier-Schulzentrums angegriffen haben.

Waiblingen - Am 3. April, dem Ostermontag, ist es am Abend zu einem Zwischenfall auf dem Hof des Waiblinger Salier-Schulzentrums gekommen, der nun ein Nachspiel vor dem Waiblinger Amtsgericht hat. Vor dessen Schöffengericht muss sich ein 24-Jähriger verantworten, dem vorgeworfen wird, zwei 17-jährige Mädchen angegriffen zu haben, die zusammen mit der zwölfjährigen Schwester der einen auf dem Schulhof waren, um zu quatschen und Musik zu hören. „Im Wesentlichen“ hat der Angeklagte die Tat zwar am ersten Prozesstag im August als Erklärung einer seiner beiden Anwälte zugegeben, danach in der eigenen Aussage aber wieder etwas anderes gesagt. Spannend war deshalb, was die beiden Mädchen zu sagen hatten. Diese wurden nun am Montag vom Gericht gehört.

„Hibbeligen“ Mann wiedererkannt

„Wir haben nicht besonders laut Musik gehört“, sagte die eine, die mittlerweile eine Lehrstelle angetreten hat. Plötzlich sei der Mann auf dem Schulhof aufgetaucht. „Mir ist er gleich seltsam vorgekommen, weil er so gelacht hat“, sagte sie. Das sei auch der Fall gewesen, als der ihr fremde Mann Geld und ihre Handys forderte. Plötzlich sei er rabiat geworden. „Er hat mich am Hals gepackt und gegen einen Pfosten gedrückt. Und dann hat er gesagt, ich nehm dir jetzt die Brille weg“, was er auch getan habe. Sie habe ihrer Freundin auf albanisch zugerufen, sie solle die Polizei rufen. Das Wort „Polici“ habe der Mann offensichtlich verstanden, denn er sei sofort auf ihre Freundin zugerannt, die bereits ihr Mobiltelefon in der Hand hatte.

„Ich habe ihm zugerufen, dass ich die Polizei nicht angerufen hätte“, berichtete diese, die auch als Nebenklägerin in dem Prozess auftritt. Der „hibbelige“ Angeklagte, den beide wiedererkannten, habe sie jedoch zu Boden gestoßen und versucht, ihr das Telefon wegzunehmen. Dabei habe er ihr die Finger verdreht und mehrmals mit dem Fuß gegen ihren Oberkörper getreten. Die Folge waren eine gebrochene Rippe, Prellungen und Schürfwunden. „Ich bin bis heute in Behandlung, weil ich Schmerzen im Brustkorb habe und Schwierigkeiten beim Atmen“, berichtete die mittlerweile 18 Jahre alte Nebenklägerin, die während des Angriffs Todesangst hatte. Schließlich habe der Angreifer gedroht, sie würden „tot auf dem Boden liegen“, wenn sie nicht machten, was er wollte.

Verhandlung wird unterbrochen

Ein Polizist, der in der Nähe des Tatorts wohnt, hörte die Schreie auf dem Schulhof und kam den jungen Frauen zu Hilfe. Zusammen mit einem weiteren Passanten gelang es ihm, den randalierenden Mann festzuhalten, bis ein Streifenwagen eintraf.

Der 24-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt und hat eine Reihe von Vorstrafen. Inwiefern die Tat mit dem Konsum von Drogen oder Alkohol zu tun hat, konnte am Montag nicht geklärt werden. Der Vorsitzende Richter unterbrach die Sitzung, weil seiner Meinung nach die Befragung des sachverständigen Psychiaters durch die Verteidiger ausuferte. Am 8. Oktober soll die Verhandlung fortgesetzt werden.